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Da gibt's ja doch noch Autos IAA München - Chinesen gehen in Stellung

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Mit dem Coffee 01, einem Plug-in-Hybrid mit 476 PS will der chinesische Autobauer WEY im kommenden Jahr in Deutschland an den Start gehen.

(Foto: Oliver Tamagnini)

Autos sind auf der diesjährigen IAA in München Mangelware, da freut es umso mehr, wenn man neuen Gesichtern begegnet. Die chinesischen Hersteller WEY und Ora gehören dazu. Und was die Asiaten da auf den Messeständen präsentieren, kann sich sehen und kaufen lassen.

Autohersteller sind auf der IAA Mangelware. Doch neben Mercedes, VW, BMW, Renault, Kia und Hyundai entdeckt der aufmerksame Besucher dann neben Zulieferern, dem Bayrischen Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie oder der International Alliance for Mobility Testing and Standardization (IAMTS) das eine oder andere Auto. Das kommt aber nicht aus Frankreich oder Japan, nein es kommt aus China.

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Das Interesse am Coffee 01 von WEY war auf der IAA in München groß.

(Foto: dpa)

Der chinesische Hersteller, Great Wall hat seine Töchter nach München entsandt, um Begehrlichkeiten für das Kommende zu wecken. Und in Anbetracht der Tatsache, dass das Angebot an Fahrzeugen auf der IAA schwächelt, könnte das auch gut gelingen. Da wären zum Beispiel die Modelle von WEY. Die Tochter von Great Wall wurde bereits 1984 gegründet und ist unterdessen der größte SUV-Hersteller in China. Bereits in der zweiten Hälfte des kommenden Jahres sollen die ersten Modelle auch in Deutschland ausgeliefert werden.

WEY mit großem SUV und großen Plänen

Ab 2025 will das Unternehmen weltweit vier Millionen Fahrzeuge absetzen. Wobei 80 Prozent davon rein batterieelektrisch betrieben werden sollen. Die übrigen fahren mit Brennstoffzellen oder als Plug-in-Hybride. Insofern gibt sich Great Wall-Chef Jack Wei auf der IAA auch siegesgewiss: "Die einzige Möglichkeit, unsere Konkurrenten zu übertreffen, besteht darin, unsere Vorteile auf dem Gebiet der Batterietechnologie und der künstlichen Intelligenz in den nächsten drei bis fünf Jahren schnell zu vergrößern." Ob diese Aussage den deutsche Herstellern Angst macht, bleibt abzuwarten. Aber die Erfahrung lehrt, dass man diesbezüglich in China weit von leeren Versprechen entfernt ist.

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Mit einer Länge von 4,87 Meter fährt der WEY Coffee 01 in der Liga von Mercedes GLE und BMW X5.

(Foto: dpa)

Mit zwei Marken wird Great Wall im kommenden Jahr in Europa an den Start gehen: Zum einen wird die Elektromarke Ora ins Rennen geschickt, zum anderen der bereits in China als Premiummarke etablierte SUV-Bauer WEY. Das erste WEY-Verkaufshaus entsteht übrigens gerade in München. Weitere City-Stores und insgesamt 60 Service-Stationen sollen folgen. Zudem ist bereits eine erste europäische Produktionsstätte im Bau.

Auf der IAA präsentiert WEY als Appetithäppchen für das Publikum sein Flaggschiff Coffee 01. Natürlich ein SUV, dass sich mit 4,87 Meter durchaus mit einem Mercedes GLE oder einem BMW X5 messen kann. Der Radstand von 2,91 Meter verspricht dann auch reichlich Platz im Innenraum und das Plug-in-Hybridsystem mit einer Systemleistung von 476 PS einen der Optik entsprechenden standesgemäßen Antritt. Die rein elektrische Reichweite der 40 kWh großen Batterie gibt WEY mit bis zu 150 Kilometern nach WLTP an. Das sind Werte, die den einen oder anderen Hersteller vielleicht doch ins Grübeln bringen.

Der Kaffee ist heiß

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Auch im Innenraum ist der Coffee 01 von WEY im Premium-Segment angesiedelt.

(Foto: WEY)

Auch der Umstand, dass zwei E-Motoren das China-SUV zum flotten Allradler mit durchaus beachtlichen Fahrwerten machen, könnte beeindrucken. Der Sprint des 2,2 Tonnen schweren Fahrzeugs auf Landstraßentempo soll in beachtlichen fünf Sekunden abgeschlossen sein, und die Höchstgeschwindigkeit gibt WEY gar mit 235 km/h an. Im Inneren präsentiert WEY im Coffee 01 nicht nur ein üppiges 9,2 Zoll-Display, sondern auch ein 7,5 Zoll großes Head-Up-Display, das seine Augmented-Reality-Daten in der Frontscheibe präsentiert.

Und weil es sich hierbei um ein Premium-SUV handelt, gibt es für den Coffee 01 dann auch noch eine Innenausstattung, wie man sie nicht mal in der Premium-Riege ohne zusätzliche Kreuze in der Optionsliste findet. Das fängt mit einer schwebenden Mittelkonsole an, setzt sich fort über ein reichhaltiges Angebot an Fahr-Assistenten, vier Kameras, die eine 360°-Rundumsicht bieten und endet mit einem Multimedia-Paket inklusive Wifi-Hotspot und "Over the Air"-Updates. Das üppige Angebot lässt sich WEY dann auch ordentlich bezahlen. Unter 50.000 Euro ist hier nichts zu machen. Wer es preiswerter will, der muss auf den Coffee 02 warten. Das SUV im Format eines VW Tiguan soll dann für knapp 30.000 Euro angeboten werden. Bestellbar ist der Coffee 01 ab November per App.

Lieber einen Kompakt-Stromer?

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Der kompakte Stromer Cat 01 von Ora ist optisch nostalgisch angehaucht.

(Foto: YCbCr)

Wem der Sinn eher nach einem reinen Elektroauto ab zirka 30.000 Euro steht, der wird bei der Great Wall Tochter Ora fündig. Ebenfalls Anfang 2022 wird hier der Kompakt-Stromer Cat 01 angeboten. Ein historisch inspiriertes Design mit zukunftsweisender Technologie soll hier die potenziellen Kunden locken. In der Außenansicht wirkt der 4,24 Meter lange Kompakte fast filigran. Entert man den Innenraum, ist man hingegen von dem üppigen Platzangebot überrascht. Auch die im Cat 01 verarbeiteten Materialien machen einen soliden Eindruck. Weit weg sind die Zeiten, wo der Geruch von chemisch behandeltem Plastik im Fahrzeug dominierte. Selbst die Kunstlederbezüge kommen haptisch denen echter Kuhhaut sehr nah.

Auch bei den Fahrassistenten ist der Cat 01 auf dem neuesten Stand. Ein zentraler Super-Prozessor übernimmt hier die Kontrolle über alle Funktionen, wobei eine Frontkamera und etliche Sensoren es erlauben, auf der Autobahn fast ohne eigenes Zutun assistiert zu cruisen. Zudem verspricht Ora für den Cat 01 einen Rückwärtsfahr-Assistenten, der eine Strecke von bis zu 50 Metern aufzeichnen kann und der den Wagen im Alleingang in jede Parklücke bringt.

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Der Innenraum des Cat 01 wirkt sehr aufgeräumt.

(Foto: YCbCr)

Das Cockpit mit seinem 20,5''-Dual-Display wirkt sehr aufgeräumt, und über das Smartphone und eine entsprechende App kann der Fahrer dann sogar aus der Ferne nicht nur auf eine Innenraumkamera zugreifen, sondern auch die Sitze und das Klima im Wagen einstellen. Angetrieben wird der Cat 01 von einem 171 PS leistenden E-Motor, der ein maximales Drehmoment von 250 Newtonmetern zur Verfügung stellt. Der Sprint auf Tempo 100 erfolgt in 8,5 Sekunden, und die Höchstgeschwindigkeit ist auf 160 km/h begrenzt. Für die 63 kWh starke Batterie verspricht Ora eine Reichweite von 400 Kilometern nach WLTP und eine Ladeleistung von bis zu 50 kWh.

Sportliche Elektro-Zukunft

Neben dem Vernunft-Auto Cat 01 hat Ora aber auch noch eine echte Performance-Limousine am Start: den Cat 03. Für den Moment ist der Coupé-artige Viertürer zwar nur ein Konzept, aber bereits für 2023 hat der Hersteller die Serienreife versprochen. Und damit auch gleich mal klar ist, wes Geistes Kind der Cat 03 ist, wirkt er optisch wie die Paarung eines Porsche Panamera mit einem Porsche 356 - und das verkünden auch die Leistungsdaten. Der elektrische Allradantrieb leistet 408 PS und generiert ein maximales Drehmoment von 680 Newtonmetern. Das macht den Standardsprint in drei Sekunden möglich. Die Höchstgeschwindigkeit ist auf 180 km/h limitiert, und mit Hilfe einer 82 kWh starken Batterie soll die Limousine dann auch 450 Kilometer bis zur nächsten Ladestation brauchen.

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Die Studie des Ora Cat 03 ist eine Mischung aus Porsche Panamera und Porsche 356.

(Foto: YCbCr)

Natürlich ist auch der Cat 03 mit Lidar, Radar und etlichen Kameras bestückt, was einen erweiterten Umfang an autonomen Fahrten verspricht. Im Innenraum gibt es dank eines Radstands von 2,87 Metern reichlich Platz für die Insassen, und poliertes Aluminium und mehrfarbige Lederbezüge sollen den gehobenen Ansprüchen der Kundschaft gerecht werden. Das Cockpit bietet zwei große Displays. Der in drei runde Anzeigen unterteilte Screen des Kombiinstruments misst 10,25 Zoll, der zentrale Touchscreen des Infotainmentsystems kommt auf 12,3 Zoll.

Was der Cat 03 kosten wird, kann an dieser Stelle nur gemutmaßt werden, aber mit Preisen ab 50.000 Euro ist wohl auch hier zu rechnen. Doch wie dem auch sei, im Vergleich zur deutschen Premium-Konkurrenz wäre das deutlich mehr Auto für weniger Geld. Bleibt abzuwarten, wie die Käufer reagieren. Bis dato war es ja hierzulande für ausländische Autobauer schier unmöglich, Mercedes, Audi oder BMW die Kundschaft abspenstig zu machen.

Quelle: ntv.de

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