Wirtschaft

Brite beklagt Dollar-Dominanz Zentralbankchef fordert digitale Weltwährung

Weltweit, so klagt Bank-of-England-Chef Carney, würden immer größere Dollar-Reserven aufgehäuft. Das bremse das Wachstum und drücke das Zinsniveau nach unten.

Weltweit, so klagt Bank-of-England-Chef Carney, würden immer größere Dollar-Reserven aufgehäuft. Das bremse das Wachstum und drücke das Zinsniveau nach unten.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Wiederkehrende Krisen, Niedrigzinsen, machtlose Notenbanken: Dafür sei vor allem die Dominanz des US-Dollar im Welthandel und auf den Finanzmärkten verantwortlich, klagt einer der einflussreichsten Zentralbanker der Welt - und schlägt eine neue Digitalwährung als Ausweg vor.

Der Gouverneur der Bank of England, Mark Carney, hat die Ablösung des US-Dollars als Grundlage des globalen Finanzsystems gefordert und stattdessen eine "synthetische Hegemonial-Währung" vorgeschlagen. Die neue digitale Währung könnte laut Carney nach dem Vorbild der von Facebook geplanten Kryptowährung Libra funktionieren, solle aber nicht von privaten, sondern von öffentlichen Institutionen verwaltet werden.

In seiner aufsehenerregenden Rede beim jährlichen Symposium der US-Notenbank Federal Reserve in Jackson Hole bezeichnete Carney laut einem "Bloomberg"-Bericht die Dominanz des US-Dollars auf den Finanzmärkten und im Welthandel als eines der zentralen Probleme der Geldpolitik. Schocks, vor allem in der US-Wirtschaft, übertrügen sich dadurch immer schneller auf den Rest der Welt. Gerade Schwellenländer litten unter heftigen Nebenwirkungen geldpolitischer Entscheidungen in den USA. Das führe dazu, dass Staaten immer größere Dollarreserven horteten. Die Wirtschaft und die Zentralbanken seien in eine Niedrigzinsfalle geraten.

"Was ist also zu tun?", frage Carney, der als Chef der Bank of England, ehemaliger Chef der kanadischen Zentralbank und langjähriger Investmentbanker bei Goldman Sachs zu den erfahrensten Zentralbankern der Welt gehört. Carney rief Amtskollegen aus aller Welt, die in Jackson Hole zusammengekommen waren, dazu auf, den dominierenden Dollar nicht einfach durch eine andere Nationalwährung zu ersetzen. Vielmehr könne eine neu zu schaffende, von mehreren Staaten getragene Digitalwährung auf Grundlage der Libra-Technologie die Lösung sein.

"Wenn der Anteil des Handels, der in einer digitalen Währung abgewickelt wird, steigt, würden Schocks in den USA weniger Schäden in anderen Ländern anrichten", führte Carney aus. Wenn die Rolle des Dollar zudem auf dem globalen Finanzmarkt reduziert würde, "könnte das helfen, die Volatilität von Kapitalflüssen in Schwellenländer zu reduzieren".

Die Bank of England unter Carneys Führung gehört zu den wenigen Notenbanken, die Facebooks Pläne für die Digitalwährung Libra prinzipiell positiv aufgenommen hatten. In den USA, aber auch von europäischen und deutschen Politikern waren dagegen vor allem Warnungen vor möglichen Problemen und dem drohenden Verlust staatlicher Kontrolle über das Geldsystem zu hören gewesen. Viele technische Fragen, etwa zu Datenschutz und Betriebssicherheit, seien bei Digitalwährungen allerdings noch nicht ausreichend geklärt, räumte Carney ein.

Quelle: ntv.de, mbo

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