"Finden die AfD auch scheiße" True Fruits zofft sich mit Edeka
20.08.2021, 13:39 Uhr
Das nennt man wohl eine gelungene Werbeaktion: Edeka stellt Smoothie-Flaschen mit AfD-Etikettierung nicht in die Regale - und bringt dem Hersteller damit die erwünschte Aufmerksamkeit.
Für den Smoothie-Hersteller True Fruits könnte es kaum besser laufen. Das Unternehmen lieferte Flaschen an seine Kunden aus - bedruckt mit Auszügen aus den Wahlprogrammen von sechs der im Bundestag vertretenen Parteien. Edeka schickte daraufhin die AfD-Flaschen zurück und machte das öffentlich. Die Folgen waren absehbar: In sozialen Medien tobt ein Shitstorm, während andere entweder das eine oder andere oder sogar beide Unternehmen loben. Medien - wie ntv.de - berichten und machen die Aktion dadurch so richtig erfolgreich. True Fruits hat sein Ziel erreicht: maximale Aufmerksamkeit.
Was ist passiert? Der Safthersteller hat sechs der von ihm hergestellten Geschmacksrichtungen nach Parteien benannt - CDU, SPD, Grüne, Linke, FDP und AfD. Etikettiert sind die Flaschen mit Auszügen aus dem entsprechenden Wahlprogramm für die nahende Bundestagswahl - zwei der Aussagen sind allerdings ausgedacht. True Fruits nennt das ein "True-oder-false-Spielchen" und will damit auf die Website der Werbekampagne hinweisen, auf der zu sehen ist, welche Aussagen richtig und welche falsch sind.
Hier hätte die Aktion ein Ende finden können. Hat sie aber nicht. Denn Edeka stellte die AfD-Flaschen nicht ins Regal - und machte das öffentlich. "Danke für eure neue Lieferung, True Fruits Smoothies. Die AfD-Flaschen haben wir aber nicht bestellt, die gehen wieder zurück", so Edeka bei Facebook. Zu sehen ist eine Abbildung der Flasche mit der Ergänzung: "Rechts ist bei uns kein Platz im Regal."
Konsequenterweise legte True Fruits nach. "Liebe Edeka, ja, wir finden die AfD auch scheiße. Aber Aufklärung ist wichtiger als peinliches Social Signaling, wie ihr es hier versucht", heißt es in einem Instagram-Posting. "Deswegen haben wir mit unserem Parteiprogramm-Rätsel auch bewusst alle sechs großen Parteien des Deutschen Bundestags dargestellt, um jedem die Chance zu bieten, zu erkennen, wofür die Parteien stehen."
Abgesehen davon, dass im Bundestag nicht nur die CDU, sondern auch die CSU sitzt: True Fruits wirft Edeka vor, sich von der AfD nur deshalb zu distanzieren, um damit einen positiven Werbeeffekt zu erzielen. Das entbehrt nicht einer gewissen Ironie, weil der Smoothie-Hersteller genau das in seinem Instagram-Post selbst versucht. Daran ändert auch nichts, dass die Werbeagentur die Kampagne mit dem Ziel verkauft, "dass sich möglichst viele Leute ... mit den Parteien auseinandersetzen und eine überlegte Wahl treffen."
True Fruits setzt gerne auf Aktionen, die für viel Gesprächsstoff sorgen. Die Logik dahinter: Je mehr Leute sich ärgern, umso besser. Auf großen Plakaten warb die Bonner Firma für ihre Smoothies mit Chia-Samen durch Slogans wie: "Oralverzehr - schneller kommst du nicht zum Samengenuss", "Besamt & Befruchtet" oder "2 Samenspender aus gutem Haus".
Später gab es dann etwa "Unser Qutenschwarzer", "Noch mehr Flaschen aus dem Ausland" oder "Abgefüllt und mitgenommen" zu lesen. Das habe selbstverständlich überhaupt nichts mit Rassismus oder Sexismus zu tun, so das Unternehmen. "Wir finden Rassismus genauso zum Kotzen, wie alle Formen der Diskriminierung", hieß es. "Ernsthaft zu glauben, dass ein öffentliches Unternehmen unserer Größe Interesse daran haben könnte, rassistische Propaganda zu betreiben, um daraus Kapital zu schlagen, zeugt von wenig Geistesschmalz."
Zu "Abgefüllt und mitgenommen" meinte das Unternehmen: "Klar, wir spielen hier mit einer sexuellen Doppeldeutigkeit, aber die Doppeldeutigkeit entsteht ja im Kopf des Lesers, eindeutig abgebildet ist ja eine Glasflasche, die tatsächlich wieder befüllt und durch den dicht schließenden Deckel eben auch mitgenommen werden kann. Wir fragen uns ernsthaft, was für ein kranker Dummkopf man sein muss, darin eine Befürwortung von Vergewaltigungen zu lesen. Welche Gedanken gehen in solchen Köpfen vor und ist das vermeintliche Problem nicht eventuell dort zu finden?"
Fest steht, dass der Hersteller eines Lifestyle-Getränks durch Provokation Aufmerksamkeit für seine Produkte erzielen will - und ihm das eindrucksvoll gelingt.
Quelle: ntv.de