Schwächeres Handelsgeschäft US-Banken verdienen an Fusionen
19.01.2022, 19:24 Uhr
Die US-Banken sind durch - nun richtet sich der Blick auf den europäischen Sektor und dessen Quartalsergebnisse.
(Foto: AP)
Die Schwergewichte auf dem US-Bankensektor haben ihre Bilanzen offengelegt. Börsengänge und Übernahmen erwiesen sich dabei als lukrative Geschäfte. Zugleich aber sorgten ruhigere Finanzmärkte für flaue Handelsergebnisse.
Kräftige Einnahmen im Beratungsgeschäft bei Fusionen und Übernahmen haben vor volle Kassen bei den US-Großbanken geführt. Mit den Geschäftszahlen der US-Investmentbank Morgan Stanley und des Finanzriesen Bank of America endete die Berichtssaison der Top-Institute jenseits des Atlantiks. Dabei hinterließen sie ein zweigeteiltes Bild: Während das Investmentbanking dank des Fusionsfiebers erneut glänzte, schwächelte bei vielen Banken das Handelsgeschäft. Dazu stiegen die Kosten - insbesondere für das Personal. Denn um Top-Talente für wichtige Bank-Funktionen ist ein scharfer Wettbewerb entbrannt.
Morgan Stanley meldete für das vierte Quartal dank eines florierenden Beratungsgeschäfts einen Gewinnanstieg von zehn Prozent auf 3,6 Milliarden Dollar. Dieser lag über den Schätzungen der Analysten. "2021 war ein hervorragendes Jahr für unsere Firma", zog Bankchef James Gorman Bilanz. Die Erträge kletterten im Schlussquartal um sieben Prozent auf 14,5 Milliarden Dollar. Wie auch die Rivalen Goldman Sachs und JPMorgan profitierte Morgan Stanley vom anhaltenden Fusionsfieber. Dazu kam eine Vielzahl von Börsengängen und Transaktionen mit börsennotierten Firmenmänteln.
Morgan Stanley beriet im vergangenen Jahr bei 420 Transaktionen. Bei den Beratungsgebühren rangiert das Institut in den sogenannten League Tables auf Platz drei hinter Goldman Sachs und JP Morgan. Dagegen schrumpften die Erträge im Handelsgeschäft im Schlussquartal um 26 Prozent - im Anleihehandel brachen die Einnahmen sogar um 31 Prozent ein. Im ersten Coronajahr hatten noch starke Fluktuationen an den Börsen das Handelsgeschäft gestützt, dazu kamen die Milliarden-Geldspritzen der US-Notenbank Fed. Doch zuletzt war das Fahrwasser an den Finanzmärkten wieder ruhiger, zudem fuhr die Fed ihre großangelegten Anleihekäufe zurück.
Beim Rivalen Bank of America nahm der Nettogewinn im vierten Quartal sogar um 30 Prozent auf 6,8 Milliarden Dollar zu. Die Erträge zogen um zehn Prozent auf 22,1 Milliarden Dollar an. Das Bankhaus profitierte dabei auch von einem wieder stärkeren Kreditwachstum und einer Erholung bei den Konsumausgaben der Verbraucher auf Kredit- und Debit-Karten. "Das Kreditwachstum ist sehr konsistent. Es ist breit gefächert", sagte Finanzchef Alastair Borthwick. Es sei schwer zu glauben, dass dieser Trend jetzt unterbrochen werde. Die Erträge der Aktiensparte stiegen um drei Prozent, während die Einnahmen aus dem Anleihehandel um zehn Prozent schrumpften.
Schwache Aktivitäten im Handel belasteten auch die Investmentbank Goldman Sachs, die bereits am Dienstag ihre Zahlen vorgelegt hatte. Der Nettogewinn der Wall-Street-Bank schrumpfte im Schlussquartal um 13 Prozent auf 3,8 Milliarden Dollar. Glanzlicht war einmal mehr das Investmentbanking. Die Einnahmen daraus schossen um 45 Prozent auf 3,8 Milliarden Dollar in die Höhe.
Wie die Deutsche Bank abgeschnitten hat dürfte am 27. Januar klar werden. Dann veröffentlicht das größte deutsche Finanzinstitut seine Zahlen für das vierte Quartal und Gesamtjahr. Im dritten Quartal hatte die Bank trotz zusätzlicher Kosten für den laufenden Konzernumbau und Einbußen im wichtigen Investmentbanking mehr verdient als Experten ihm zugetraut hatten.
Quelle: ntv.de, jwu/rts