Tech-Werte mit kräftigem Plus XL-Zinswende befeuert Wall Street
19.09.2024, 22:40 Uhr Artikel anhören
Der US-Wirtschaft geht es gut, die Zinsen fallen kräftig: Bei den Anlegern kam das heute besser an.
(Foto: AP)
Die lang erwartete Zinswende kam mit einem Riesenschritt. Nachdem US-Anleger zunächst etwas verschreckt reagierten, herrscht im Nachgang Optimismus. Besonders die sensiblen Technologiewerte bekommen einen Schub.
Die US-Börsen haben am Abend mit kräftigen Kursgewinnen geschlossen. Der Dow-Jones-Index und der S&P-500 erklommen dabei neue Rekordstände. Der Dow-Jones-Index schloss 1,3 Prozent höher bei 42.025 Punkte. Der S&P-500 notierte 1,7 Prozent höher, während der Nasdaq-Composite um 2,5 Prozent zulegte. Dabei gab es insgesamt 2217 (Mittwoch: 1289) Kursgewinner und 612 (1470) -verlierer. Unverändert schlossen 47 (99) Titel.
Nachdem die Kurse am Vortag leicht negativ auf die Zinssenkung der US-Notenbank reagiert hatten, setzt sich nun eine positive Sicht durch, wie es aus dem Handel hieß. Die Federal Reserve hatte den Leitzins gleich um 50 Basispunkte gesenkt, was vielen Marktteilnehmern zunächst als aggressiv erschien und die Frage aufwarf, ob die Notenbanker vielleicht besorgt seien wegen einer sich abschwächenden Wirtschaft. Auch wurden Befürchtungen geäußert, dass zu schnelle Zinssenkungen letztlich die Inflation anheizen könnten. Während der Frage- und Antwortrunde im Anschluss an den Zinsbeschluss sagte Fed-Chairman Jerome Powell jedoch, er sehe keinen Hinweis darauf, dass die US-Wirtschaft größere Probleme habe. Auch zeigte er sich zuversichtlich, dass die Inflation unter Kontrolle gebracht werden kann.
Konjunkturdaten zeigen freundliches Bild der US-Wirtschaft
Die Fed habe gezeigt, dass sie alles Notwendige tun werde, um das Wirtschaftswachstum aufrechtzuerhalten, so Jan von Gerich, Chefanalyst bei Nordea. Das könne jede negative Reaktion auf schlechte Daten begrenzen, insbesondere auf dem Arbeitsmarkt, der eine Quelle der Nervosität für die Märkte war.
Die am Donnerstag veröffentlichten Konjunkturdaten zeigen, dass es tatsächlich nicht so schlecht um die Wirtschaft steht. Die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe ging in der vergangenen Woche stärker zurück als von Volkswirten erwartet - und dies von einem schon niedrigen Niveau. Der Philadelphia-Fed-Index erholte sich im September deutlicher als angenommen und rückte in positives Terrain vor. Das Leistungsbilanzdefizit war im zweiten Quartal höher als erwartet, doch gelten die Daten ohnehin als veraltet. Der Index der Frühindikatoren für August lag im Rahmen der Erwartungen. Die August-Daten zu den Verkäufen bestehender Häuser fielen etwas schwächer als erwartet aus.
Nvidia und AMD mit kräftigem Plus
Die Fed-Zinssenkung befeuerte vor allem die zinsempfindlichen Technologiewerte und hier besonders den zuletzt gebeutelten Chipsektor: Nvida stiegen um 4,0 Prozent, AMD um 5,7 Prozent, Intel und Micron legten um 1,8 beziehungsweise 2,2 Prozent zu.
AT&T gaben um 1,7 Prozent nach. Die Telekommunikationsgesellschaft hat nach einem längeren Rechtsstreit mit Umweltschützern eingewilligt, acht Meilen bleiummantelter Kabel aus dem Lake Tahoe, einem See in der Sierra Nevada, zu entfernen. Einen Satz um 15 Prozent machte die Aktie von Mobileye. Mehrheitsaktionärin Intel hatte mitgeteilt, dass sie aktuell nicht vorhabe, ihre Beteiligung an dem auf autonomes Fahren spezialisierten Unternehmen zu verkaufen.
Dollarindex moderat fester - Ölpreise steigen
Am Devisenmarkt zeigte sich der Dollar etwas fester, kam im Verlauf aber wieder zurück. Der Dollarindex notierte schließlich wenig verändert. Die deutliche Zinssenkung habe nicht wirklich überrascht, erklärten die Devisenanalysten von Unicredit die Reaktion des Greenback. Außerdem habe Powell deutlich gemacht, dass die Fed dieses Tempo nicht beibehalten werde. Das britische Pfund wertete derweil zum Dollar auf, nachdem die Bank of England ihren Leitzins unverändert belassen hat. Die BoE argumentierte, die Geldpolitik müsse restriktiv bleiben, bis die Inflationsgefahren verschwunden seien. Damit kontrastiert die BoE-Politik mit dem Kurs der Fed.
Am Anleihemarkt stiegen die Renditen etwas, auch gestützt von den jüngsten Konjunkturdaten. Die Rendite zehnjähriger Papiere erhöhte sich um 1,7 Basispunkte auf 3,72 Prozent.
Am Ölmarkt erholten sich die Preise von den Vortagesabgaben im Gefolge des Zinsentscheids wieder. Die Preise für die Sorten WTI und Brent erhöhten sich um bis zu 1,6 Prozent. Marktteilnehmer verwiesen auch auf die Gefahr einer Eskalation des Nahostkonflikts nach der massenhaften Explosion von Kommunikationsgeräten. Auch der Goldpreis profitierte von der Zinssenkung und von der Aussicht auf weiter fallende Zinsen. Der Preis für die Feinunze stieg deutlich um 1,2 Prozent.
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Quelle: ntv.de, mau/DJ