Wall Street setzt etwas zurück Zins- und Kriegssorgen lassen Anleger zaudern
21.03.2022, 21:44 Uhr
Die Ölpreise ziehen wieder an.
(Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS)
Die US-Notenbank macht deutlich, beim Thema Leitzins bei Bedarf nicht zimperlich sein zu wollen. Erste Anleger rätseln, ob der nächste Zinsschritt sogar kräftig ausfallen könnte. Daneben schwinden die Hoffnungen auf ein baldiges Kriegsende. In dieser Gemengelage halten sich die Käufer an den US-Börsen lieber zurück.
Die Aussicht auf möglicherweise noch aggressivere Zinserhöhungen durch die US-Notenbank hat zu Wochenbeginn für leichte Abgaben an der Wall Street gesorgt. Die Fed ist dazu bereit, wenn dies zur Bekämpfung der weiter steigenden Inflation notwendig sein sollte, sagte Fed-Chairman Jerome Powell. "Wenn wir zu dem Schluss kommen, dass es angemessen ist, aggressiver vorzugehen, indem wir den Leitzins um mehr als [einen Viertelprozentpunkt] auf einer oder mehreren Sitzungen anheben, werden wir das tun." Schon zuvor hatte der Präsident der Federal Reserve Bank of Atlanta, Raphael Bostic, erklärt, dass die Zentralbank die Zinsen in diesem Jahr wohl öfter anheben muss, um die Inflation zu senken.
"Die Fed hat bereits signalisiert, dass sie die Inflation viel stärker bekämpfen will, indem sie sechs weitere Zinserhöhungen im Jahr 2022 in Aussicht stellt, aber nach den jüngsten Äußerungen zu urteilen, ist es gut möglich, dass wir auf der Mai-Sitzung sogar eine Anhebung um 50 Basispunkte sehen werden", sagte Analyst Fawad Razaqzada von ThinkMarkets. Die Fed hatte den Leitzins in der vergangenen Woche wie erwartet um 25 Basispunkte erhöht.
Powell bekannte sich zugleich zu dem Ziel, mit der bevorstehenden geldpolitischen Straffung keine Rezession auszulösen. Eine "weiche Landung" sei immer noch möglich, sagte er und verwies auf drei Fälle in den vergangenen 60 Jahren, in denen das der Fed gelungen sei.
Der Dow-Jones-Index reduzierte sich um 0,6 Prozent auf 34.553 Punkte. Für den breiter gefassten S&P-500 ging es um zwei Punkte nach unten, und der Nasdaq-Composite verlor 0,4 Prozent. Mit Blick auf die weiteren Entwicklungen im Ukraine-Krieg machte sich bei den Investoren zudem wieder Vorsicht breit. Denn die Kämpfe gehen mit unverminderter Härte weiter, und es zeichnet sich keine friedliche Lösung ab. Dazu kamen die gestiegenen Ölpreise, was die Inflationssorgen befeuerte. Diese markierten den höchsten Stand seit zwei Wochen. So wächst die Zustimmung in Europa, russisches Erdöl mit einem Embargo zu belegen.
Der Dollar legte mit der Aussicht auf möglicherweise noch stärker steigende Zinsen in den USA zu - der Dollar-Index gewann 0,3 Prozent. Auch Gold war gefragt. Das Edelmetall profitierte mit den Powell-Aussagen zur hohen Inflation in den USA von seinem Status als Inflationsschutz.
Mit den Aussagen von Fed-Chairman Powell ging es mit den Renditen am Anleihemarkt steil nach oben. Die Rendite zehnjähriger Papiere stieg um 15,6 Basispunkte auf 2,31 Prozent - der höchste Stand seit Mai 2019. Damit liegen die Renditen für zwei- bis 30-jährige Anleihen über der Marke von zwei Prozent, sagte Vermögensverwalter Louis Navellier. Er sieht in der sich abflachenden Kurve eine Gegenkraft zur aggressiven Rhetorik der US-Notenbank. "Die Marktkräfte treiben die Renditen von Staatsanleihen in die Höhe, und die Fed muss darauf reagieren", so der Teilnehmer.
Die Ölpreise zogen erneut an: Die Sorte Brent aus der Nordsee verteuerte sich um 7,6 Prozent auf 116,20 Dollar je Barrel (159 Liter), US-Rohöl WTI kletterte um 7,3 Prozent auf 112,38 Dollar pro Barrel.
Boeing verloren 3,6 Prozent und waren damit schwächster Wert im Dow-Jones-Index. Auslöser war die Meldung, dass im Südwesten Chinas eine Boeing-737 der Fluggesellschaft China Eastern mit 132 Menschen an Bord abgestürzt ist.
Die Aktien von Berkshire Hathaway kletterten im Verlauf auf ein Allzeithoch. Für die Aktien der Klasse B ging es 2,1 Prozent nach oben. Das Investmentvehikel von Investoren-Legende Warren Buffett hat bekannt gegeben, den Versicherer Alleghany für 11,6 Milliarden Dollar zu übernehmen. Die Papiere von Alleghany stiegen um 24,8 Prozent.
Quelle: ntv.de, jwu/DJ/rts