Millionen für Food-StartupsWird Kakao bald aus einer deutschen Ackerbohne gewonnen?
Janna Linke
Unternehmen wie Beyond Meat verursachen an der Börse einen Hype. Die explodierenden Kurse können die Food-Startups nicht rechtfertigen. Investor Felix Leonhardt sieht in dieser Entwicklung eine Chance, wie er im ntv-Podcast "Startup - jetzt ganz ehrlich" verrät.
Felix Leonhardt ist erst 37 Jahre alt, hat aber bereits zwei prägende Erfahrungen gemacht: einen Genickbruch nach einem Kitesurf-Unfall und den frühen Entschluss, mit Kapital etwas zu bewegen. Heute investiert er mit seinem Unternehmen Oyster Bay Venture Capital über 110 Millionen Euro in Startups entlang der Lebensmittellieferkette. Von Agrartechnologie bis zur nachhaltigen Schokobohne.
Sein schwerer Unfall als Teenager habe dabei den Blick auf das Wesentliche geschärft. "Ich habe sehr früh verstanden, dass das größte Risiko nicht Scheitern ist, sondern seine Zeit zu verschwenden", sagt Leonhardt im ntv-Podcast "Startup - jetzt ganz ehrlich". Diese Haltung prägt bis heute sein Unternehmertum - und seinen Umgang mit Risiken.
"Genau da liegen die Chancen"
Sein Weg führte ihn aus der Gründerszene direkt in die Welt der Investments: Es begann mit Frozen-Joghurt-Läden, dann kam der vegane Eisproduzent Purefood, den Leonhardt 2020 verkaufte. Heute steht er auf der anderen Seite des Tisches als Investor mit Fokus auf Food-Tech.
"Wir investieren in der Frühphase", sagt Leonhardt. Ziel sei es, Innovationen in der Lebensmittelbranche zu fördern - ein Bereich, der aus seiner Sicht zu wenig Kapital anziehe. "Die Food-Branche war schon mal im Hype, als Beyond Meat an der Börse explodiert ist. Jetzt sind viele Anleger wieder raus, aber genau da liegen die Chancen", sagt er. Denn die Herausforderungen entlang der Wertschöpfungskette seien enorm: Klimawandel, unzuverlässige Ernten, steigende Rohstoffpreise.
Auch gehypte Fälle wie der Hafermilch-Hersteller Oatly sieht Leonhardt differenziert. "Das war kein Hype-Produkt, sondern ein Hype-Kurs. Die Firma wächst jedes Jahr - trotz Börsencrash. Nur die Bewertung war absurd."
"Ökologisch sinnvoll und wirtschaftlich attraktiv"
Derzeit ist eines der spannendsten Investments Coco. Das englische Startup stellt Kakaopulver aus heimischen Ackerbohnen her. "Die Bohne wächst in Norddeutschland, ist pflegeleicht, bindet Stickstoff und kann Kakao komplett ersetzen", sagt Leonhardt. "Das ist ökologisch sinnvoll und wirtschaftlich attraktiv - gerade bei heutigen Kakaopreisen."
Gleichzeitig lobt er Handelsketten wie Lidl oder Rewe für ihre größere Offenheit gegenüber Startups, auch wenn die Machtverhältnisse klar bleiben. "Wenn du keine starke Marke hast, wirst du ersetzt. Punkt."
Mit Felix Leonhardt sprach Janna Linke. Das Gespräch wurde zur besseren Verständlichkeit gekürzt und geglättet. Vollständig können Sie es im ntv-Podcast "Startup - jetzt ganz ehrlich" anhören.