Risiko einer Erblindung?Weitere Sammelklage gegen Ozempic-Hersteller

Wie gefährlich ist die Einnahme von Abnehmmitteln wie Ozempic? In den USA gibt es bereits eine Sammelklage. Der Vorwurf: Die Medikamente können eine schwere Magenlähmung verursachen. Doch das ist offenbar nicht alles.
In den USA werden zahlreiche Klagen gegen die Pharmakonzerne Novo Nordisk und Eli Lilly wegen des Vorwurfs möglicher schwerer Nebenwirkungen ihrer Diabetes- und Abnehmmittel zusammengelegt. Ein zuständiges Gremium der US-Justiz entschied am Montag, die Klagen wegen des Risikos einer Erblindung vor einer Richterin im Bundesstaat Pennsylvania zu bündeln.
Die Kläger werfen den Herstellern vor, dass Medikamente wie Ozempic, Wegovy und Trulicity eine Blockade der Blutzufuhr zum Sehnerv auslösen und so zu teilweisem oder vollständigem Sehverlust führen können. Die betroffenen Medikamente gehören zur Klasse der GLP-1-Agonisten. Sie wurden ursprünglich zur Behandlung von Diabetes entwickelt, werden jedoch zunehmend auch zur Gewichtsreduktion verschrieben.
Das neue Sammelverfahren wird getrennt von einer bereits bestehenden, umfangreichen Sammelklage verhandelt. In dieser werfen Kläger den Unternehmen vor, dass die Medikamente eine schwere Magenlähmung verursachen können. Beide Verfahren werden jedoch von derselben Richterin geführt.
Den Gerichtsakten zufolge gibt es derzeit 30 Klagen wegen des Erblindungsvorwurfs auf Bundesebene und mehr als 40 in den einzelnen Bundesstaaten. Die Sammelklage wegen Magenproblemen umfasst dagegen fast 3000 Fälle. Die Unternehmen weisen die Vorwürfe zurück. Sie argumentieren, die Risiken seien bekannt. Zudem sei eine Änderung am Design der Medikamente ohne Zustimmung der US-Arzneimittelbehörde FDA nicht möglich. Stellungnahmen der Anwälte liegen bislang nicht vor.
Entschädigung für vier Patienten in Dänemark
In Dänemark hatten im November vier Patienten eine Entschädigung erhalten, weil sie nach der Einnahme von Abnehm- oder Diabetes-Medikamenten schwere Augenerkrankungen entwickelt hatten. Wie die dänische Behörde für Patientenentschädigung entschied, erhalten die vier Betroffenen eine Entschädigungszahlung in Höhe von insgesamt 800.000 dänischen Kronen (umgerechnet etwa 107.000 Euro). Die Patienten hatten jeweils das Abnehmmedikament Wegovy oder das Diabetesmedikament Ozempic verwendet, die beide vom dänischen Pharmakonzern Novo Nordisk hergestellt werden.
Abhängig davon, welchen Einfluss die Erkrankung auf ihr weiteres Leben haben werde - zum Beispiel, wenn sie ihre Fähigkeit zu arbeiten beeinflusse - könnten die Entschädigungszahlungen noch steigen, erklärte die Behörde. Eine medizinische Entschädigung wird in Dänemark in der Regel von den Gesundheitsbehörden ausgezahlt. Insgesamt hatten mehr als 40 Menschen Entschädigungen gefordert, nachdem sie nach der Nutzung der Medikamente schwerwiegende Augenkrankheiten entwickelt hatten. Die Behörde entschied bislang in fünf Fällen.