Einzelhändler unter Druck Zinsängste setzen US-Börsen zu
21.02.2023, 23:23 Uhr Artikel anhören
Die Hoffnung auf gemäßigte Zinsschritte der Fed ist inzwischen bei vielen Anlegern verflogen.
(Foto: REUTERS)
An der Wall Street wächst die Befürchtung, dass die Fed weiter in großen Schritten die Zinsen erhöht. Nach dem verlängerten Wochenende fahren die US-Börsen kräftige Kursverluste ein. Gleichzeitig ziehen die Renditen von US-Staatsanleihen deutlich an.
Die US-Börsen sind nach positiven Wirtschaftsdaten und dadurch ausgelösten Zinserhöhungsängsten abgerutscht. Der Dow-Jones-Index der Standardwerte schloss am Dienstag 2,1 Prozent tiefer auf 33.129 Punkten. Der technologielastige Nasdaq gab 2,5 Prozent auf 11.492 Punkte nach. Der breit gefasste S&P 500 büßte zwei Prozent auf 3997 Punkte ein. Am Montag war die Wall Street wegen eines Feiertags geschlossen.
Positive Wirtschaftsdaten lösten nach dem langen Wochenende Zinserhöhungsängste aus. Der Einkaufsmanagerindex (PMI) stieg auf 50,2 Punkte von 46,8 im Januar und erreichte damit den höchsten Stand seit acht Monaten. Daraufhin flogen Staatsanleihen aus den Depots. Die Rendite der zehnjährigen US-Staatsanleihe stieg um acht Basispunkte auf 3,919 Prozent. Im Handelsverlauf war die Rendite zeitweise auf den höchsten Stand seit Anfang November gestiegen.
"Jedes Mal, wenn der Markt versucht, sich selbst davon zu überzeugen, dass die US-Notenbank bald den Fuß von der Bremse nehmen wird, werden die Anleger mit der Realität konfrontiert", sagte Tom Plumb, Portfoliomanager des Plumb Balanced Fund. Die Markthoffnung auf eine Zinserhöhungspause seitens der US-Notenbank Fed in den nächsten sechs Monaten würde nach aller Wahrscheinlichkeit nicht erfüllt werden können.
Enttäuschung über Walmart-Prognose
Außerdem gehen Investoren davon aus, dass die am Mittwoch anstehende Veröffentlichung der Protokolle der jüngsten Notenbank-Sitzung auf eine weitere Straffung der US-Geldpolitik hindeuten wird. Besonders von der Zinspolitik abhängige US-Wachstumswerte wie Amazon, Microsoft und Apple verloren daraufhin zwischen 2,1 und 2,7 Prozent.
Die Aktien des weltgrößten Einzelhändlers Walmart gingen auf Achterbahnfahrt, nachdem die Gewinnprognose unter den Markterwartungen geblieben war. Sie verloren zeitweise bis zu knapp drei Prozent, konnten sich bis zum Handelsende jedoch auf ein Plus von 0,6 Prozent erholen. "Die wirtschaftlichen Aussichten sind nach wie vor sehr beunruhigend und unsicher", sagte Finanzchef John David Rainey. Eine geplante Lohnerhöhung sowie eine wegen der Inflation erhöhte Nachfrage nach billigen Produkten würden den Gewinnmargen im laufenden Geschäftsjahr zusetzen.
"Zahlen von Walmart sind ein Frühwarnsystem für das Verhalten der Verbraucher im allgemeinen", sagte Art Hogan, Chefmarktstratege bei B. Riley Financial. In deren Sog verloren Rivalen wie Target und Macy's vier und 6,5 Prozent. Auch die größte US-Baumarktkette Home Depot enttäuschte mit einer trüben Prognose. Die Titel fielen um mehr als sieben Prozent und rückten damit ans Ende des Dow Jones Index. Grund für einen erwarteten Gewinnrückgang im einstelligen Prozentbereich seien eine wegen der Inflation rückläufige Nachfrage sowie gestiegene Kosten, teilte der Konzern mit.
Quelle: ntv.de, ino/rts