"Ein Prozent der Leistung" Trump-Zölle gefährden deutsches Wirtschaftswachstum
13.11.2024, 17:50 Uhr Artikel anhören
Sollte Trump seine Drohungen durchsetzen, könnten die deutschen Exporte in die USA um 15 Prozent sinken.
(Foto: Ulrich Perrey/dpa)
Trump droht damit, Importe aus Europa mit Zöllen von bis zu 20 Prozent zu belegen. Dadurch könnte das deutsche Wirtschaftswachstum im nächsten Jahr nicht nur stagnieren, sondern ins Negative abrutschen, warnt die Bundesbank. Zudem ist es schwieriger, verlorene Jobs zu ersetzen.
Bundesbank-Präsident Joachim Nagel befürchtet schwere Wohlstandseinbußen für Deutschland angesichts der von Donald Trump angekündigten Zollpolitik. "Sollten die Zollpläne umgesetzt werden, könnte uns das in Deutschland durchaus ein Prozent der Wirtschaftsleistung kosten", erklärte Nagel der Wochenzeitung "Die Zeit". Das sei schmerzhaft, zumal die deutsche Wirtschaft in diesem Jahr überhaupt nicht wachsen und im kommenden Jahr wohl nur unter einem Prozent zulegen werde. "Kämen die neuen Zölle tatsächlich, könnten wir sogar in den negativen Bereich rutschen", meinte Nagel.
Der designierte US-Präsident Trump hat neue Zölle von 10 bis 20 Prozent auf Importe aus Europa angekündigt. Ökonomen fürchten einen Handelskrieg mit der EU. Sollte Trump wirklich 20 Prozent Zoll auf Importe aus der EU und 60 Prozent Zoll auf Einfuhren aus China erheben, könnten die deutschen Exporte in die USA um 15 Prozent sinken, schätzt das Münchner Ifo-Institut.
Für die deutsche Wirtschaft kämen die Zollpläne von Trump zur Unzeit. Die Bundesregierung erwartet, dass das Bruttoinlandsprodukt 2024 das zweite Jahr in Folge leicht schrumpft und erst 2025 um 1,1 Prozent wächst. Die "Wirtschaftsweisen" sind in ihrem neuen Jahresgutachten deutlich skeptischer: Der Sachverständigenrat erwartet nur ein Mini-Wachstum von 0,4 Prozent im kommenden Jahr und senkte damit seine Prognose deutlich.
Nagel ist zudem in Sorge über den deutschen Arbeitsmarkt. "Die Jobs, die wir in der Industrie verlieren, werden womöglich nicht mehr so problemlos wie bisher ersetzt durch neue Stellen im Dienstleistungsbereich." Das Beschäftigungsniveau sei noch immer außergewöhnlich hoch. "Aber inzwischen haben sich die Aussichten eingetrübt."
Quelle: ntv.de, gri/dpa