Wirtschaft

"Haben hohe Summen investiert"Wirtschaftsvertreter fordern mehr Tempo beim Klimaschutz

13.11.2025, 09:42 Uhr
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Die Unterzeichner des Appells fordern unter anderem, erneuerbare Energien und Stromnetze auszubauen. (Foto: picture alliance/dpa)

Viele Unternehmen sehen sich längst auf dem Weg in Richtung Klimaneutralität. Dass die Bundesregierung beim Klimaschutz auf der Bremse steht, ärgert sie. Einige ihrer Vertreter stellen deshalb eine Liste von Forderungen auf.

Der Klimaschutz dürfe nicht der wirtschaftlichen Misere Deutschlands zum Opfer fallen: Davor warnen führende deutsche Wirtschaftsbosse in einem Appell an die Bundesregierung. Sie fordern, die Wirtschaft zukunftsfähig aufzustellen, die internationale Wettbewerbsfähigkeit zu stärken und in Klimatechnologien zu investieren. Stattdessen gerate der Klimaschutz in der laufenden Debatte immer mehr unter Druck, er werde zum Sündenbock für die Krise der deutschen Wirtschaft gemacht. Schuld daran seien vielmehr ungelöste Strukturprobleme, hohe Energiepreise und Lohnkosten, überbordende Regulatorik und schlechte Investitionsbedingungen.

Unterzeichnet haben den Appell unter anderem Vertreter von Aldi Süd, Otto, Salzgitter, Rolls Royce, Wacker Chemie und mehrerer Banken. Sie haben sich der Stiftung Klimawirtschaft angeschlossen. Deren Vorständin Sabine Nallinger sagte: "Viele Unternehmen in Deutschland haben sich längst auf den Weg in die Klimaneutralität gemacht und hohe Summen investiert. Umzukehren ist deshalb keine Option." Länder wie China eilten beim Aufbau klimaneutraler Technologien davon. Nallinger kritisierte: "Chinesische Unternehmen sehen uns nicht einmal mehr im Rückspiegel."

Nallinger kritisierte auch die aktuelle Koalition: "Seit dem Regierungswechsel im Frühjahr 2025 wartet die deutsche Wirtschaft auf einen Aufschwung. Der angekündigte Herbst der Reformen ist bislang ausgeblieben, die strukturellen Probleme des Wirtschaftsstandorts sind weiterhin ungelöst."

Die Unterzeichner des Appells fordern konkret:

  1. Klimaziele verlässlich verfolgen: Planungssicherheit für Unternehmen schaffen

  2. Emissionshandel stärken: alle Sektoren einbeziehen, Wettbewerbsfähigkeit sichern

  3. Wettbewerbsfähiger Strompreis: Fokus auf produzierendes Gewerbe

  4. Erneuerbare und Stromnetze ausbauen: mehr Energieeffizienz und Batteriespeicher, niedrigere Stromsteuer

  5. Wasserstoffwirtschaft vorantreiben: Kernnetz zügig bauen

  6. CO2-Speicherung fördern: für unvermeidbare Industrieemissionen

  7. Gebäudesanierung und Neubau: EU-Richtlinie wirtschaftsnah, unbürokratisch und sozialverträglich umsetzen

  8. Verkehrswende umsetzen: Schiene, Elektrifizierung, alternative Kraftstoffe fördern

  9. Kreislaufwirtschaft fördern: mithilfe von Standards, Steuervorteilen und öffentlicher Beschaffung

  10. Planungs- und Genehmigungsverfahren beschleunigen: digitalisieren und entbürokratisieren

  11. Staatliche Investitionsanreize: Infrastruktur und Transformation durch privates Kapital stärken

  12. Künstliche Intelligenz fördern: für Innovationen und Klimaziele nutzen

Der Appell wurde vor dem Hintergrund des derzeit stattfindenden Klimagipfels im brasilianischen Belém veröffentlicht. Klimaschutz rechne sich volkswirtschaftlich längst, sagte Nallinger. Es sei nun Aufgabe der Politik, die Rahmenbedingungen so zu setzen, dass sich die Transformation für Unternehmen lohne und zum Geschäftsmodell werde.

Quelle: ntv.de, lwe

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