Kampf gegen Geldwäsche Bafin reißt mit N26 der Geduldsfaden
20.08.2021, 14:01 Uhr
Ein Konto bei N26 zu eröffnen, ist schnell erledigt.
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Nach Ansicht der Finanzaufsicht Bafin geht die Neobank N26 nicht entschlossen genug gegen Geldwäsche und Fake-Shops vor. Die Bankaufseher ziehen deswegen in Betracht, dem Fintech die Annahme neuer Kunden zu verbieten. Darunter würde nicht nur die aktuelle Finanzierungsrunde leiden.
Der Ärger zwischen der Neobank N26 und der Finanzaufsicht Bafin scheint kein Ende zu finden. Nach "Handelsblatt"-Informationen erwägt die Behörde, das Neukundengeschäft des Berliner Startups zu beschränken. Die Bafin störe sich demnach daran, dass Mängel in der Organisation und bei der Bekämpfung von Geldwäsche und anderen illegalen Geschäften nur schleppend bearbeitet werden. "Der Geduldsfaden der Bankenaufseher ist gerissen", zitiert die Zeitung "mit dem Thema vertraute" Quellen.
Ein Konto bei N26 zu eröffnen, ohne allzu viel von sich preiszugeben, ist vergleichsweise einfach. Das Unternehmen hat deswegen mit Geldwäsche und Fake-Shops zu kämpfen. Die Bafin hat N26 bereits 2019 das erste Mal ermahnt. Die bislang dagegen unternommenen Maßnahmen gehen der Bafin allerdings nicht weit genug. Das "Handelsblatt" berichtete kürzlich über eine Liste mit rund 1600 angeblich illegal genutzten Konten.
Ein Verbot, neue Kunden anzunehmen, könnte nicht nur dem Ruf des Unternehmens schaden, sondern auch die internationale Expansion gefährden. Die Maßnahme käme für das wachsende Fintech zur Unzeit, denn es befindet sich mitten in einer großen Finanzierungsrunde. N26 ist in den vergangenen Jahren stark gewachsen und zählt inzwischen 1500 Mitarbeiter und sieben Millionen Kunden. Nach der letzten Finanzierungsrunde vor gut einem Jahr wurde N26 mit 3,6 Milliarden Dollar bewertet und zählt damit zu den wertvollsten deutschen Startups.
Sowohl N26 also auch die Bafin wollten die Berichte nicht bestätigen. Unter dem wachsenden Druck der Behörde siedelt die Smartphone-Bank den Kampf gegen Geldwäsche allerdings in Zukunft in der obersten Führungsetage an. Dafür wird auf Ebene der gesamten Firmengruppe ein Risiko-Vorstand bestellt, wie das Startup erklärte. Die Rolle übernehme der Geschäftsführer der N26 Bank, Thomas Grosse, zusätzlich zu seinen bisherigen Aufgaben. Grosse kam laut N26 2019 zu der Berliner Firma und war zuvor unter anderem bei der Deutschen Bank tätig. Unterstützt werde Grosse durch einen Beauftragten für den Kampf gegen Geldwäsche.
"Der Ausbau unserer Führungsstrukturen im Bereich Governance, Compliance, Risikomanagement und Geldwäschebekämpfung ist ein wichtiger Schritt auf unserem Wachstumspfad hin zur globalen digitalen Bank", so Gründer Valentin Stalf. Man sei sich seiner besonderen Verantwortung als digitaler Pionier bewusst und pflege deshalb eine offene und konstruktive Beziehung zu den Aufsichtsbehörden.
Quelle: ntv.de, jki