Drohnenangriff auf Raffinerie USA wollen Ölreserven freigeben
15.09.2019, 15:30 Uhr
Experten rechnen teilweise sogar damit, dass die Marke von 100 Dollar pro Barrel wieder in Reichweite rücken könnte.
(Foto: picture alliance/dpa)
Durch einen Drohnenangriff verliert Saudi-Arabien schlagartig mehr als die Hälfte seiner täglichen Ölproduktion. Die USA bieten an, ihre Reserven freizugeben. Beruhigen dürfte das die Märkte vorerst nicht: Experten rechnen mit deutlich steigenden Preisen.
Nach den Drohnenangriffen auf die größte Ölraffinerie in Saudi-Arabien sind die USA im Fall von Engpässen zur Freigabe von Ölreserven bereit. Damit könne etwaigen Störungen der Ölmärkte entgegengewirkt werden, teilte die Sprecherin des US-Energieministeriums, Shaylyn Hynes, mit.
Energieminister Rick Perry habe die Führung seines Ministeriums angewiesen, in dieser Hinsicht mit der Internationalen Energieagentur (IEA) in Paris zusammenzuarbeiten. Die strategischen Ölreserven der USA umfassen nach Ministeriumsangaben 630 Millionen Barrel.
Durch die Drohnenangriffe auf Standorte des staatlichen Ölkonzerns Saudi Aramco in Abkaik und Churais wurde eine Fördermenge von 5,7 Millionen Barrel pro Tag bis auf weiteres lahmgelegt. Das ist mehr als die Hälfte der täglichen Ölproduktion des Königreichs. Die IEA hatte zunächst allerdings keine Versorgungsprobleme gesehen. Vorerst seien die Märkte gut mit reichlich kommerziellen Beständen versorgt, teilte die IEA mit. Experten erwarten allerdings, dass der Ölpreis am Montag deutlich steigen wird - vermutlich zwischen fünf und zehn Dollar pro Fass.
Teilweise rechnen sie sogar damit, die Marke von 100 Dollar könnte wieder in Reichweite rücken, sollte das Königreich nicht in der Lage sein, schnell wieder seine normale Kapazität zur Verfügung zu stellen. Ein Insider sagte der Nachrichtenagentur Reuters, es werde vermutlich eher Wochen als Tage dauern, bis die Förderung wieder wie gewohnt laufe.
Zu dem Beschuss haben sich die Huthi-Rebellen im Jemen bekannt, die dem Iran nahestehen – dem Erzfeind Saudi-Arabiens in der Region. US-Außenminister Mike Pompeo machte hingegen den Iran direkt für die Attacken verantwortlich. Der gegenwärtige Ausfall entspreche in etwa fünf Prozent des weltweiten Angebots, sagte Samuel Ciszuk vom Analysehaus ELS. Andere Experten betonten, dass am Markt Sicherheitsbedenken bislang nur teilweise berücksichtigt worden seien.
Ins Herz der Ölförderung Saudi-Arabiens
Die Angriffe stellten eine neue Dimension dar, sagte etwa Analyst Christyan Malek von der US-Großbank JP Morgan. Der Markt werde dies nun einpreisen und der Preis in den nächsten drei bis sechs Monaten auf 80 bis 90 Dollar pro Fass steigen. Die Nordsee-Sorte Brent kostet momentan gut 60 Dollar, US-Leichtöl WTI knapp 55 Dollar.
Gary Ross von Black Gold Investors sagte, solche Attacken wie am Samstag seien schwer zu verhindern und könnten immer wieder vorkommen. Tilak Doshi von der auf die Energiebranche spezialisierten Beratungsgesellschaft Muse & Stancil ergänzte, Abkaik sei das Herz der Ölförderung in Saudi-Arabien. Dies komme nun hinzu zu Sicherheitsbedenken in der Straße von Hormus, wo immer wieder Tanker angegriffen wurden. Noch schlimmer wären direkte Kampfhandlungen zwischen Saudi-Arabien und dem Iran, sagte Doshi. "Regierungen in der Region werden nun womöglich die US-Regierung und ihre harten Sanktionen gegen das Regime im Iran stärker unterstützen."
Quelle: ntv.de, ibu/dpa/rts