Wirtschaft

Trotz steigenden Bedarfs Zahl der Baugenehmigungen sinkt

Wohnungen in Mehrfamilienhäusern wurden häufiger genehmigt.

Wohnungen in Mehrfamilienhäusern wurden häufiger genehmigt.

(Foto: dpa)

Nur wenige Themen sind für viele Deutsche wichtiger als steigende Mieten. Daher sind sich alle einig: Es müssen mehr Wohnungen gebaut werden. So gesehen ist die neue Statistik über die erteilten Baugenehmigungen eine Enttäuschung. Aber nur auf den ersten Blick.

Trotz hoher Nachfrage in den Ballungsgebieten wurden in Deutschland in den ersten drei Quartalen deutlich weniger Wohnungen genehmigt als im Vorjahreszeitraum. Die Zahl der Baugenehmigungen sank um fast 20.000 oder 7 Prozent auf knapp 257.000, teilt das Statistische Bundesamt mit. In knapp 226.000 Fällen ging es dabei um Neubauten (minus 4,8 Prozent).

Der Rückgang hat vor allem etwas mit dem sinkenden Bedarf an Flüchtlingsunterkünften zu tun. Genehmigungen für Wohnungen in Wohnheimen – zu denen diese gezählt werden – brachen regelrecht ein. Sie gingen um knapp 41 Prozent auf rund 11.000 Einheiten zurück. Wohnungen in Mehrfamilienhäusern wurden dagegen häufiger genehmigt. Deren Zahl wuchs um 0,9 Prozent auf 1160 Einheiten. Rückläufig waren allerdings ebenfalls die Zahlen für Einfamilienhäuser (minus 5,7 Prozent auf 69.000 Einheiten).

Im Kampf gegen rasant steigende Mieten sehen Experten vor allem die Ausweitung des Angebots - also den Bau neuer Wohnungen - als effektivstes Mittel an. Schon jetzt frisst die Miete einen großen Teil des Einkommens vieler Mieter auf. Fast vier von zehn Mieter-Haushalten in Deutschland müssen mehr als 30 Prozent ihres Einkommens für die Wohnung ausgeben, wie eine Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Grünen im September zeigte. Die 30-Prozent-Marke gilt als kritisch, da insbesondere Familien mit kleinerem Einkommen sonst nicht genug Geld für den Alltag bleibt.

Berlin wächst in Saarbrücken-Manier

Allein in Berlin müssen laut Senatsverwaltung bis 2030 mindestens 194.000 neue Wohnungen gebaut werden, um den angespannten Wohnungsmarkt zu entlasten. Das ergibt sich aus einem Zwischenbericht zum Stadtentwicklungsplan 2030. Der Prognose zufolge sind allein bis 2021 etwa 100.000 Neubauwohnungen notwendig, also 20.000 pro Jahr. Nach der jüngsten Bevölkerungsprognose wächst Berlin bis 2030 um gut 180.000 Einwohner. Das entspricht etwa der Größe einer Stadt wie Saarbrücken.

Bei den Sondierungen zu einer möglichen Jamaika-Koalition spielt der Wohnungsbau eine wichtige Rolle. Die Parteien sind sich einig, dass sie diesen fördern wollen – die Frage ist nur, wie. Der Verband der deutschen Immobilienwirtschaft (ZIA) forderte angesichts der neuen Zahlen des Statistischen Bundesamt die Parteispitzen von Union, FDP und Grünen auf, möglichst schnell zu einer Einigung zu kommen. Der Gesetzgeber werde gebraucht, um das "Umfeld für neue Baumaßnahmen und Investitionen zu verbessern".

Quelle: ntv.de, vpe/dpa

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