Nach Rettung durch Investor Wework dünnt Belegschaft wohl radikal aus
24.10.2019, 12:59 Uhr
Der Bürovermieter WeWork will kräftig umstrukturieren. Das wird vor allem die Belegschaft treffen.
(Foto: REUTERS)
Nach seinem gescheiterten Börsengang strauchelt der Bürovermieter Wework. Der japanische Investor Softbank springt ein, gibt Geld und übernimmt die Mehrheit der Anteile. Wework-Gründer Neumann wird degradiert. Doch wirklich leiden wird unter der Übernahme wohl vor allem die Belegschaft.
Der amerikanische Bürovermieter Wework setzt nach einer Finanzspritze durch den japanischen Technologieinvestor Softbank wohl zum Kahlschlag in der Belegschaft an. Das US-Unternehmen will im Rahmen eines Umstrukturierungsplans bis zu 4000 Mitarbeiter entlassen, wie die "Financial Times" berichtet. Das wäre etwa rund ein Drittel der globalen Belegschaft. Von Wework war zunächst keine Stellungnahme zu erhalten.
Softbank steckt nach dem gescheiterten Börsengang von Wework mehr als zehn Milliarden Dollar in das Unternehmen und stockt seine Beteiligung damit von rund einem Drittel auf 80 Prozent auf. Der exzentrische Wework-Gründer Adam Neumann wird dabei endgültig entmachtet. Ohne die Finanzspritze aus Japan wäre Wework laut Insidern bereits in wenigen Wochen das Geld ausgegangen. Insgesamt wird das Start-up nach der Kapitalspritze nur noch mit acht Milliarden Dollar bewertet. Vor wenigen Wochen hatte das Unternehmen beim Börsengang noch auf 47 Milliarden Dollar gehofft - doch die Investoren bekamen kalte Füße.
Softbank-Aktien verloren am Mittwoch in Tokio 2,5 Prozent. Der Bürovermieter will nun mit Kostensenkungen wieder in die Spur kommen, wie Insider berichtet hatten. Softbank-Chef Masayoshi Son sagte, er glaube weiter an das Geschäftsmodell von Wework, das die Art zu arbeiten verändere. "Wir bleiben Wework, seinen Mitarbeitern, Kunden und Vermietern verpflichtet." Insgesamt hat Softbank 13 Milliarden Dollar in die Firma gesteckt, die flexible Büros und Arbeitsplätze vermietet. Die Beteiligung selbst in der Bilanz zu konsolidieren, vermeiden die Japaner aber - denn die Stimmrechte liegen nicht mehrheitlich bei ihnen.
Wework ist kein gutes Zeugnis für Son
Wework-Gründer Neumann hatte sich Aktien mit mehreren Stimmrechten ausgeben lassen. Über diese verfügt nun aber der Verwaltungsrat, wo der bisherige Vorsitzende Neumann nur noch als "Beobachter" fungiert. Viele Investoren hatten sich am Lebensstil und der Unternehmensführung des 40-Jährigen gestoßen. Das Sagen im Wework-Verwaltungsrat hat nun Softbank-Manager Marcelo Claure, der sich unter anderem auch um das Gelingen der Fusion zwischen den Mobilfunkriesen Sprint und T-Mobile US kümmert.
Wework soll von Softbank unter anderem Kredite über fünf Milliarden Dollar bekommen. Dazu bietet der Tech-Investor den übrigen Wework-Aktionären an, ihnen Aktien für bis zu drei Milliarden Dollar abzukaufen - so kommt auch Neumann an Geld. Eine für April 2020 geplante Eigenkapitalspritze von Softbank über 1,5 Milliarden Dollar wird vorgezogen.
Analyst Richard Windsor bezeichnete Wework als "schreiende Anklage gegen die Bewertungs- und Suchmethoden von Softbank". Die erzwungene Rettungsaktion kommt für den Gründer des Tech-Investors, Masayoshi Son, zur Unzeit. Er versucht gerade, Geld für den Nachfolger des 100 Milliarden Dollar schweren "Vision Fund" einzuwerben. Fehlschläge wie bei Wework und beim Mitfahrdienst Uber, der bei seinem Börsengang im Mai Abstriche machen musste, sind dafür keine gute Werbung.
Quelle: ntv.de, lwe/rts