Im Schnitt gut versorgtWie hoch die Einkommen von Rentnern wirklich sind

Etwa jeder Zehnte muss im Alter mit sehr geringen Einkünften auskommen. Insgesamt ist die heutige Rentnergeneration allerdings gut abgesichert. Viele haben neben der gesetzlichen Rente weitere Geldquellen, ganz abgesehen von Vermögen.
Für die SPD geht es im Rentenstreit um "Arm gegen Reich", wie Generalsekretär Tim Klüssendorf es formulierte. Gerade die weniger Begüterten müssten sich auf die gesetzliche Rente verlassen können. Das stimmt grundsätzlich, schließlich lässt sich mit weniger Geld auch weniger zusätzlich vorsorgen. Zudem hat etwa die Hälfte der Ruheständler kein weiteres Einkommen. Doch zumindest im Schnitt ist die heutige Rentnergeneration gut abgesichert, Vermögen und Eigenheim noch gar nicht eingerechnet. Die Bezieher niedriger Renten sind zudem nicht unbedingt die mit den geringsten Haushaltseinkommen.
Die durchschnittliche gesetzliche Rente aus Altersgründen lag 2023 bei knapp 1100 Euro netto vor Steuern, also nach Abzug der Sozialversicherungsbeiträge, wie aus dem Alterssicherungsbericht 2024 des Arbeitsministeriums hervorgeht. Die Mehrheit der Senioren hat nach Berechnungen des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (BIB) aber deutlich mehr Geld zur Verfügung.
Alleinstehende Männer ab 65 Jahren hatten 2023 demnach im Schnitt ein monatliches Haushaltseinkommen von 2210 Euro netto, alleinstehende Frauen von 1860 Euro. Paare in der Altersgruppe kamen auf ein gemeinsames Haushaltsnettoeinkommen von durchschnittlich 3760 Euro - in den alten Bundesländern im Schnitt fast 3900, in den neuen knapp 3200 Euro.
Ein Drittel der Paare im Rentenalter erhielt mehr als 4000 Euro im Monat, ein Viertel 3000 bis 4000 Euro. Die übrigen 40 Prozent mussten mit weniger auskommen, fünf Prozent sogar mit 1500 Euro oder teils deutlich weniger.
Die Schere geht weit auseinander: Jeder neunte alleinstehende Mann ab 65 und jede achte alleinstehende Frau in dem Alter hatte ein Nettoeinkommen von weniger als 1000 Euro im Monat. Ein Fünftel der älteren Männer hatte 1000 bis 1500 Euro zur Verfügung, bei den Frauen lag das Einkommen bei einem Viertel in diesem Bereich.
Auf der anderen Seite verfügte fast die Hälfte der alleinstehenden älteren Männer über 2000 Euro oder teils deutlich mehr. Alleinstehende Frauen müssen häufiger mit weniger Einkommen haushalten, von ihnen kam nur ein Drittel auf mehr als 2000 Euro. Frauen zahlen im Schnitt kürzer in die Rentenversicherung ein, arbeiten öfter in Teilzeit und verdienen weniger.
Viele wohnen im Eigenheim
Nicht berücksichtigt sind bei den Einkommen Vermögenswerte wie etwa ein Eigenheim. Sieben von zehn älteren Paaren und fast die Hälfte der Alleinstehenden wohnen laut dem Bundesinstitut in einer eigenen Immobilie oder mietfrei.
Das Einkommen von Haushalten, in denen nur Ruheständler wohnen, besteht dem Statistischem Bundesamt zufolge in erster Linie aus Renten und Pensionen, zu durchschnittlich 92 Prozent. Einnahmen aus Vermögen machen 5 Prozent aus, aus Erwerbstätigkeit stammen 2 Prozent, ein Prozent aus Transferzahlungen wie Grundsicherung im Alter. Auf Letztere sind demnach rund vier Prozent der Bevölkerung im Rentenalter angewiesen, das heißt, sie können ihren Lebensunterhalt nicht aus eigenem Einkommen oder Vermögen bestreiten.
Niedrige gesetzliche Renten bedeuten nicht unbedingt niedrige Einkommen - im Gegenteil. Geringe Renten werden meist durch weitere Einkünfte oder den Partner ausgeglichen, wie aus dem Alterssicherungsbericht hervorgeht. Je niedriger die gesetzliche Rente, desto geringer ist demnach im Schnitt deren Anteil am Gesamteinkommen. So haben beispielsweise Paare mit einer Bruttorente von durchschnittlich 317 Euro ein Haushaltsbruttoeinkommen von gut 5300 Euro.
Alleinstehende Männer mit einer gesetzlichen Rente unter 500 Euro hatten im Schnitt insgesamt rund 2750 Euro zur Verfügung, Frauen gut 1730 Euro. Ursache von Kleinstrenten sind demnach vor allem sehr kurze Beitragszeiten in der gesetzlichen Rentenversicherung, etwa von Frauen in den alten Bundesländern infolge sehr kurzer Erwerbsbiografien oder wenn Beitragszahler in die Beamtenversorgung oder andere Alterssicherungssysteme gewechselt sind.
Die Hälfte hat neben Rente zusätzliche Einkommen
62 Prozent der Paare und 46 Prozent der Alleinstehenden erzielten zusätzlich zu gesetzlichen Renten oder Pensionen weitere Einkommen. Ein Drittel der Älteren erhielt laut BIB Einkünfte aus privater Vorsorge, etwa aus privaten Renten- und Lebensversicherungen wie der Riester-Rente, im Schnitt 420 Euro pro Monat.
Bei vielen privaten Versicherungen lässt sich das angesparte Kapital alternativ auf einen Schlag auszahlen. Neben solchen Einmalzahlungen verfügt ein Teil der Rentner über Erspartes oder Geldanlagen, die darüber hinaus teils Zinserträge bringen.
Vermietung oder Verpachtung sind ebenfalls für viele eine Einkommensquelle. Ein Fünftel der Paare und zehn Prozent der Alleinstehenden ab 65 Jahren bezogen dem Alterssicherungsbericht zufolge Einkünfte aus Vermietung oder Verpachtung, in den alten Bundesländern doppelt so viele wie in den neuen. Im gesamtdeutschen Durchschnitt erzielten Paare im Rentenalter damit gut 1000 Euro im Monat, Alleinstehende knapp 800 Euro.
Mit durchschnittlich 64,7 Jahren gingen die Deutschen im vergangenen Jahr in Rente, Frauen und Männer gleichermaßen. Neben dem Eintrittsalter ist dem Statistischen Bundesamt zufolge allerdings auch die Erwerbstätigkeit im Alter gestiegen. Zuletzt war jeder siebte Rentner zwischen 65 und 74 Jahren erwerbstätig, 16 Prozent der Männer mit einer Altersrente und 10 Prozent der Frauen. Von den 65- bis 66-jährigen Rentenempfängern ist sogar noch fast ein Fünftel erwerbstätig.
Von den Rentenbeziehenden mit höherem Bildungsniveau arbeiteten deutlich mehr als von denen mit mittlerem oder niedrigem. In einer laut Alterssicherungsbericht repräsentativen Befragung gaben 14 Prozent der arbeitenden Rentner an, finanziell zum Weiterarbeiten gezwungen zu sein. Die Hälfte war geringfügig beschäftigt.
Voll berufstätige 65-Jährige verzerren zunehmend die Einkommensstatistik der Rentnergeneration. Denn durch den Anstieg der Regelaltersgrenze wächst auch die Zahl der noch regulär arbeitenden über 64-Jährigen, deren Einkommen aus einem vollen Gehalt besteht.
Daneben heben etwa auch Beamte im Ruhestand den Einkommensschnitt. Die 1,4 Millionen Pensionärinnen und Pensionäre nach dem Beamten- und Soldatenversorgungsrecht haben deutlich höhere Alterseinkünfte als die gesetzliche Rente, zuletzt ein durchschnittliches Brutto-Ruhegehalt von 3240 Euro im Monat.
Zur Einordnung: Für Menschen mit niedrigeren Einkommen fallen die Lebenshaltungskosten viel stärker ins Gewicht. Diese sind in den vergangenen Jahren unter anderem infolge des Ukraine-Kriegs stark gestiegen. Die Einkommen der Älteren haben im Vergleich zu 2019 laut dem Alterssicherungsbericht allerdings stärker zugenommen als die Lebenshaltungskosten. Im Durchschnitt zeige sich ein realer Einkommenszuwachs.
Menschen am Existenzminimum helfen solche Durchschnittswerte selbstverständlich nicht. Wer hingegen finanziell dazu in der Lage ist, könnte von den Zahlen angespornt sein, zusätzlich zur gesetzlichen Rentenversicherung privat vorzusorgen - unabhängig vom Rentenniveau, auf das sich die Bundesregierung am Ende einigt. Die Deutsche Rentenversicherung mahnt, es gelinge derzeit nicht umfassend, die Niveausenkung in der gesetzlichen Versicherung mit der freiwilligen zusätzlichen Altersvorsorge zu kompensieren. "Sowohl die Verbreitung als auch die Höhe der Beiträge lassen Wünsche offen."