Kriminalität im Internet Wie eine Staatsanwältin Verbrecher im Darknet jagt
21.08.2024, 10:00 Uhr Artikel anhören
Jana Ringwald sitzt in ihrem Büro vor einem Monitor, auf dem das Foto einer ausgehobenen Hackerwohnung zu sehen ist.
(Foto: picture alliance/dpa)
Jana Ringwald ist Oberstaatsanwältin bei der Zentralstelle zur Bekämpfung der Internetkriminalität (ZIT) in Frankfurt am Main. Im Podcast "So techt Deutschland" spricht sie über ihre Karriere, spektakuläre Darknet-Ermittlungen und die Herausforderungen bei der digitalen Strafverfolgung.
Ursprünglich hat Jana Ringwald Jura und Geschichte studiert und kam durch Zufall zur Abteilung für Internetkriminalität. Dort musste sie sich zunächst selbst in die hochkomplexen technischen Abläufe und Ermittlungsmethoden einarbeiten. "Ich verstehe bis heute nicht, wie ich das geschafft habe. Ich war begeistert von der Darknet-Technologie, aber auch von den Kryptowährungen und der Blockchain-Technologie", sagt Ringwald und schildert dabei spektakuläre Fälle wie den Darknet-Marktplatz "Wall Street Market", den sie und ihr Team vom Netz nehmen konnten.
"Wall Street Market" war der zweitgrößte Marktplatz im Darknet. Auf der Plattform waren mehr als eine Million Kunden und über 5.000 Händler registriert, die vor allem Drogen, ausgespähte Daten, gefälschte Dokumente und Schadsoftware anboten.
Häufig hinterlassen die Computerspezialisten der Polizei eine Nachricht auf den Webseiten der Verbrecher - ein sogenanntes Secure Banner, "auf dem wir meistens auch versuchen, in humoriger Art und Weise darzustellen, gegen wen wir vorgegangen sind", erklärt Ringwald. Auf der anderen Seite ist es für die Ermittler teilweise sehr überraschend, wie gut und raffiniert die Methoden der Hacker sind. "Das Coding an sich ist begeisterungswürdig. Aber wir verfolgen natürlich trotzdem unsere Arbeit", sagt die Cyberstaatsanwältin.
Cyberkriminalität ist der Expertin zufolge längst kein abstraktes Phänomen mehr, sondern betrifft unser aller Leben. "Hinter jeder Cyberattacke und jedem digitalen Verbrechen stehen Menschen - mit ihren Stärken, Schwächen und individuellen Geschichten", sagt die Juristin. Ihre Aufgabe ist es, diese Täter zu fassen und ihre Machenschaften aufzuklären.
Die größte Herausforderung sei es, die Justiz insgesamt für das digitale Zeitalter fit zu machen. Denn selbst bei Alltagskriminalität wie Fahrraddiebstahl spielen digitale Spuren eine entscheidende Rolle. Deswegen wirbt Ringwald dafür, dass Unternehmen und Bürger stärker mit Polizei und Staatsanwaltschaft zusammenarbeiten. "Wir versuchen wirklich, die Hemmschwelle zu senken, mit uns in Kontakt zu treten und uns das zu geben, was wir brauchen - meist sind das nur Daten", argumentiert Ringwald.
Mit Jana Ringwald sprachen Frauke Holzmeier und Andreas Laukat. Das komplette Gespräch können Sie im Podcast "So techt Deutschland" hören.
In "So techt Deutschland" haken die ntv-Moderatoren Frauke Holzmeier und Andreas Laukat bei Gründern, Investoren, Politikern und Unternehmern nach, wie es um den Technologie-Standort Deutschland bestellt ist.
Alle Folgen finden Sie in der ntv App, bei RTL+, Amazon Music, Apple Podcasts, Spotify und im RSS-Feed.
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Quelle: ntv.de, sks