Sommer gefragt, der Winter auch TUI profitiert "sprunghaft" von FTI-Pleite
20.06.2024, 17:10 Uhr Artikel anhören
Laut TUI gehört Vietnam als Reiseziel zu den Shootingstars.
(Foto: picture alliance / imageBROKER)
Die Deutschen sind in Urlaubslaune und lassen sich die auch nicht von der FTI-Insolvenz vermiesen. Im Gegenteil: Aufgrund der hohen Nachfrage baut TUI sein Sommerangebot kurzfristig in "aller Herren Länder" aus. Auch die Wintersaison beginnt verheißungsvoll. Gefragt sind primär exotische Reiseziele.
Der Reiseriese TUI hat wegen der Pleite des Konkurrenten FTI sein Angebot ausgebaut und will seinen Marktanteil steigern. In den vergangenen beiden Wochen seien die Buchungen für Sommerreisen sprunghaft angestiegen, erklärte Stefan Baumert, Chef von TUI Deutschland. Man habe auf "die aktuellen Veränderungen im deutschen Reisemarkt" schnell mit 300.000 zusätzlichen Plätzen im Programm reagiert. Vor allem in der Türkei und Ägypten, aber auch auf den Balearen, Kanaren sowie in Griechenland und den Arabischen Emiraten habe TUI rasch Verträge mit Hotels und Partnern geschlossen, um frei werdende FTI-Kontingente zu sichern. "Wir sind gleich ausgeschwärmt in aller Herren Länder", sagte Baumert.
FTI aus München, nach TUI und Dertour die Nummer drei in Deutschland, hatte Anfang Juni Insolvenz angemeldet. Dem Unternehmen ging das Geld aus, weil schon länger herrschende Zweifel an der Zukunftsfähigkeit des Reiseveranstalters Buchungen einbrechen ließen. Die Rettung durch einen neuen Eigentümer zerschlug sich. Der Staat wollte nicht erneut einspringen, da FTI die erhaltene Corona-Hilfe nicht zurückzahlen konnte.
"Die FTI-Insolvenz ist auf der einen Seite erst mal tragisch und bewegend, auf der anderen Seite eine Chance für uns, Marktanteile zu holen", sagte Baumert. Das versuchten andere Reiseveranstalter wie Dertour oder Alltours auch, erklärte der Tourismusmanager. Konkrete Zahlen wollte er nicht nennen. Zu den rund 300.000 zusätzlichen Gästen im Sommer kommen ihm zufolge im Winter aber weitere 150.000 Gäste hinzu, die sonst bei FTI gebucht hätten.
Keine steigenden Preise
Bei einer Gästezahl von sechs Millionen hierzulande in diesem Jahr wäre das ein Plus bei TUI von 7,5 Prozent. Für 2024 erwartet Baumert einen prozentual stärkeren Wachstumseffekt als 2023, weil die ersten Monate dieses Jahres bisher nicht dabei waren.
Steigende Reisepreise durch den Wegfall eines großen Anbieters erwartet der Branchenprimus nicht. "Die Marktkapazität ändert sich nicht, sie verteilt sich nur auf andere Veranstalter", erklärte Baumert. TUI könnte für einen Teil der von der FTI-Pleite betroffenen 11.000 Mitarbeitenden weltweit der neue Arbeitgeber werden. "Wir haben freie Stellen, das sind gut ausgebildete Leute, das sollte passen."
Winter-Buchungen laufen gut an
Trotz Inflation und gestiegener Reisepreise erwartet der Marktführer eine starke Hauptsaison. "Die Urlaubsziele rund ums Mittelmeer sind beliebter denn je und sorgen dafür, dass wir die schon gute Buchungslage aus dem vergangenen Sommer noch mal übertreffen können", sagte Baumert. Mallorca ist das beliebteste Reiseziel der TUI-Kunden, auch die spanischen Kanaren-Inseln sind gefragt. Proteste von Einheimischen auf Teneriffa oder Mallorca über Folgen des Massentourismus, in erster Linie der Mangel an erschwinglichem Wohnraum, haben Urlauber demnach nicht abgeschreckt. Die türkische Ferienregion Antalya liegt bei TUI auf Platz zwei, gefolgt von Griechenland.
Der Trend des extrem heißen Sommers im vergangenen Jahr zu einer längeren Saison hält an. So weitet TUI die Saison auf Kreta bis Ende November aus. In der Wintersaison gebe es so wie für den Sommer einen starken Frühbuchertrend mit zweistelligem Buchungsplus, erklärte Baumert. Fernreisen erholten sich nun vollständig vom Einbruch der Corona-Krise. Hier sei ein Trend zu exotischen Reisezielen in Asien mit Thailand als Nummer eins und Vietnam als Shootingstar zu verzeichnen.
Auch die Zielregion Afrika will TUI mit neuen eigenen Hotels vergrößern, etwa auf Sansibar im Indischen Ozean vor Ostafrika oder Gambia am Atlantik im Westen. Reisen verteuerten sich um zwei bis drei Prozent, der Inflationsrate entsprechend. Fernreisen rangierten hier wegen der gestiegenen Flugpreise am oberen Ende der Spanne.
Quelle: ntv.de, chr/rts