Microsoft gefragt, Spotify nicht Wall Street erholt sich ein wenig
27.04.2022, 23:49 Uhr
Die Stimmung an der Wall Street war zur Wochenmitte wieder etwas freundlicher.
(Foto: AP)
Nach der Talfahrt vom Vortag machen die US-Börsen am Mittwoch einen Teil ihrer Verluste wieder wett. Vor allem die Quartalszahlen von Microsoft und Visa geben Anlegern Anlass zur Hoffnung. Die Google-Mutter Alphabet sackt dagegen ab, auch Spotify erlebt schwere Zeiten.
Ermutigende Firmenbilanzen locken einige Anleger an die Wall Street zurück. Der US-Standardwerteindex Dow Jones schloss am Mittwoch 0,2 Prozent höher auf 33.301 Punkten. Der technologielastige Nasdaq notierte kaum verändert bei 12.488 Punkten. Der breit gefasste S&P 500 legte 0,2 Prozent auf 4183 Punkte zu. Am Dienstag waren die drei um bis zu vier Prozent abgerutscht. Mut machten Investoren die Quartalsergebnisse von Microsoft und Visa. "Die Zahlen von Microsoft signalisieren eine recht gute Nachfrage und einen recht positiven Ausblick", sagte Anlagestratege Ryan Detrick vom Vermögensverwalter LPL. "So schwankungsanfällig der Aktienmarkt derzeit auch ist, betrachten wir die Wahrscheinlichkeit einer Rezession in diesem Jahr weiterhin als sehr gering."
Am Devisenmarkt kletterte der Dollar-Index, der den Kurs zu wichtigen Währungen widerspiegelt, um bis zu ein Prozent auf ein Fünfeinhalb-Jahres-Hoch von 103,28 Punkten. Vor dem Hintergrund des Ukraine-Kriegs profitierte die Weltleitwährung Börsianern zufolge von ihrem Ruf als "sicherer Hafen". Außerdem warf der nahende Zinsentscheid der US-Notenbank Fed kommende Woche ihre Schatten voraus. Investoren rechnen fest mit einer Anhebung des Schlüsselsatzes um einen halben Prozentpunkt. "Die schnelleren und stärkeren Zinserhöhungen der Fed machen Anlagen im Dollar-Raum attraktiver", sagte Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Vermögensberater QC Partners. "Entsprechend wird jetzt viel Kapital auf die andere Seite des Atlantiks verlagert."
Die Aktien von Microsoft stiegen um knapp fünf Prozent, nachdem der Softwarekonzern ein Quartalsergebnis über Markterwartungen bekanntgegeben und zweistellige Wachstumsraten in Aussicht gestellt hatte. Ein Wermutstropfen sei allerdings, dass die Umsatzerwartungen nicht in selben Umfang übertroffen worden seien wie im Durchschnitt der vergangenen fünf Jahre, schrieb Analyst Brent Thill von der Investmentbank Jefferies. Visa blickt nach starken Quartalszahlen ebenfalls optimistisch in die Zukunft. Der Kreditkarten-Anbieter habe in allen Bereichen die Erwartungen übertroffen, lobte Analyst George Mihalos vom Vermögensverwalter Cowen. Positiv stimme zudem, dass die Gesamtjahresziele trotz des Ausstieg aus dem Russland-Geschäft im Rahmen der bisherigen Prognosen lägen. Visa-Titel legten 6,5 Prozent und diejenigen des Rivalen Mastercard gut fünf Prozent zu.
Für die Papiere der Google-Mutter Alphabet ging es dagegen wegen enttäuschender Geschäftszahlen 3,7 Prozent abwärts. Die Schwäche der Video-Plattform YouTube sei aber nur vorübergehend, kommentierte Analyst Ali Mogharabi vom Research-Haus Morningstar. Trotz der harten Konkurrenz durch die Facebook-Mutter Meta, Snap oder TikTok werde sich das Wachstum schon bald wieder beschleunigen. Im Sog von Alphabet büßten die Aktien der beiden Ersteren bis zu 5,6 Prozent ein.
Die Papiere von Spotify fielen 12,4 Prozent. Der Musikstreaming-Dienst steigerte zwar die Zahl der Hörer und den Umsatz im abgelaufenen Quartal. Wegen negativer Wechselkurs-Effekte und Neueinstellungen warnte er für das laufende Vierteljahr allerdings vor einem operativen Verlust. Spotify müsse zwar in weiteres Kundenwachstum investieren, sagte Analystin Laura Hoy vom Brokerhaus Hargreaves Landsdown. Derartige Verluste schmälerten aber über kurz oder lang das Finanzpolster des Konzerns.
Quelle: ntv.de, ino/rts