Volumen von 100 Milliarden Euro? Wirtschaft überrennt KfW mit Hilfsanträgen
02.04.2020, 16:32 Uhr
Mit einem Sonderprogramm hilft die staatliche Förderbank KfW Unternehmen, die durch die Corona-Krise in finanzielle Schieflage geraten sind. Der Ansturm ist enorm: Innerhalb einer Woche gehen 2500 Anträge über mehrere Milliarden Euro ein. Bei der Bank reißt das Programm tiefe Löcher in die Bilanz.
Das Sonderkreditprogramm der staatlichen Förderbank KfW zur Bewältigung der wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise stößt bei Unternehmen auf gewaltiges Interesse. Es seien bereits rund 2500 Anträge im Volumen von 10,6 Milliarden Euro gestellt worden, sagte KfW-Chef Günther Bräunig. Am kommenden Montag werde ein weiterer "großer Ansturm" erwartet. Dann sei die IT-Umsetzung so weit, dass Antrag und Abruf von Geld sofort möglich seien.
Der KfW-Chef rechnet zudem mit "weiter stark steigenden Zahlen" und hält ein Gesamtvolumen von 50 Milliarden Euro für realistisch. Auch 100 Milliarden Euro seien nicht auszuschließen, sagte Bräunig. Er geht davon aus, dass die Nachfrage erst im Mai wieder nachlassen wird.
Die KfW hatte das Sonderprogramm, bei dem Unternehmen über ihre Hausbank Kredite beantragen können, am Montag vergangener Woche gestartet. Bewerben können sich Firmen, die wegen der Corona-Krise vorübergehend in Finanzierungsproblemen stecken. Konkret können alle Unternehmen ein Darlehen beantragen, die bis zum 31. Dezember keine finanziellen Schwierigkeiten hatten - von kleinen und mittelständischen Unternehmen bis hin zu großen Firmen.
Auszahlung am gleichen Tag
Dabei geht die KfW davon aus, dass sie mit neuer IT-Infrastruktur ab Montag Tausende Anträge pro Tag bewältigen kann. So soll Unternehmen die Kreditsumme binnen weniger Tage ausgezahlt werden, im Optimalfall sogar am selben Tag.
Bei Krediten bis in Höhe von drei Millionen Euro nimmt die KfW dabei keine eigene Überprüfung des Ausfallrisikos vor, sondern vertraut auf die Bewertung der Hausbanken. Zwischen drei und zehn Millionen Euro gibt es ein vereinfachtes Verfahren. Erst ab Kreditsummen von mehr als zehn Millionen Euro greift der normale Risikoprozess der KfW. Die weit überwiegende Zahl der bisherigen Anträge - ersten Schätzungen zufolge rund neun von zehn Anträgen - belief sich auf Kreditsummen bis drei Millionen Euro.
Das Sonderprogramm sieht vor, dass die KfW einen großen Teil des Risikos der Banken übernimmt und sich damit die Chance auf eine Kreditzusage für die Unternehmen deutlich erhöht. Für große Unternehmen werden 80 Prozent des Risikos übernommen, bei kleinen und mittleren Unternehmen sind es 90 Prozent.
Bei der KfW selbst reißt die Corona-Krise schon jetzt tiefe Löcher in die Bilanz: Für das erste Quartal erwartet der Vorstand einen Verlust zwischen 600 Millionen und 950 Millionen Euro. Im vergangenen Jahr hatte die Förderbank noch einen Gewinn von 1,4 Milliarden Euro erzielt. Grund dafür ist eine höhere Risikovorsorge für bestehende Kredite in Ländern und für Projekte, die von der Corona-Krise besonders betroffen sind. Außerdem hätten Firmenbeteiligungen neu bewertet werden müssen, weil es an den internationalen Kapitalmärkten in den vergangenen Wochen starke Schwankungen gegeben habe.
Quelle: ntv.de, chr/AFP/rts