Wirtschaft

4,3 Prozent im dritten QuartalUS-Wirtschaft wächst überraschend stark

23.12.2025, 15:50 Uhr
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Die US-Wirtschaft boomt, Durchschnittsverdiener geben aber einen großen Teil ihres Einkommens für Lebensmittel aus. (Foto: picture alliance / Sipa USA)

Zuletzt bestimmte die steigende Arbeitslosigkeit die wirtschaftlichen Schlagzeilen in den USA. Der Konjunktur scheint das im dritten Quartal jedoch wenig anzuhaben. Das überraschend hohe Wachstum geht dabei nur zum Teil auf die US-Zölle zurück.

Die US-Wirtschaft hat im dritten Quartal dank kauffreudiger Verbraucher und steigender Exporte überraschend an Schwung gewonnen. Das Bruttoinlandsprodukt legte von Juli bis September auf das Jahr hochgerechnet um 4,3 Prozent zu, wie das Handelsministerium in Washington mitteilte. Ökonomen hatten nur mit einem Plus von 3,3 Prozent gerechnet, nachdem es im zweiten Quartal zu einem Wachstum von 3,8 Prozent gereicht hatte.

"Die US-Wirtschaft strotzt vor Stärke", sagte der Chefvolkswirt der Privatbank Hauck Aufhäuser Lampe, Alexander Krüger. "Zollbedingte Belastungen und der schwächere Arbeitsmarkt scheinen eine Randnotiz zu sein." Die Daten sollten eigentlich schon vor Wochen veröffentlicht werden. Da im Herbst wegen des Haushaltsstreits die Regierungsgeschäfte für 43 Tage weitgehend ruhten, erfolgte die Bekanntgabe erst jetzt. "Im vierten Quartal droht zunächst zwar etwas Störfeuer durch den Shutdown, diese Episode sollte dann aber schnell wieder zu den Akten zu legen sein", sagte NordLB-Ökonom Tobias Basse.

Die Konsumausgaben der privaten Haushalte sind im Sommerquartal um kräftige 3,5 Prozent gewachsen, obwohl eine Inflationsrate um die Marke von drei Prozent an der Kaufkraft der Amerikaner nagte. Dazu kam ein Sondereffekt: Da die Steuergutschriften für den Kauf von E-Autos am 30. September ausliefen, gab es zuvor einen Ansturm. Die von US-Präsident Donald Trump erhobenen hohen Zölle sorgten zudem dafür, dass weniger Waren importiert wurden, was zusammen mit kräftig wachsenden Exporten ebenfalls das Wachstum stützte. Zudem haben die Unternehmen investiert - nicht zuletzt wegen des Booms von Künstlicher Intelligenz.

Große Unterschiede zwischen Einkommensgruppen

"Es war ein gutes Quartal, aber das wird sich im vierten Quartal nicht fortsetzen", sagte Wirtschaftsprofessor Brian Bethune vom Boston College und fügte mit Blick auf die hohen Lebenshaltungskosten hinzu: "Die Budgets der privaten Haushalte sind knapp bemessen, der Durchschnittshaushalt kann sich gerade noch über Wasser halten." Aus einer Studie der Bank of America geht hervor, dass einkommensschwache Haushalte von Gehaltsscheck zu Gehaltsscheck leben und in diesem Jahr einen größeren Teil ihres Budgets für Lebensmittel statt für Restaurantbesuche ausgeben. Außerdem haben sie ihre Ausgaben für Kleidung sowie für Fluggesellschaften und Hotels zurückgefahren. Bei Gutverdienern sitzt das Geld dagegen lockerer.

Die Industriestaaten-Organisation OECD hat ihre Prognose für das Wachstum der US-Wirtschaft für das zu Ende gehende Jahr auf 2,0 Prozent angehoben. Für 2026 wird ein US-Wirtschaftswachstum von 1,7 Prozent erwartet, für 2027 von 1,9 Prozent. "Die US-Wirtschaft bleibt damit auf Kurs trotz globaler Unsicherheiten und noch nicht vollständig durchgeschlagener Zollkosten", sagte KfW-Experte Stephan Bales.

Quelle: ntv.de, dsc/rts

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