Wirtschaft

Geldhaus warnte Bund Unicredit erhöht Commerzbank-Beteiligung deutlich

00:00
Diese Audioversion wurde künstlich generiert. Mehr Infos
Die Commerzbank wird immer italienischer.

Die Commerzbank wird immer italienischer.

(Foto: dpa)

Die Commerzbank steht im Fokus von Fusionsplänen der Großbank Unicredit. Die Italiener überraschen jüngst mit einem massiven Einstieg, der Bund sieht sich zu Maßnahmen genötigt. Nun legt Unicredit nach - und will noch viel mehr.

Die italienische Großbank Unicredit hat ihren Anteil an der Commerzbank nach eigenen Angaben weiter ausgebaut. Über Finanzinstrumente seien weitere 11,5 Prozent erworben worden, teilte Unicredit mit. Die Bank habe bei den Aufsehern beantragt, die Beteiligung auf bis zu 29,9 Prozent aufzustocken. Der Abschluss der Transaktion im Zuge der neuen Finanzinstrumente könne erst nach Erhalt der Genehmigungen erfolgen. Zusammen mit der bestehenden Beteiligung von rund neun Prozent habe sich Unicredit damit aber inzwischen rund 21 Prozent an der zweitgrößten börsennotierten deutschen Bank gesichert. Die Commerzbank lehnte eine Stellungnahme zu der Mitteilung zunächst ab.

Seit der Finanzkrise war der Bund der größte Aktionär der Commerzbank. Er hatte jedoch damit begonnen, Anteile zu verkaufen. Den allmählichen Ausstieg nutzte vor Kurzem die Unicredit, um überraschend im großen Stil bei dem DAX-Konzern einzusteigen. Die Hälfte ihrer Anteile hatten die Italiener im nachbörslichen Handel vom Staat gekauft. Der Bund reagierte vergangene Woche mit der Ankündigung, vorerst keine weiteren Commerzbank-Aktien zu verkaufen. Das hat der zuständige Lenkungsausschuss in Berlin beschlossen, wie die Finanzagentur des Bundes mitteilte. Das umfasse auch etwaige Aktienrückkäufe der Commerzbank.

Die Commerzbank AG sei ein stabiles und ertragsstarkes Institut, hieß es in der Mitteilung. "Ihre Strategie ist auf Eigenständigkeit ausgerichtet." Dies begleite der Bund bis auf Weiteres, indem er seine Beteiligung aufrechterhalte. Der Bund hält noch zwölf Prozent der Commerzbank-Aktien.

Commerzbank warnt Bund

Das Management der Commerzbank hatte zuvor einem Medienbericht zufolge die deutsche Regierung gewarnt, dass eine mögliche Fusion mit der Unicredit eine Bedrohung für Unternehmen in Europa darstellen könnte. Ein Zusammenschluss mit dem italienischen Konkurrenten könnte die Kreditvergabe an mittelständische Firmen behindern, berichtete die "Financial Times" (FT) unter Berufung auf Führungskräfte der Bank.

Nach einer Fusion könnten Entscheidungen über Kredite und das Risikomanagement ins Ausland verlagert werden. Das könnte die Dienstleistungen für inländische Kunden untergraben, die seit Jahrzehnten bei der Commerzbank Bankgeschäfte tätigen, warnten sie. Sie hätten ihre Bedenken Regierungsvertretern in Berlin mitgeteilt.

Die FT berichtete, Unicredit habe zu den Bedenken erwidert, im Falle einer Fusion werde eine "paneuropäische" Bank mit "vollständig eigenständigen Rechtseinheiten" in allen Märkten entstehen. Bereits bei der in München ansässigen Tochtergesellschaft HypoVereinsbank "werden alle Tagesentscheidungen in Deutschland [...] und nicht in Mailand getroffen", hieß es.

"Völlig aus der Hand geglitten"

Der frisch gekürte Unions-Kanzlerkandidat Friedrich Merz verurteilte das Verhalten der italienischen Unicredit scharf. Mit Blick auf die Bundesregierung sagte der CDU-Vorsitzende: "Das ist handwerklich dilettantisch gemacht worden und im Ergebnis ist es ein Desaster für den deutschen Bankenmarkt." Der Bundesregierung sei der Vorgang "völlig aus der Hand geglitten", er wolle wissen, ob das Kanzleramt eingeweiht war.

Deutschland drohe nun eine weitere große international wettbewerbsfähige am Kapitalmarkt orientierte Bank zu verlieren, sagte Merz. Er erinnerte daran, dass die Unicredit bereits die Bank HVB übernommen habe, die seither kaum noch eine Rolle spiele. "Dasselbe Schicksal droht der Commerzbank, wenn dieser Weg jetzt weitergegangen wird", sagte Merz. "Diese Bank ist wirklich eine enorm wichtige Bank für den Wirtschaftsstandort Deutschland."

Quelle: ntv.de, ter/jpe/rts

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen