Trotz starker Jobdaten Zinsangst an US-Börsen flaut ab
06.10.2023, 22:58 Uhr Artikel anhören
Das sieht nach einem kräftigen Plus aus. Die US-Börsen verabschieden sich mit Aufschlägen ins Wochenende.
(Foto: AP)
Ein unerwartet starker US-Arbeitsmarktbericht belastet die New Yorker Börsen nicht nachhaltig. Nach einem schwächeren Auftakt legen die Indizes deutlich zu. Nur die Lebensmittelbranche muss Federn lassen, weil die Abnehm-Spritze den Appetit der Verbraucher zügelt.
Trotz anfänglicher Zinssorgen nach dem Arbeitsmarktbericht der US-Regierung ist die Wall Street schnell ins Plus gedreht. Der Dow-Jones-Index der Standardwerte schloss am Abend 0,9 Prozent höher auf 33.407 Punkten. Der technologielastige Nasdaq rückte 1,6 Prozent auf 13.431 Punkte vor. Der breit gefasste S&P 500 legte 1,2 Prozent auf 4308 Punkte zu.
Die Anleger konzentrierten sich den Analysten zufolge auf die Verlangsamung des Lohnwachstums. Steigende Gehälter können zu einer erhöhten Inflation beitragen, da die Unternehmen gestiegene Löhne zur Rechtfertigung von Preiserhöhungen heranziehen. Die durchschnittlichen Stundenlöhne legten im September um 4,2 Prozent zum Vorjahr zu. Von Reuters befragte Experten hatten ein Plus von 4,3 Prozent auf dem Radar. "Dies sollte ein Trost für die Notenbanker sein", schrieben die Experten der Investmentbank TD Securities. Das Beschäftigungswachstum blieb indes mit 336.000 neuen Jobs außerhalb der US-Landwirtschaft doppelt so stark wie erwartet. Dies schürte kurz nach der Veröffentlichung Ängste vor einer weiteren geldpolitischen Straffung der US-Notenbank Fed. Die Währungshüter haben seit Anfang 2022 ihren Leitzins von nahe null auf eine Spanne von 5,25 bis 5,50 Prozent erhöht, um die hohe Inflation einzudämmen und den Arbeitsmarkt abzukühlen.
Warten auf Inflationsdaten
Nun warteten die Anleger auf die für Donnerstag geplanten Daten zur Entwicklung der US-Verbraucherpreise. "Die nächsten Schritte der Währungshüter werden jetzt wirklich von diesen weiteren Zahlen abhängen. Sie werden sich freuen, wenn die Inflation bei einem solchen Beschäftigungswachstum bescheiden ausfällt", sagte Paul Nolte, Senior Wealth Advisor und Marktstratege bei Murphy & Sylvest Wealth Management.
Die Hoffnung, dass die Datenlage eine weitere Zinspause der US-Notenbank Fed erlaubt, setzte der US-Währung etwas zu. Der Dollar-Index baute die früheren Gewinne wieder ab und notierte leicht im Minus bei 106,05 Zählern. Der Euro gewann 0,3 Prozent auf 1,0582 Dollar. Bei den zehnjährigen US-Bonds setzte sich allerdings der Ausverkauf fort. Ihre Rendite stieg im Gegenzug zum fallenden Kurs auf 4,776 Prozent.
Die Preise für das Nordseeöl Brent und das US-Öl WTI verteuerten sich indes um jeweils knapp ein halbes Prozent auf 84,45 beziehungsweise 82,52 Dollar je Fass (159 Liter). Analysten zufolge handelte sich eher um eine Stabilisierung nach dem jüngsten Sturzflug als eine Trendwende. "Angesichts des aktuell sehr hohen Ölpreises und der Gefahr einer Abschwächung der Nachfrage stellen sich die Märkte eher darauf ein, dass die größten Produzenten die Produktionskürzungen in einigen Monaten auslaufen lassen", sagte Craig Erlam, Analyst vom Handelshaus Oanda.
Abnehm-Spritze setzt Lebensmittelbranche zu
Bei den Einzelwerten drückte ein Boom bei Appetitzügler-Präparaten die Aktien von Süßwarenherstellern. Die Titel der Lebensmittel-Hersteller Mondelez und Kraft Heinz sowie der Fast-Food-Restaurantkette McDonald's gaben bis zu knapp drei Prozent nach. Analysten wiesen auf einen Kommentar von Walmart hin. Dessen Chef John Furner hatte "Bloomberg" gesagt, er beobachte seit Markteinführung der Appetit zügelnden Spritze Wegovy des Pharmakonzerns Novo Nordisk einen leichten Nachfragerückgang bei Lebensmitteln.
Die Aktien von Walmart und seinem Konkurrenten Costco verloren an der Wall Street jeweils rund zwei Prozent. Bei anderen Einzelwerten flogen Levi Strauss aus den Depots. Die Titel des Jeans-Produzenten gaben knapp ein Prozent nach. Das Unternehmen erwartet nur für das Finanzjahr ein Umsatzwachstum von bis zu ein Prozent. Zuvor war es von 1,5 bis 2,5 Prozent ausgegangen. Grund sei das zu dieser Jahreszeit ungewöhnlich warme Wetter und das Sparverhalten der Konsumenten angesichts der kriselnden Wirtschaft, hieß es.
Quelle: ntv.de, mau/rts