Einstweilige Verfügung abgelehnt US-Gericht macht Weg für Microsoft-Activision-Deal frei
11.07.2023, 20:16 Uhr Artikel anhören
Quietschbunt, beliebt und bald im Hause Microsoft zu Hause? "Candy Crush" würde beim Kauf von Activision Blizzard eine neue Heimat finden.
(Foto: picture alliance / NurPhoto)
69 Milliarden US-Dollar für den Kauf von Gaming-Schmiede Activision Blizzard durch Microsoft wäre einer der größten Deals der Videospielgeschichte. Washington will ihn wegen zu großer Marktmacht blockieren. US-Richter sehen das anders.
Microsoft ist der Übernahme des Videospiele-Riesen Activision Blizzard einen wichtigen Schritt näher gerückt. Ein Richter in San Francisco wies den Antrag der US-Regierung ab, den Deal mit einer einstweiligen Verfügung zu blockieren. Damit könnte Microsoft die rund 69 Milliarden Dollar teure Übernahme aus US-Sicht zunächst vollziehen, auch wenn die Gerichtsverfahren darüber weiterlaufen.
Der Xbox-Konzern Microsoft will sich mit dem Zukauf beliebte Videospiele wie "Call of Duty", "Overwatch" und "Candy Crush" sichern. Die US-Wettbewerbsaufsicht FTC hatte bereits im Dezember eine Klage eingereicht, um den Deal zu verhindern. Microsoft und Activision Blizzard hatten die Übernahme im Januar 2022 angekündigt. Die FTC ist der Ansicht, dass Microsoft dadurch zu viel Marktmacht im Videospiele-Geschäft bekommen würde. Richterin Jacqueline Scott Corley kam jedoch zu dem Schluss, die FTC könne dies nicht ausreichend belegen.
Auch außerhalb der USA ist die Übernahme umstritten. Großbritanniens Kartellwächter legten im April ein Veto ein. Microsoft und Activision Blizzard wollen das mit einem Widerspruch kippen, der Ausgang ist aber noch offen. Die Wettbewerbshüter der EU-Kommission stimmten der Transaktion hingegen unter Auflagen zu.
Microsoft und Activision Blizzard hatten sich ursprünglich den 18. Juli als Frist für einen Abschluss des Deals gesetzt. Sie können auch einen neuen Termin vereinbaren - aber damit könnten neue Verhandlungen über die Konditionen einhergehen. Die Aktie von Activision Blizzard sprang nach der Gerichtsentscheidung um mehr als zehn Prozent hoch.
Microsoft macht Zugeständnisse
Eine große Sorge einiger Aufsichtsbehörden war, dass Microsoft Activision-Blizzard-Spiele wie vor allem "Call of Duty" nur auf der eigenen Xbox-Plattform verfügbar machen und von Konkurrenten wie Sony mit seiner Playstation fernhalten könnte. Microsoft gab im Zuge der Verfahren Zusicherungen ab, dass die Games auf Jahre auch auf Konsolen und Web-Diensten anderer Anbieter spielbar sein werden.
Für die FTC, die unter Führung der Big-Tech-Kritikerin Lina Khan die Digital-Riesen härter angehen wollte, ist es die bereits zweite schmerzhafte Niederlage vor einem US-Gericht. Die FTC wollte verhindern, dass der Facebook-Konzern Meta die Entwicklerfirma hinter einer Fitness-App in Virtueller Realität kauft. Doch auch in dem Fall sah ein Richter die Wettbewerbsbedenken nicht ausreichend belegt und verweigerte eine einstweilige Verfügung. Die FTC zog daraufhin ihre Einwände gegen den Deal zurück.
Quelle: ntv.de, als/dpa