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Nach Skandal bei Wirecard Bafin nimmt N26 enger an die Leine

An der 2013 gegründeten Internet-Bank sind Investoren wie der Versicherer Allianz, der Staatsfonds GIC aus Singapur und der chinesische Internet-Riese Tencent beteiligt.

An der 2013 gegründeten Internet-Bank sind Investoren wie der Versicherer Allianz, der Staatsfonds GIC aus Singapur und der chinesische Internet-Riese Tencent beteiligt.

(Foto: imago images/imagebroker)

Bislang hat die Finanzaufsicht Bafin lediglich die Kontrolle über die Banktochter von N26 - nicht über das ganze Unternehmen. Da die Bonner Behörde das Fintech von nun an aber als Finanzholding einstuft, ändert sich das. Hintergrund für das schärfere Durchgreifen ist der Bilanzskandal bei Wirecard.

Die Finanzaufsicht Bafin verschärft Insidern zufolge die Kontrolle über die Internetbank N26. Das Berliner Unternehmen werde künftig als Finanzholding eingestuft und damit vollständig von der Bonner Behörde beaufsichtigt, sagten zwei mit der Sache vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters. Bislang hatte die Bafin bei N26 wie beim zusammengebrochenen Wirecard-Konzern nur die Kontrolle über die Banktochter und nicht über das ganze Unternehmen, das mittlerweile mit 3,6 Milliarden Dollar bewertet wird. Die Bafin lehnte einen Kommentar ab. N26 erklärte, sich in "engem und kooperativem Austausch" mit Regulierungs- und Aufsichtsbehörden zu befinden, diese Gespräche aber nicht weiter zu kommentieren.

Praktisch macht die Einstufung als Finanzholding bisher kaum einen Unterschied, da N26 bislang vor allem in Europa aktiv ist und das komplette Europageschäft Insidern zufolge von der N26 Bank abgedeckt wird. Die Expansion außerhalb Europas wurde wegen der Corona-Krise zuletzt auf Eis gelegt. "Wir sind uns des Vertrauens, das Millionen von Kunden in uns setzen, sehr bewusst und haben deshalb bereits 2016 eine Vollbanklizenz erworben", sagte ein N26-Sprecher. "Als voll lizenzierte Bank erfüllt N26 bereits heute alle rechtlichen Vorgaben und wird dies auch in Zukunft tun."

Bafin wegen Wirecard-Skandal in Kritik

Hintergrund für das schärfere Durchgreifen der Bafin ist der Bilanzskandal bei Wirecard, infolgedessen Investoren, Banken und Kunden viel Geld verloren haben. Wirecard hatte jahrelang nach bisherigen Ermittlungen der Staatsanwaltschaft unbemerkt von Wirtschaftsprüfern und Aufsichtsbehörden über Töchter im Ausland Bilanzen gefälscht. Im Juni meldete Wirecard Insolvenz an. Der Zahlungsdienstleister war als Technologieholding und nicht als Finanzholding eingestuft, daher wurde nur die Wirecard Bank von der Bafin überwacht, die nicht im Zentrum des Betrugs stand. Die Bafin musste wegen des Wirecard-Falls scharfe Kritik einstecken und prüft deshalb bei mehreren Unternehmen, ob eine Einstufung als Finanzholding infrage kommt. Insidern zufolge ist auch die Deutsche Börse darunter.

Im Mai 2019 hatte die Aufsichtsbehörde bei N26 Mängel bei den Vorkehrungen gegen Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung festgestellt und Nachbesserungen gefordert. An der 2013 gegründeten Internet-Bank sind Investoren wie der Versicherer Allianz, der Staatsfonds GIC aus Singapur und der chinesische Internet-Riese Tencent beteiligt. Zuletzt wurde bekannt, dass der frühere Zalando-Finanzchef Jan Kemper in den Vorstand zu N26 wechselt.

Quelle: ntv.de, jki/rts

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