Bugatti Type 57 SC Atlantic Dieses Auto macht Sie steinreich
25.02.2019, 15:58 Uhr
Hier die Skizze für den Bugatti Typ 57 SC Atlantic, der 1936 für den Bankier Victor Rothschild gebaut wurde.
(Foto: Bugatti)
Er ist wohl einer der seltensten und am meisten bewunderten Oldtimer der Autogeschichte: der in der 1930er-Jahre nur viermal gebaute Bugatti 57 SC Atlantic. Heute ist er eine solche Rarität, dass er seinem Finder 100 Millionen Dollar einbringen könnte.
Es gibt einige Autos, die im kollektiven Gedächtnis zu Mythen geworden sind. Verklärt werden oft Fahrzeuge, die einst die Massen mobilisiert haben. Es gibt aber auch Autos, die ihren Mythos einer Verknappung verdanken, die nicht nur für Otto-Normal-Verbraucher, sondern für eigentlich jeden, ob arm oder reich, unerreichbar ist oder war. So unerreichbar wie kaum ein anderes Mobil ist der nur viermal gebaute Bugatti Type 57 SC Atlantic, von dem Sammler seit über acht Jahrzehnten träumen, das sie ein verschollenes Exemplar vielleicht doch noch in einer abgelegenen Scheune der Provence finden.
In der Geschichte der Marke steht der Type 57 für einen Neuanfang, mit dem Ettore Bugatti zu Beginn der 1930er-Jahre eine Modernisierung der Luxusmarke einleitete. Das Grundmodell war als ultimativer Grande Turisme mit starken V8-Motor angelegt, der dann unterschiedlichen Karosserien wie dem viertürigen Galibier, dem Cabriolet Stelvio oder dem Coupé Atalante als Basis diente. Zwischen 1934 und 1940 wurden insgesamt gut 800 Fahrzeuge auf Basis des Type 57 in Molsheim gebaut.
Stilprägende Karosserie überstrahlt alles
Doch eine Variante, der SC Atlantic, überstrahlt ob seiner stilprägenden Karosserie bis heute alle seine Modell-Brüder. Auffällig ist vor allem die besonders lange Motorhaube, die von weit geschwungenen, tropfenförmigen Kotflügeln flankiert wird. Diese Form wird von der kurzen Fahrgastkabine und den hinteren Kotflügel aufgenommen. Für die damalige Zeit ein unerhört elegantes und zudem aerodynamisches Design, das bis heute betört.

Das markante Merkmal des Bugatti Typ 57 SC Atlantic ist die Naht in der Mitte der Karosserie.
(Foto: Bugatti)
Das wohl charakteristischste Merkmal des SC Atlantic ist eine Art Kamm, der wie eine aufgerichtete Naht, senkrecht vom Scharnier der teilbaren Motorhaube bis zum Heckende verläuft. Dieses Detail ist dem Einzelstück Aérolithe zu verdanken, bei dessen Karosserie Bugatti Bleche aus einer Magnesium-Aluminium-Legierung verwendete. Da sich das auch Elektro genannte, im Flugzeugbau verwendete Metall nicht schweißen ließ, hat man einen Kamm als Nahtstelle für eine Vernietung benutzt. Für diesen Kamm entschied man sich aus Designgründen auch beim Serien-Atlantic, obgleich dieser aus Alublechen zusammengesetzt wurde.
Als Antrieb des Coupés diente ein laufruhiger 3,3-Liter-Reihen-Achtzylinder, der knapp 200 PS mobilisierte. Damit erreichte der Zweisitzer die beachtliche Höchstgeschwindigkeit von über 200 km/h. Und das zu einer Zeit, als Autos nur in kleinen Stückzahlen das Straßenbild prägten.
Verschlungene Wege
Insgesamt wurde der SC Atlantic nur vier Mal gebaut, wobei drei der Fahrzeuge in Kundenhand übergeben wurden. Das erste Modell bekam 1936 der britische Bankier Victor Rothschild. Das graublaue Coupé wurde seinerzeit ohne Kompressor ausgeliefert. Rothschild muss der Wagen aber so zu langsam gewesen sein, denn er ließ dieses Detail zum einblasen der Luft in den Ansaugtrackt im Jahr 1939 nachrüsten.

Hier noch einmal der Bugatti Typ 57 SC Atlantic von Victor Rothschild im Jahre 1935.
(Foto: Bugatti)
Im Oktober 1936 wurde dem Franzosen Jacques Holzschuh der dritte Atlantic übergeben. Sein zweiter Besitzer, ein Sammler, verunglückte 1955 mit dem Wagen an einem Bahnübergang tödlich. Obwohl zerfetzt, wurde das Fahrzeug viele Jahre später aufwendig restauriert, wobei der Motor nicht gerettet werden konnte.
Den letzten von vier bekam der Brite R.B. Pope im Mai 1938. Er gehört aktuell dem Autosammler Ralph Lauren. Allein die Nummer zwei blieb im Bugatti-Besitz. Unter anderem diente er einige Zeit als Showcar, doch seit 1938 fehlt von dem schwarz lackierten Exemplar jede Spur. Es ist nicht ganz klar, ob Jean Bugatti das Auto an einen befreundeten Rennfahrer verkaufte, oder ob es, was wahrscheinlicher ist, beim Einmarsch Deutschlands ins Elsass in eine sichere Region überführt wurde. Sicher ist: Der zweite gebaute Atlantic wurde bis heute nicht gefunden. Sein Verbleib ist eines der größten automobilen Rätsel.
Sollte Nummer 2 widererwarten doch noch auftauchen, könnte er seinen Besitzer reich machen. Bereits 1971 erzielte der Rothschild-Atlantic die damals unerhörte Summe von 59.000 Dollar. Fast vier Jahrzehnte später wurde er für geschätzte 30 bis 40 Millionen Dollar weiterverkauft, was ihm den Titel des teuersten Gebrauchtwagens der Welt einbrachte. Heute könnte ein Type 57 SC Atlantic bei einer Auktion durchaus über 100 Millionen Dollar erzielen.
Quelle: ntv.de, hpr/sp-x