Marktberichte

Dax bricht ein Wall Street stürzt in die Tiefe

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Angesichts des neuerlichen Absturzes konnte man die Fassung verlieren.

(Foto: imago images/Xinhua)

Nach massiven Kursverlusten wird der Handel an den US-Börsen zwischenzeitlich gestoppt. Der Dow-Jones-Index verliert fast zehn Prozent. Auch der Dax verzeichnet schwere Verluste.

Die zweite außerplanmäßige Zinssenkung der US-Notenbank binnen zwei Wochen hat bei den US-Anlegern Rezessionssorgen geschürt. Nach einem Kursrutsch des S&P 500 wurde der Handel an der Wall Street am Montag gleich zu Beginn für 15 Minuten ausgesetzt - zum dritten Mal binnen sechs Handelstagen.

S&P 500
S&P 500 4.207,78

Zur Eröffnung hatte der Dow-Jones-Index der Standardwerte 9,7 Prozent tiefer bei 20.935 Zählern notiert, der breiter gefasste S&P 500 8,1 Prozent schwächer bei 2490 Punkten und der Index der Technologiebörse Nasdaq um 6,1 Prozent im Minus bei knapp 7393 Zählern.

Doch auch die Aussetzung des Handels konnte den Sturz nicht beenden. Bei Wiederaufnahme fiel der Dow knapp 12 Prozent und der S&P rund 10 Prozent.

Die US-Notenbank hatte angesichts von Anlegerpanik und Rezessionsängsten wegen des neuartigen Coronavirus zu weiteren drastischen Mitteln gegriffen. In einer Notfallaktion senkte sie den Leitzins überraschend um einen ganzen Prozentpunkt auf fast null Prozent und kündigte ein Maßnahmenpaket in Koordination mit anderen Notenbanken an. Der Internationale Währungsfonds (IWF) will Kreditlinien in Höhe von einer Billion US-Dollar bereitstellen, um die Folgen der Pandemie abzufedern.

"Gefährliche Abwärtsspirale"

All diese Schritte konnten jedoch die hohen Verluste an den weltweiten Börsen bislang nicht verhindern. "Die Anleger-Stimmung hat einen Punkt erreicht, an dem positive Maßnahmen Ängste verschlimmern und als Katastrophe angesehen werden", sagte Ayush Ansal, Chef-Anleger des Vermögensverwalters Crimson Black. In der aktuellen Gesundheitskrise sei Geldpolitik allein nicht ausreichend. "Sie muss mit radikalen fiskalpolitischen Maßnahmen Hand in Hand gehen, um die wirtschaftlichen Folgen zu minimieren."

Die Notenbanken hätten es mit einem gleichzeitigen Nachfrage- und Angebotsschock wegen der Coronavirus-Krise zu tun, sagte Rob Mangrelli, Direktor des Finanz-Beratungsunternehmens Chatham Financial. "Es ist zu früh um zu sagen, ob die Schritte der Fed überhaupt den in Not geratenden Branchen helfen." Vor allem kleine und mittlere Firmen dürften schwer unter der Einschränkung des öffentlichen Lebens leiden, mit denen die Ausbreitung des Virus gebremst werden sollen.

"Die geldpolitischen Maßnahmen, so wirkungsvoll sie auch immer sein werden, schüren in einem ersten Schritt mehr Panik, als dass sie zur Beruhigung beitragen", sagte Marktanalyst Milan Cutkovic vom Brokerhaus AxiTrader. "Eine gefährliche Abwärtsspirale hat sich in Gang gesetzt."

Dax sucht den Boden

Derweil hat sich der Ausverkauf am deutschen Aktienmarkt wegen der Furcht vor den wirtschaftlichen Folgen der Coronavirus-Krise noch verschärft. Der Dax sackte im Verlauf unter die Marke von 9000 Punkten - mit einem Minus von mehr als 9 Prozent fiel er auf 8369 Zähler und damit auf den tiefsten Stand seit September 2013. Damit verlor der Dax vier Wochen nach seinem Rekordhoch bei 13.795 Punkten mittlerweile rund 40 Prozent. Nie zuvor in seiner Geschichte ging es für den deutschen Leitindex so schnell so drastisch bergab.

Vor diesem Hintergrund klettern die "Angstbarometer" VDax und VStoxx auf neue Rekordhochs. Von den 30 Dax-Titeln muss heute fast die Hälfte prozentual zweistellige Verluste hinnehmen. Der MDax der mittelgroßen Börsentitel büßte 9,9 Prozent auf 18 252,39 Punkte ein, fiel wieder unter die Marke von 20.000 Punkten und somit auf den tiefsten Stand seit Februar 2016. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 verlor fast zehn Prozent.

Mit den Aktien von Lufthansa und MTU Aero Engines zählten zwei Titel zu den größten Dax-Verlierern, deren Aktivitäten besonders schwer vom Coronavirus gebremst werden. MTU brachen um 14,5 Prozent und Lufthansa um 12 Prozent ein. Unter starken Druck geriet erneut der Autosektor. Analysten zufolge dürfte sich die weltweite Nachfrage merklich abschwächen. Die Verluste von BMW, Daimler und Volkswagen lagen zwischen 11 und 13,5 Prozent.

Gegen den einbrechenden Markt schnellten Papiere von Drägerwerk um 20 Prozent nach oben. Das Unternehmen hat von der Bundesregierung einen Großauftrag zur Lieferung von 10 000 Beatmungsgeräten erhalten. Aktien von Geratherm schossen um fast 30 Prozent nach oben. Der Hersteller von Fieberthermometern kurbelt die Produktion kräftig an.

Öl wird billiger

Die drastische US-Zinssenkung vom Wochenende setzte der Währung des Landes zu. Der Dollar-Index, der den Kurs zu wichtigen Währungen widerspiegelt, büßte bis zu 1,3 Prozent ein und steuerte auf den größten Tagesverlust seit dreieinhalb Jahren zu. Der Euro verteuerte sich im Gegenzug um 0,8 Prozent auf 1,1189 Dollar.

Die "Antikrisen-Währung" Gold konnte ihre Anfangsgewinne dagegen nicht halten und verbilligte sich um vier Prozent auf 1468,10 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm). Offenbar müssten weitere Anleger das Edelmetall verkaufen, um Verluste in anderen Bereichen auszugleichen, sagten Börsianer.

Am Rohölmarkt drückte neben der Rezessionsangst auch der Preiskrieg zwischen Saudi-Arabien und Russland auf die Kurse. Dies drückte den Preis der Sorte Brent aus der Nordsee mehr als zehn Prozent ins Minus auf ein Vier-Jahres-Tief von 30,27 Dollar je Barrel (159 Liter). Dadurch werde die Lage vor allem für US-Schieferölförderer kritisch, warnte Analyst Jeffrey Halley vom Brokerhaus Oanda. Die Regierung in Washington werde wohl eher früher als später ein Rettungsprogramm für die hoch verschuldete Branche auflegen müssen. Wegen des technisch aufwendigen Fracking-Verfahrens arbeiten diese Firmen Experten zufolge erst ab einem Ölpreis von 45 bis 50 Dollar profitabel. Aktien von US-Schieferölförderern wie Marathon, Occidental und Apache verloren jeweils knapp 20 Prozent.

Quelle: ntv.de, jga/rts/dpa/DJ

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