Infrastruktur für KI OpenAI-Chef schwebt europäisches Stargate-Projekt vor
07.02.2025, 17:42 Uhr Artikel anhören
In Berlin warb Sam Altman für Vertrauen in Künstliche Intelligenz.
(Foto: IMAGO/Jens Schicke)
Mit Stargate hat Präsident Trump in den USA ein riesiges KI-Projekt auf den Weg gebracht. Mit an Bord ist auch OpenAI. Dessen Chef Altman kann sich so etwas auch in Europa vorstellen - damit der Kontinent nicht den Anschluss verliert. Den enormen Energiebedarf solle man dafür in Kauf nehmen.
OpenAI-Chef Sam Altman ist offen für eine europäische Version des Stargate-Projekts zum Aufbau einer Infrastruktur für Künstliche Intelligenz (KI) in den USA. "Wir würden gerne etwas wie ein Stargate Europa machen, aber dafür brauchen wir Hilfe", sagte Altman vor Studierenden an der Technischen Universität in Berlin. Europa müsse sich entscheiden, wie die Regeln für KI künftig aussehen sollten. "Wir werden uns natürlich an sie halten - egal, wie sie sind", sagte Altman. "Aber es ist im Interesse Europas, KI weiterzuentwickeln und nicht dem Rest der Welt hinterherzuhinken."
Stargate ist ein Mammut-Projekt, das US-Präsident Donald Trump angekündigt hat, um die Führungsposition der USA im globalen KI-Wettbewerb zu sichern. Zu den Geldgebern gehören unter anderem der ChatGPT-Entwickler OpenAI und Microsoft, die SoftBank Group und der US-Softwarekonzern Oracle. In den kommenden vier Jahren sollen 500 Milliarden Dollar in Stargate fließen, etwa in den Aufbau neuer Rechenzentren. Trumps enger Berater Elon Musk ist nicht mit an Bord. Er hat das Projekt deshalb scharf kritisiert.
Altman rechtfertigte in Berlin auch den wachsenden Energiebedarf für die Anwendungen Künstlicher Intelligenz. "KI verbraucht heute nur einen winzigen Teil der Weltenergie. Sie ist pro Abfrage sogar ziemlich effizient", sagte er. Nach Schätzungen der Internationalen Energieagentur IEA werden für den Betrieb der KI-Serverfarmen weltweit zwei bis drei Prozent der weltweiten Elektrizitätsproduktion verbraucht.
Die KI-Anwendungen sind nach Altmans Einschätzung noch lange nicht zu Ende entwickelt. Mit dem KI-Einsatz könne bei wissenschaftlichen Entdeckungen die Entwicklungszeit von zehn Jahren auf ein Jahr schrumpfen. "Und eines Tages werden wir die wissenschaftliche Arbeit von hundert Jahren in einem Jahr erledigen können." Damit könne man die Lebensqualität verbessern und die Lösung der dringendsten Probleme der Menschheit angehen. Dazu gehörten die Bewältigung des Klimawandels oder die Heilung von Krankheiten.
Erstes deutsches Büro in München
Altman appellierte an die Zuhörer, den KI-Systemen ein gewisses Vertrauen entgegenzubringen, auch wenn die Funktionsweise nicht immer nachvollzogen werden könne: "Ich benutze jeden Tag Produkte, bei denen ich nicht verstehe, wie sie funktionieren." Mit dieser Einstellung könne er auch unglaublich komplexe Systeme nutzen. "Ich verstehe vielleicht, wie ein Auto funktioniert, aber ich verstehe sicher nicht, wie ein Elektronenmikroskop funktioniert."
OpenAI will in diesem Jahr ein erstes Büro in Deutschland eröffnen und sucht dem Handelsblatt zufolge dafür einen geeigneten Standort in München. "Wir wollen in der Lage sein, unsere Produkte in Europa genauso schnell einzusetzen wie im Rest der Welt", sagte Altman in Berlin. "Die Europäer werden mit dieser Technologie Großartiges leisten."
Der OpenAI-Chef war in den vergangenen Tagen auch in Asien unterwegs und hatte Kooperationen mit mehreren asiatischen Tech-Konzernen verabredet. Am Montag reist er nach Paris zu einem KI Summit, zu dem auch mehrere Regierungschefs aus Europa erwartet werden.
Quelle: ntv.de, mli/rts/dpa