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Wirtschaftsansätze zweier Riesen Das sind die Gegensätze und Parallelen von Deutschland und China

Xiajun Yang hat das Startup Assemblean gegründet, eine KI-Plattform, die Produktions- und Montageprozesse automatisiert.

Xiajun Yang hat das Startup Assemblean gegründet, eine KI-Plattform, die Produktions- und Montageprozesse automatisiert.

(Foto: privat)

China setzt auf Geschwindigkeit und Pragmatismus, Deutschland auf Gründlichkeit und Planung - das erfährt Gründerin Xiaojun Yang täglich. Sie will Fertigung zurück nach Europa holen. Mit ihrem Startup Assemblean kombiniert sie Ansätze aus beiden Welten.

China und Deutschland - auf den ersten Blick trennen die beiden Wirtschaftsriesen Welten, doch bei genauerem Hinsehen zeigen sich erstaunliche Parallelen und spannende Gegensätze. Genau das erlebt Gründerin Xiaojun Yang täglich, die in beiden Kulturen zu Hause ist. Gemeinsam mit ihrem Mann hat sie in Paderborn das Startup Assemblean aufgebaut - eine KI-Plattform, die Produktions- und Montageprozesse automatisiert. Ihr Ziel: Die deutsche Industrie wettbewerbsfähig machen und die Fertigung zurück nach Europa bringen.

In China regiert das Tempo: Innovationen werden rasch ausprobiert, Fehler werden in Kauf genommen und oft während des Prozesses behoben. "Dort denkt man bis 80 Prozent, dann legt man los und passt unterwegs an", schildert Yang, die in China geboren und erst fürs Studium nach Deutschland gekommen ist. In Deutschland hingegen ist Gründlichkeit oberstes Gebot - Ideen werden vollständig ausgearbeitet, Prozesse minutiös geplant, ehe ein Projekt beginnt. Das minimiert Fehler, kostet aber Zeit.

Gleichzeitig profitieren beide Seiten voneinander: Während deutsche Unternehmen von der Flexibilität und Risikobereitschaft der Chinesen lernen können, hilft die deutsche Gründlichkeit chinesischen Teams, nachhaltige Qualität und Zuverlässigkeit zu sichern.

Ein weiterer Unterschied: die Infrastruktur für Gründer. In Deutschland profitieren Startups von klaren Förderprogrammen, überschaubaren Wegen und guten Netzwerken - insbesondere im Mittelstand, wie Yang in Ostwestfalen erlebt. In China hingegen sind die Wege länger, das Land größer und die Startup-Community viel fragmentierter. Die Beziehungen sind oft distanzierter, Entscheidungswege komplexer.

"Wir arbeiten nach deutschem Recht"

Kritik an China, etwa wegen staatlicher Einflussnahme oder Industriespionage, begegnet Yang mit konsequenter Offenheit. "Wir arbeiten nach deutschem Recht, sind transparent, erklären jeden Prozess." Gleichzeitig sieht sie aber auch in Deutschland Scheu und Vorurteile gegenüber allem, was "anders" ist.

Spannend: Der Frauenanteil in Tech-Berufen ist in beiden Ländern niedrig - in Yangs chinesischer Uni waren 4 von 24 Kommilitonen Frauen, ein ähnliches Bild wie in Deutschland. Für Yang macht hauptsächlich das Umfeld den Unterschied: "Familie, Schule, Vorbilder - das prägt überall."

Yang plädiert für eine "Fusion der Mentalitäten": Chinas Tempo mit Deutschlands Gründlichkeit kombinieren, Fehler als Lernchancen sehen und gleichzeitig Standards nicht aus den Augen verlieren. Denn: Die größten Fortschritte entstehen, wenn sich Gegensätze gegenseitig befruchten und Gemeinsamkeiten gestärkt werden.

Mit Xiaojun Yang sprach Janna Linke. Das Gespräch wurde zur besseren Verständlichkeit gekürzt und geglättet. Vollständig können Sie es im ntv-Podcast "Startup - jetzt ganz ehrlich" anhören.

Startup - Jetzt ganz ehrlich

Was verbirgt sich hinter der schillernden Fassade der Startup-Szene? Janna Linke weiß es. Im Podcast "Startup - Jetzt ganz ehrlich" wirft sie jede Woche einen Blick hinter die Kulissen der Gründerszene und spricht über Themen, die gerade Schlagzeilen machen. Sie ordnet ein, hakt nach. Persönlich, ehrlich und mit einem echten Mehrwert. Dafür spricht sie mit Persönlichkeiten der Szene, Expertinnen und Experten und gibt euch den absoluten Rundumblick. Gemeinsam taucht ihr tief ein in die Startup-Welt.

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Quelle: ntv.de

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