Keine Auktion der Rechte Verzichtet der Staat beim Mobilfunk auf Milliarden?
24.01.2022, 08:12 Uhr
Laut staatlicher Abdeckungskarte gibt es noch immer große Funklöcher.
(Foto: imago images/penofoto)
Alle vier, fünf Jahre darf sich der Fiskus über milliardenschwere Extra-Einnahmen freuen: Die Bundesnetzagentur versteigert dann Mobilfunk-Frequenzen und die Netzbetreiber legen viel Geld auf den Tisch. Doch nun deutet die Bundesnetzagentur einen Kurswechsel an.
Bei der Vergabe von Mobilfunk-Rechten deutet sich ein Verzicht auf milliardenschwere Auktionseinnahmen für den Staat an. Vor einer Sitzung des Beirats der Bundesnetzagentur in Bonn sagte Behördenchef Jochen Homann, dass er sich vorstellen könne, Mobilfunk-Frequenzen "kurzfristig und bedingt zu verlängern" und erst später ein Vergabeverfahren mit zusätzlichem Spektrum durchzuführen.
Eine Versteigerung hatte es zuletzt 2019 gegeben, damals sicherten sich die Netzbetreiber Spektrum für 6,6 Milliarden Euro. Bisher wird erwartet, dass die nächste Vergabe anderer Frequenzen 2023 oder 2024 stattfindet - doch statt einer Neuvergabe könnte es zu einer Verlängerung bestehender Nutzungsrechte gegen Ausbauauflagen kommen.
Knappes Gut trifft auf großes Interesse
Bei der nächsten Vergabe geht es unter anderem um Frequenzen im 800 Megahertz-Bereich, in dem die Antennen besonders weit funken können - sie sind also für die Flächenversorgung sehr wichtig. Problematisch ist aber, dass nur drei Frequenzpakete frei werden. Die werden bisher von den Netzbetreibern Deutsche Telekom, Vodafone und Telefónica genutzt. Inzwischen ist mit 1&1 aber ein viertes Telekommunikationsunternehmen als Netzbetreiber mit von der Partie - die Firma will ebenfalls zugreifen und ist daher strikt gegen eine Verlängerung des jetzigen Status. Eine 1&1-Sprecherin sagte, für ihre Firma sei es "zwingend notwendig", die Flächenfrequenzen bald erwerben zu können.
Bei der eigentlich für 2023 oder 2024 erwarteten Auktion hätte der Staat eine starke Position: Ein knappes Gut trifft auf großes Interesse. Der Auktionserlös dürfte durch die Decke gehen. Allerdings ist auch der Bundesnetzagentur klar, dass das nicht gut wäre für die Sache an sich - also eine gute Mobilfunkversorgung im Digitalzeitalter samt wachsenden Datenbedarfs. Schließlich hätten die Mobilfunker dann für den Netzausbau weniger Geld in der Kasse.
Der Beirat der Behörde befasst sich am Montag mit der Frage, wie es weitergeht. Die Frage sei "offen und noch nicht entscheidungsreif", betonte Homann. Wohl im nächsten Jahr wird die Netzagentur entscheiden, ob sie auf das bisherige Auktionsmodell, die Nutzungsverlängerung oder ein anderes Vorgehen setzt. "Vor einer Entscheidung ist noch eine Vielzahl von Verfahrensfragen zu klären."
Quelle: ntv.de, mba/dpa