Schulalltag in der Corona-Krise Was können wir von Dänemark lernen?
07.05.2020, 16:53 Uhr
Vor einer Schule in Kopenhagen weist ein Schild auf die sogenannte "Kiss and Go Zone" hin, in der Eltern ihre Kinder verabschieden sollen.
(Foto: picture alliance/dpa)
Die Dänen haben in der Corona-Krise einiges anders gemacht als Deutschland. Zum Beispiel haben sie sehr früh Schulen und Kitas geöffnet, damit die Eltern wieder arbeiten können. Haben unsere Nachbarn es besser gemacht? Christian Wejse ist Experte für Infektionskrankheiten. Er erklärt die dänische Strategie.
Eine der wichtigsten Fragen bei der Öffnung des Shutdowns ist die nach den Schulen und den Kitas. Während Deutschland den Weg noch recht zögerlich geht, lohnt sich ein Blick ins Ausland. Schauen wir zu unseren direkten Nachbarn: Dänemark war am Anfang sehr hart und radikal und hatte Mitte März die Grenzen geschlossen. Und es ist eines der Länder, die früh die Öffnung gewagt haben - auch in den Schulen. Schon seit Mitte April haben hier Kinder von der ersten bis zur fünften Klasse wieder Unterricht. Auch Kitas und Kindergärten sind geöffnet.
Horst von Buttlar spricht in "Die Stunde Null" mit dem Wissenschaftler Christian Wejse über die dänische Strategie. Früher war Wejse an der viel zitierten John Hopkins Universität. Heute ist er Wissenschaftler in der Abteilung für Infektionskrankheiten an der Universität Aarhus. Wejse gehört zu den Verfechtern des Ansatzes, frühzeitig harte, radikale Maßnahmen zu verhängen, um sie dann aber auch schnell wieder zu lockern.
"Soweit ich weiß, gab es keine Schwierigkeiten"
Der Shutdown, so sagt er, kam sehr plötzlich. Niemand war darauf vorbereitet. Nicht einmal die, die wie er im Kampf gegen diese Pandemie an der Front standen. Dänemark verhängte ein Einreiseverbot, es gab aber keine Ausgangssperre, es wurde lediglich darüber nachgedacht. Ostern gab es Überlegungen, den Menschen die Reise in ihre Sommerhäuser zu verbieten. Aber auch dazu kam es nicht. Die Einreisebeschränkungen gelten bis zum 10. Mai und dieser Tage wird darum gerungen, wie man den Grenzverkehr zwischen Deutschland und Dänemark ab Mitte Mai wieder in Gang bekommt.
Weijse sagt: "Die Kitas und Schulen wieder zu öffnen, bedeutete natürlich ein Risiko für die Gesellschaft." Aber eine Infektion bei den Jüngsten wurde in Kauf genommen, weil kaum Gefahr bestanden hätte, dass sie schwer erkranken würden oder ins Krankenhaus gemusst hätten, wie es für die älteste Bevölkerungsgruppe bei einer Infektion der Fall ist. Die Öffnung ist allerdings mit strengen Regeln verbunden: Die Kinder müssen zwei Meter auseinander sitzen. Außerdem müssen sie ihre Hände mehrmals am Tag waschen, sagt der Wissenschaftler. Auch sonst gebe es eine Reihe von Regeln, die in den Einrichtungen beachtet werden müssten. Da die Schüler aus Klasse sechs bis zehn nicht in der Schule waren, seien nur die Hälfte der Kinder vor Ort gewesen. Soweit klappe das gut, erzählt er. "Soweit ich weiß, gab es keine Schwierigkeiten."
Das gesamte Interview hören Sie in der neuen Folge von "Die Stunde Null - Deutschlands Weg aus der Krise". Der Corona-Schock hat Deutschland und die ganze Welt in eine tiefe Krise gestürzt. Aber was macht diese Krise so besonders? Wie verändert sie unser Leben? Und welche Auswege gibt es? Der Capital-Podcast „Die Stunde Null – Deutschlands Weg aus der Krise" stellt diese Fragen den Menschen, die durch die Krise steuern: Unternehmern, Wissenschaftlern, Managern, Philosophen und Ökonomen.
Quelle: ntv.de, ddi