Wirtschaft

Einmalzahlung und Bonus Tarifabschluss in Chemiebranche unter Inflationsrate

Die Entgelte in der Chemiebranche steigen in zwei Stufen um 6,5 Prozent.

Die Entgelte in der Chemiebranche steigen in zwei Stufen um 6,5 Prozent.

(Foto: picture alliance / Panama Pictures)

Die mehr als eine halbe Million Tarifbeschäftigten in den deutschen Chemiebetrieben bekommen in zwei Stufen mehr Geld. Arbeitgeber und Gewerkschaften einigten sich auf Entgelterhöhungen - allerdings unterhalb des Preisanstiegs. Dafür soll der Inflations-Bonus voll ausgeschöpft werden.

Gewerkschaft und Arbeitgeber haben sich mitten in der Energiekrise auf ein neues Tarifpaket für die 580.000 Beschäftigten der Chemieindustrie geeinigt. Das Tarifpaket sieht der IG BCE zufolge Sonderzahlungen von insgesamt 3000 Euro pro Kopf vor, zudem greifen zum Januar 2023 und 2024 tabellenwirksame Entgelterhöhungen von je 3,25 Prozent. Wie die Gewerkschaft mitteilte, macht das in Summe 6,5 Prozent. Die Laufzeit des Tarifabschlusses beträgt 20 Monate.

"Dieser Abschluss hat Signalwirkung über die Branche hinaus", sagte IG-BCE-Chef Michael Vassiliadis. "Beweist er doch, dass gut gemachte Tarifpolitik zentraler Baustein eines gesamtgesellschaftlichen Bollwerks gegen Inflation und Energiekrieg sein kann." Es sei zudem die höchste Tariferhöhung in der Chemie seit mehr als 30 Jahren. "Mit diesem Ergebnis halten wir die Balance zwischen der Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen und den Interessen unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter", sagte Kai Beckmann, Präsident des Arbeitgeberverbands BAVC.

Die Tariferhöhungen könnten von den Unternehmen aber aus wirtschaftlichen Gründen mittels Betriebsvereinbarung um bis zu drei Monate verschoben werden, für die Sonderzahlung gilt dies aber nicht, hieß es weiter. Mit dem "tariflichen Inflationsgeld" werde das Angebot der Bundesregierung, zur Entlastung der Menschen Zahlungen der Arbeitgeber von bis zu 3000 Euro steuer- und abgabenfrei zu stellen, voll ausgenutzt, teilte die Gewerkschaft weiter mit.

BASF zückt den Rotstift

Im April hatten sich Arbeitgeber und Gewerkschaft wegen der wachsenden Unsicherheiten infolge des Ukraine-Kriegs zunächst auf eine siebenmonatige Brückenlösung mit einer einmaligen Zahlung von 1400 Euro geeinigt. Unternehmen in Schwierigkeiten hatten die Möglichkeit, die Zahlung auf 1000 Euro zu verringern. Die IG BCE war in die dritte Verhandlungsrunde ohne eine konkrete Forderung gegangen, hatte aber auf eine nachhaltige tabellenwirksame Erhöhung der Entgelte gepocht.

Ursprünglich hatte die Gewerkschaft einen Tarifabschluss oberhalb der Teuerungsrate angestrebt. Zum Zeitpunkt der Forderung war die Inflation aber noch deutlich niedriger, bevor sie infolge des Ukraine-Kriegs auf neue Höchstwerte geklettert war. Im September war die Inflation in Deutschland mit 10,0 Prozent so hoch wie seit 1951 nicht mehr. Die Bundesregierung prognostiziert eine durchschnittliche Inflationsrate von acht Prozent in diesem Jahr und sieben Prozent 2023.

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Die Chemiebranche ist als größter industrieller Energieverbraucher in Deutschland von den explodierten Energiepreisen massiv betroffen. Für die Unternehmen ist Gas nicht nur der wichtigste Energieträger, sondern wird auch in großen Mengen zur Produktion ihrer Produkte benötigt. Ihnen fällt es immer schwerer, steigende Kosten durch höhere Preise an die Kunden abzuwälzen. Der weltgrößte Chemiekonzern BASF schrieb im dritten Quartal in Deutschland rote Zahlen und kündigte in der vergangenen Woche ein neues Sparprogramm an, das auch Stellenstreichungen vorsieht.

Die Chemiebranche mit 1900 Betrieben ist Deutschlands drittgrößter Industriezweig nach der Automobilindustrie und dem Maschinenbau. In der letzten Tarifrunde Ende 2019 hatten Arbeitgeber und IG BCE Einkommenserhöhungen im Gesamtvolumen von bis zu sechs Prozent vereinbart.

Quelle: ntv.de, jwu/rts/dpa

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