Minusvorgaben ignoriert Dow konzentriert sich auf Wirtschaftslage
28.09.2018, 22:34 Uhr
Positiver Handelstag zum Quartalsende.
(Foto: picture alliance / dpa)
Die Vorgaben aus Europa waren tiefrot. Doch die Konjunkturdaten festigen das Bild einer soliden US-Wirtschaft. Und darauf konzentrieren sich die US-Anleger. Für viel Bewegung bei einzelnen Werten reicht es dennoch.
Am letzten Handelstag des dritten Quartals haben die US-Börsen die negativen Vorgaben aus Europa abgeschüttelt und anfängliche Verluste wettgemacht oder zumindest verringert. Heimische Konjunkturdaten fielen zwar nicht ganz so gut aus wie erwartet, zeugten aber von einer nach wie vor soliden Wirtschaftslage. Der Dow-Jones-Index gewann 0,1 Prozent auf 26.458 Punkte. Der S&P 500 schloss unverändert. Der technologiebasierte Nasdaq-Composite legte um 0,1 Prozent zu.
Zwar gab es vom weiter schwelenden Handelsstreit zwischen den USA und China keine Neuigkeiten, doch richteten sich die Blicke der Investoren nun auf Italien. Das hochverschuldete Land plant für 2019 ein Defizit von 2,4 Prozent und geht damit auf Konfrontationskurs zur EU. "Der Level politischer Risiken bleibt hoch", sagte Chef-Strategin Isabelle Mateos y Lago von Blackrock.
Peter Cardillo, Chef-Marktvolkswirt bei Spartan Capital, wollte den Ereignissen in Italien dagegen keine große Bedeutung beimessen. Was dort vor sich gehe sei keine Krise des Ausmaßes, wie sie Griechenland erlebt habe. Die Anleger in den USA sollten sich daher keine allzu großen Sorgen machen. Interessanter sei mit dem beginnenden Schlussquartal dieses Jahres die Frage, inwiefern die internationalen Handelskonflikte die Ergebnisse der Unternehmen beeinflusst hätten, so Cardillo.
Bild einer robusten Wirtschaft untermauert
Die vorbörslich veröffentlichten persönlichen Einkommen und Ausgaben für August trafen genau die Erwartungen. Der nach der Startglocke veröffentlichte Index der Einkaufsmanager Chicago für September und die zweite Lesung des Index der Verbraucherstimmung der Uni Michigan für September lagen unter den Prognosen, verharrten aber immer noch auf hohem Niveau. Sie passten zu den zuletzt veröffentlichten Daten, die das Bild einer robust wachsenden US-Wirtschaft untermauert und die US-Notenbank in ihrem Zinserhöhungskurs bestätigt hatten.
Bei den Einzelwerten stand vor allem die Tesla-Aktie im Fokus, die um 13,9 Prozent auf 264,77 Dollar einknickte. Die US-Börsenaufsicht SEC hat Tesla-Chef Elon Musk wegen Betrugs angezeigt. Musk hatte Anfang August angekündigt, Tesla zu einem Preis von 420 Dollar pro Aktie womöglich von der Börse zu nehmen. Die Finanzierung der möglichen Rückkaufoperation sei "gesichert", schrieb er, was aber aus Sicht der Aufseher nicht stimmte.
Im Dow legten Intel um 3,1 Prozent zu. Der Finanzchef des Chipherstellers, Bob Swan, war Befürchtungen entgegengetreten, dass Lieferschwierigkeiten die Jahresziele des Konzerns gefährden könnten. Intel könne "mindestens" so viel ausliefern, dass das im Juli ausgegebene Umsatzziel erreicht werden könne, sagte Swan. Das Unternehmen investiere in diesem Jahr 15 Milliarden Dollar - 1 Milliarde mehr als zu Beginn des Jahres geplant - unter anderem in den Ausbau der Kapazitäten, um der höheren Nachfrage gerecht zu werden. Eine überraschend gestiegene PC-Nachfrage hatte Intel kalt erwischt. Einige PC-Hersteller wichen auf ältere Intel-Prozessoren aus oder bestellten Chips beim Wettbewerber Advanced Micro Devices. Dessen Aktie hatte in den zurückliegenden Monaten von Intels Lieferschwierigkeiten profitiert und fiel nun um 5,2 Prozent.
Der US-Flugzeugbauer Boeing hat innerhalb weniger Wochen einen Hattrick erzielt und sich einen weiteren Großauftrag der US-Regierung gesichert, diesmal im Volumen von bis zu 9,2 Milliarden Dollar. Boeing und sein schwedischer Partner Saab werden der Air Force die nächste Generation von Ausbildungsjets liefern. Die Boeing-Aktie stieg um 1,2 Prozent.
Für die Blackberry-Aktie ging es um 11,7 Prozent nach oben. Der Smartphone-Pionier hat die Erwartungen im zweiten Geschäftsquartal übertroffen. Die Jahresprognose bestätigte der kanadische Konzern, der sich vor geraumer Zeit von Smartphones auf Unternehmenssoftware verlegt hat.
Facebook verloren 2,6 Prozent, nachdem das soziale Netzwerk eine Sicherheitslücke öffentlich gemacht hatte. Hacker hätten sich bei dem bisher gravierendsten Angriff in der Geschichte Facebooks im Sommer Zugriff auf 50 Millionen Accounts verschafft, teilte das Unternehmen mit.
Die US-Anleihen verbuchten trotz der Entwicklungen in Italien keinen Zulauf. Auch die üblichen Portfolioanpassungen der Fonds zum Quartalsende seien wohl schon abgeschlossen gewesen, hieß es. Die Rendite zehnjähriger US-Papiere zeigte sich kaum verändert bei 3,05 Prozent.
Quelle: ntv.de, jwu/DJ