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Renault Safrane Biturbo Der Geheimtipp für Youngtimer-Fans

Er ist ein schlichter Zeitgenosse gewesen, der Renault Safrane, aber als 3.0 i V& Biturbo schlägt unter seiner Haube ein starkes Herz.

Er ist ein schlichter Zeitgenosse gewesen, der Renault Safrane, aber als 3.0 i V& Biturbo schlägt unter seiner Haube ein starkes Herz.

Wenn es so etwas wie Einsteigermodelle für Youngtimer-Fans gibt, dann ist der Renault Safrane 3.0 i V6 Biturbo eine echte Empfehlung. Doch auch mit kleineren Motoren kann sich der Franzose mit seinen mindestens 20 Jahren fahren lassen.

Versuchen wir mal mit dem Vorurteil aufzuräumen, dass ausschließlich die deutschen Autohersteller Innovationsgeist besitzen. Für clevere technische Maßnahmen stehen auch andere Fahrzeugbauer – Renault beispielsweise konnte in den achtziger Jahren bereits mit Features aufwarten, von denen der Wettbewerb nur träumte und die nicht einmal heute zu den Standards gehören. Man denke nur an den legendären sprechenden Bordrechner. Erst in den letzten Jahren haben die Hersteller damit begonnen, vermehrt Sprachausgaben einzuführen. Auch die erste Zentralverriegelung mit Fernbedienung geht auf das Konto der Franzosen.

Was das Reisen noch heute angenehm macht

Wichtigstes Merkmal für den Biturbo ist der Heckspoiler und das dicke Endrohr.

Wichtigstes Merkmal für den Biturbo ist der Heckspoiler und das dicke Endrohr.

Es sind ja bekanntermaßen die kleinen Dinge, die das Autofahrerleben angenehmer machen Das gilt natürlich auch für Youngtimer. Große Fahrzeuge mit hohem Komfort sowie vielen technischen Raffinessen schaffen es oft in die Gunst der Oldie-Interessenten. Doch es müssen nicht immer die Klassiker à la BMW Fünfer E34 oder Mercedes W124 sein, die sich eben in den 1980er-Jahren besonders begehrt waren. An dieser Stelle lohnt sich auch ein Blick auf den exotischen Renault Safrane. Es wäre ein Fehler, der Anfang der 1990er-Jahre in den Markt gebrachten Business-Limousine die Aufmerksamkeit zu verweigern, nur weil ihr das in diesem Segment nötige Image fehlt. Denn auch der Franzose hatte bereits damals viel von dem, was das Reisen noch heute angenehmer macht.

Das beginnt bereits bei den anschmiegsamen Ledersesseln des unauffällig gezeichneten Viertürers. Die Innenarchitektur haben die Franzosen im Einklang mit der Außenhaut kreiert: schlicht und funktional. Aus heutiger Sicht würde man sich vielleicht ein bisschen mehr Ordnung bei den Tasten wünschen. Aber eigentlich gibt der Safrane in Sachen Bedienung keine wirklichen Rätsel auf. Nach ein wenig Eingewöhnung sitzen die Handgriffe für alltägliche Dinge wie Klimabetätigung, Scheibenwischer und Radio. Es gibt ja trotz des durchaus noblen Segments viel weniger zu bedienen als bei den 20 Jahre später gebauten Klassenvertretern – Features wie Navigationssystem oder die Steuerung einer ganzen Armada von Assistenten fehlen und müssen auch nicht in ein umständliches Menü gestopft werden.

Safran 3.0 i V6 Biturbo

Leder und viele Knöpfe waren damals ein Zeichen für Hightech und Komfort.

Leder und viele Knöpfe waren damals ein Zeichen für Hightech und Komfort.

Der wahre Luxus des Safrane besteht noch in den wesentlichen Dingen, die ein Auto ausmachen sollten: Fahrwerk, Getriebe und Motor. Wer günstig in die Welt des großen Renaults einsteigen will, sollte sich für den Vierzylinder entscheiden. Die echte Empfehlung, nicht nur für Maschinen-Gourmets, ist aber der Sechsender. Bei ihm handelt sich um den Mitte der 1970er-Jahre in Zusammenarbeit mit Peugeot, Renault und Volvo entwickelten 90 Grad-V6, der vor der Ölkrise 1973 sogar als V8 konzipiert war. In letzter Sekunde entschieden sich die Verantwortlichen, zwei Zylindereinheiten zu entfernen, was zu dem für einen V6 ungewöhnlichen Bankwinkel führte. Das wiederum brachte dem V6 einen kernigen und sehr charakteristischen Sound, wie man ihn heute kaum noch findet.

Wer mit seinem Safrane wirklich exklusiv unterwegs sein will, der muss zwingend zum Biturbo greifen. Als Basistriebwerk dient ebenfalls der Sechszylinder. Bestückt wurde der Dreiliter von der Firma Hartge, die sich seinerzeit einen Namen als BMW-Tuner gemacht hatte. Die Edelschrauber setzten zwei zusätzliche Turbinen zur Beatmung ein und entlockten dem V6 für damalige Zeiten beachtliche 263 PS. So aufgeblasen rannte der Safrane 3.0 i V6 Biturbo in 7,5 Sekunden aus dem Stand auf 100 km/h und brachte es in der Spitze auf Tempo 250. Hinzu kommt eine mit hoher Servounterstützung arbeitende Lenkung, die dem 1,7 Tonner in der Stadt etwas Leichtfüßiges gibt, ihn aber auch verhältnismäßig behände um die Kurven flitzen lässt. Außerdem präsentiert sich der Sechszylinder wirkungsvoll gedämmt.

Nur 600 Exemplare

Für die nötige Traktion sorgt im Safrane ein Allradantrieb.

Für die nötige Traktion sorgt im Safrane ein Allradantrieb.

(Foto: Renault)

Selbst wenn das Drehzahlband voll ausgenutzt wird, murmelt das Triebwerk nur leise vor sich hin. Das Aggregat entwickelt seine Kraft eher turbountypisch linear und presst die Insassen mit sanfter Gewalt in die elektrisch verstellbaren Fauteuils. So gesehen musste der Safrane also auch Kaliber wie den BMW M5 oder Mercedes 500 E nicht fürchten. Damit der Pistenjäger seine Leistung auch schlupffrei auf die Straße bringen konnte, rollte er ausschließlich als 4x4 aus den Werkshallen von Irmscher, wo das Topmodell in kleiner Stückzahl montiert wurde. Kaum mehr als 600 Exemplare wurden verkauft.

Dass der Biturbo – man erkennt ihn vor allem an dem markanten Endrohr sowie an leicht modifizierten Schürzen – kein Kassenschlager werden würde, war den Marketingstrategen vermutlich bereits damals klar. Es sollte eben ein technologisch anspruchsvoller Imageträger und kein Massenmodell sein. Neben dem gehobenen Antrieb gibt es ein aufwendiges Fahrwerk mit Niveauausgleich und variablen Dämpfern. Per Knopfdruck kann man eine weiche oder sportliche Abstimmung wählen. Auch das ein Feature, das heute noch bei Neuwagen im oberen Segment mit viel Geld zusätzlich bezahlt werden muss. Aber bei aller Kraft und allem sportlichen Knowhow: Ein Wilderer ist der seltene Safrane dennoch nicht.

Cruiser für unter 5000 Euro

Da die Motorleistungen in allen Segmenten über die Jahre aus dem Ruder gelaufen sind, begegnet man dem werdenden Klassiker mit Blick auf seine 263 PS heute eher mit einem Schmunzeln. Selbst die Top-TDI-Variante des VW Passat reicht heute locker an den Safrane mit V6-Triebwerk heran. Aber der Renault hat noch andere Qualitäten, die sich bei einer Probefahrt offenbaren sollten. So entpuppt sich der Wagen als feiner Cruiser mit ordentlichen Dämpfer-Qualitäten.

Je nach Geschmack des Erstbesitzers können auch die Fondpassagiere ihr Mobiliar per Knopfdruck und Elektromotor verrücken – dieses seltene Extra passt zu dem perfekt als Allerweltauto getarnten Sonderling. Ein ganz besonderes Detail dürfte seinen Eignern außerdem ins Auge fallen und verströmt einen Hauch von Sportsgeist: Der Tachometer reicht bis 280 km/h.

In den Genuss eines gut erhaltenen V6-Safranes kommt man übrigens schon für weniger als 5000 Euro. Wer unbedingt den Biturbo haben möchte, sollte einen höheren vierstelligen oder moderaten fünfstelligen Betrag einplanen. Dann ist neben dem Geld allerdings auch etwas Geduld gefragt, denn manchmal taucht wochenlang kein entsprechendes Modell in den einschlägigen Kfz-Börsen auf. Das macht die Suche aber für echte Jäger umso spannender.

Quelle: ntv.de, hpr/sp-x

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