Koks, Gewehre, Knast Veltins-Sohn fordert Hunderte Millionen aus Erbe
25.03.2024, 13:12 Uhr Artikel anhören
Veltins erwirtschaftete 2023 einen Umsatz von 441 Millionen Euro. Carl-Clemens Veltins schätzt den Wert des ihm zustehenden Erbteils auf einen dreistelligen Millionenbetrag.
(Foto: picture-alliance / dpa)
Carl-Clemens Veltins führt ein wildes, teilweise kriminelles Leben. Nach einem Gefängnisaufenthalt lebt er inzwischen als Arbeitsloser in der Nähe von Berlin. Dass seine Schwestern den milliardenschweren Brauereikonzern geerbt haben und er leer ausging, will Veltins nicht länger akzeptieren.
Eine Kindheit in materiellem Luxus, aber ohne menschliche Wärme. Schon als Jugendlicher die Mutter bestohlen, später gescheiterte Versuche als Unternehmer, Waffen und Drogenhandel, mehrere Verurteilungen und zwei Jahre im Gefängnis verbracht. Wenn Carl-Clemens Veltins aus seinem Leben erzählt, klingt das nach einem Drehbuch für einen Gangster-Film und nicht nach der Chronik einer sauerländischen Unternehmerfamilie. Jetzt, im Alter von 61 Jahren, kämpft das Schwarze Schaf der Veltins um seinen Anteil am Familienvermögen.
Carl-Clemens Veltins wurde, so seine eigene Darstellung in mehreren Interviews unter anderem in der "Bunten" und im "Handelsblatt", von der eigenen Mutter "sittenwidrig" um seinen Pflichtteil am Millionenvermögen der Familie gebracht. 1980 am Morgen nach seinem 18. Geburtstag und einer entsprechend wilden Party sei das gewesen, zitiert das "Handelsblatt" aus Veltins' Schilderung. Rosemarie Veltins, Alleininhaberin des Familienunternehmens, habe ihren Sohn geweckt und "halb nüchtern" überredet, beim Notar einen Erbverzicht zu unterschreiben. "Pro forma", sei das gewesen, habe ihm die Mutter gesagt, "zur Sicherung der Firma, damit sie nicht pleitegeht".
In den folgenden Jahren führte Carl-Clemens ein - milde ausgedrückt - unstetes Leben. Um das Familienunternehmen kümmerte er sich nicht. Unter anderem gründete er nach der Wende eine kurzlebige Großraumdisko in Leipzig. Kaufte Waffen von sowjetischen Soldaten, konsumierte und handelte mit Kokain. Nach mehreren Bewährungsstrafen, so schildert er selbst, wird Veltins schließlich 2005 zu zwei Jahren Gefängnis wegen Drogenhandels und Besitz eines Schnellfeuergewehrs verurteilt. Inzwischen lebt er als Arbeitsloser in der Nähe von Berlin.
Die Mutter unterstützt Veltins bis zu ihrem Tod 1994 finanziell großzügig. Er erhält insgesamt mehrere Millionen Mark. Damit, so erfährt er später aus ihrem Testament, sind für Rosemarie Veltins alle Erbansprüche ihres einzigen Sohnes abgegolten. "Mein Sohn Carl-Clemens Veltins hat von mir bereits Zuwendungen in ausreichendem Maße zu Lebzeiten erhalten, so dass unter Berücksichtigung aller Umstände weitere Zuwendungen im Erb- oder Vermächtniswege an ihn nicht gerechtfertigt sind. Er und seine Abkömmlinge sind von der gesetzlichen Erbfolge ausgeschlossen", zitiert das "Handelsblatt" aus dem Testament. Die Brauerei erben Carl-Clemens' Schwestern Susanne und Frauke.
Nach eigenen Angaben hat Carl-Clemens Veltins seit seiner Volljährigkeit etwa drei bis vier Millionen Euro erhalten. Ihm stehe allerdings mehr zu - viel mehr. Veltins ist ein Konzern mit einem Jahresumsatz von inzwischen 441 Millionen Euro. Das Magazin "Forbes" stuft die Gesellschafterin Susanne Veltins als Milliardärin ein.
2016 unternimmt Carl-Clemens einen ersten Versuch, außergerichtlich mit anwaltlicher Hilfe seinen Pflichtteil einzufordern. Erfolglos. Jetzt hat er die Großkanzlei Grant Thornton engagiert und Klage eingereicht. Sein Anwalt ist überzeugt von Veltins Anspruch: "Es gibt gar keinen Zweifel, dass Herr Veltins übervorteilt wurde", sagt er dem "Handelsblatt". Alle Kinder hätten Anspruch auf "Mindestteilhabe am Erbe". "Der systematische und vollständige Ausschluss von Herrn Veltins war deshalb sittenwidrig", so der Anwalt. Besonders schwer wiege, "dass die Mutter die völlige Arglosigkeit und das Vertrauen des geschäftsunerfahrenen Sohnes zu dessen Nachteil ausgenutzt hat". Mindestens stehe Carl-Clemens ein Pflichtteil - das wäre die Hälfte eines Drittels vom Vermögen seiner Mutter - zu. Nach dessen Einschätzung wäre das ein dreistelliger Millionenbetrag.
Veltins Schwestern und das Unternehmen haben sich bisher weder zur Klage noch zu den Schilderungen über die Familie in Carl-Clemens' Interview geäußert. Auf Anfragen der verschiedenen Medien, in denen sich dieser geäußert hat, lautete die Antwort unisono: Zu privaten Fragen äußere man sich "traditionell" nicht.
Quelle: ntv.de, mbo