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Hoher Nutzwert, ordentliche Ausstattung SsangYong XLV - Freund der Familie

Neue Größe: Gegenüber dem Tivoli bringt der XLV 24 Zentimeter mehr Auto auf die Straße.

Neue Größe: Gegenüber dem Tivoli bringt der XLV 24 Zentimeter mehr Auto auf die Straße.

(Foto: Textfabrik/Busse)

Mehr Modelle und sozial verträgliches Design: Mit diesem Rezept hat SsangYong in den letzten Jahren in Deutschland Boden gutgemacht. Neuestes Produkt ist der Großraum-Kompakte XLV. Was der gestreckte Tivoli alles kann, zeigt der Praxistest.

Bis zu 1440 Liter Ladevolumen können hinter der großen Klappe genutzt werden.

Bis zu 1440 Liter Ladevolumen können hinter der großen Klappe genutzt werden.

(Foto: Textfabrik/Busse)

Wenn man amtlicherseits 66 Prozent Verkaufszuwachs bescheinigt bekommt, ist das sicher ein Grund zum Feiern. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass der koreanische Hersteller SsangYong von einem eher bescheidenen Niveau her kommt und deshalb leichter mal eben zwei Drittel Plus machen kann als seine Heimatkonkurrenten Hyundai oder Kia. Jedenfalls listet das Kraftfahrtbundesamt in seiner Zulassungsstatistik für August SsangYong als die Marke auf, die in Deutschland gegenüber dem Vergleichsmonat des Vorjahres den größten Zuwachs erzielen konnte.

Dass es im ganzen Jahr bislang kaum mehr als 2400 Fahrzeuge waren, steht auf einem anderen Blatt. Doch in der Zentrale in Kerpen ist man zuversichtlich und hat auch allen Grund dazu. Einerseits sind die Basis-Modelle recht erschwinglich, der SsangYong XLV beginnt bei unter 17.000 Euro, andererseits kann man allerhand dazubestellen, was es andernorts gar nicht oder nur ab oberer Mitteklasse gibt. Beheiz- und belüftbare Sitze zum Beispiel.

Der Testwagen verfügte, zumindest für den Fahrersitz, über eine solche Einrichtung. Die lernt man an heißen Sommertagen besonders zu schätzen. Was ein Fahrer, vor allem wenn er lange Beine hat und deshalb seinen Sitz mehr als andere von den Pedalen wegrücken muss, aber gar nicht schätzt, ist, wenn er das Lenkrad nicht nachziehen kann. Und da helfen ihm weder Geld noch gute Worte. Eine Längenverstellbarkeit der Lenksäule ist wie im Schwestermodell Tivoli nicht vorgesehen. In Vollausstattung kostet das Auto immerhin rund 30.000 Euro, da sollte man auf die Lenkradverstellung nicht verzichten müssen.

Allrad plus Automatik für 4000 Euro

Aufgeräumt: Bedienlogik und Verarbeitung haben Klassen-Standard.

Aufgeräumt: Bedienlogik und Verarbeitung haben Klassen-Standard.

(Foto: Textfabrik/Busse)

Über diesen Schönheitsfehler kann man sich hinwegtrösten, wenn man sich die anderen Annehmlichkeiten vor Augen führt, die in der Sapphire-Ausstattung mitgeliefert werden: Leichtmetallfelgen und Dachreling, elektrische Außenspiegel und Privacy-Verglasung, Rückfahrkamera, Lederpolster, beheizbares Lenkrad, wählbare Farbstimmungen für die Armaturenbeleuchtung und ein schlüsselloses Zugangssystem. Licht- und Regensensor, Nebelscheinwerfer und Knie-Airbag für den Fahrer sind sowieso an Bord. Das ist für einen aufgeblähten Kompakten, dessen Marke bisher hierzulande eher "unter fernen liefen" rangierte, eine ganze Menge. Die elektrischen Fensterheber wirken rundum, jedoch nur beim Fahrer automatisch und das nur abwärts.

Zwei 1,6-Liter-Vierzylinder sorgen für den Antrieb, im Falle des Testwagens ein Diesel, der mit einer Sechsgang-Automatik und Vorderradantrieb kombiniert war. Für die Automatik-Box berechnet der Hersteller 2000 Euro Aufpreis, für den 4x4-Antrieb den gleichen Betrag. Dass die Schaltkulisse manchen Insassen an frühere Mercedes-Automatiken erinnern wird, ist kein Zufall, denn die koreanische Firma unterhielt eine umfangreiche Kooperation mit den Stuttgartern, aus denen zum Beispiel das SUV-Modell Rexton hervorging.

Schon im Praxistest mit dem Tivoli hat der Selbstzünder einen guten Eindruck hinterlassen. Zwar kann man, wie andere Hersteller beweisen, aus 1597 Kubikzentimetern Hubraum mehr Leistung als 115 PS herausholen, jedoch arbeitet das Triebwerk auch ohne Aufwärmphase erstaunlich zurückhaltend und leise. Mit seinem Drehmoment von 300 Newtonmetern bietet es eine ordentliche Durchzugskraft, die das Fahrzeugs-Leergewicht von 1500 Kilogramm energisch in Fahrt bringt. Bei der Allradausführung wären 1610 Kilogramm anzuschieben.

Fast nagelfrei: Der 1,6-Liter-Diesel ist ein unaufdringlicher Zeitgenosse.

Fast nagelfrei: Der 1,6-Liter-Diesel ist ein unaufdringlicher Zeitgenosse.

(Foto: Textfabrik/Busse)

Für Dynamik-Junkies ist das Aggregat allerdings eine ungeeignete Droge. 174 km/h vom Hersteller genannte Höchstgeschwindigkeit (die der Testwagen auch erreichte) lassen allzu sportliche Ambitionen unerfüllt. Dafür ist der XLV im besten Sinne ein Nutzfahrzeug, das Menschen und Material auf zufriedenstellende Weise befördert. Zwar ist die Ladekante mit 80 Zentimetern höher als bei einigen Wettbewerbsfahrzeugen, jedoch kann der Wagen mit fast 575 Litern Kofferraum glänzen. Nimmt man den beweglichen Ladeboden heraus, stehen sogar 720 Liter zur Verfügung. Klappt man die Rücksitze um, was im Verhältnis 60:40 möglich ist, dann entstehen maximal 1440 Liter auf einer Tiefe bis zu 1,70 Metern. Und an Befestigungsösen wurde auch gedacht. Die hintere Klappe öffnet sich bis zu einer lichten Höhe von 1,88 Metern, wer größer ist, sollte beim Einladen auf den Kopf achtgeben.

Normverbrauch fast erreicht

Fondpassagiere können sich unterwegs über ausreichend Bein- und Kopffreiheit freuen. Die Polster sind ein bisschen straff, aber nicht unbequem. Vorne könnten die Wangen der Sitze etwas stabiler sein, dann gäben sie mehr Seitenhalt. Aber da der Wagen auch nicht zur heißen Kurvenhatz verleitet, fällt das fast gar nicht auf. Der weitgehende Verzicht auf Hartplastik macht das Cockpit wohn- und ansehnlich. Die Temperaturregelung der serienmäßigen Klimaanlage ist nicht optimal gelöst, denn die schmalen Tasten sitzen sehr tief und die farbliche Kennzeichnung ist außerdem schlecht zu identifizieren. Von Assistenzsystemen wie Spurhalte- oder Toter-Winkel-Warnung ist in der Aufpreisliste keine Rede.

Insgesamt ist die Bedienbarkeit aber in Ordnung, Logik und Symbole erschließen sich von selbst. Die Lenkung beherrscht drei tastbare Modi, doch die Differenzierung ist so gering, dass "Sport" oder "Comfort" beim Rangieren kaum Unterschiede preisgeben. Deutlicher spürbar ist da schon die Spreizung der Fahrmodi, die ebenfalls per Taste abgerufen werden. Während bei "Eco" auch kräftiges Gasgeben den XLV nicht wirklich aus der Ruhe bringt, lässt er bei "Sport" doch so etwas wie Temperament erkennen. Wer für 600 Euro Aufpreis das Tom-Tom-Navigationsgerät - das mit guter Grafik und Blitzer-Warnung beeindruckt - ordert, bekommt gleich noch eine Bluetooth-Freisprecheinrichtung sowie einen USB- und einen HDMI-Anschluss dazu.

Federungs- und Abrollkomfort sind von der eher robusten Sorte, trifft man mal ein größeres Schlagloch oder einen Gullydeckel, kann es auch herzhaft nach innen durchpoltern. Die Geräuschdämmung ist jedoch ansonsten gut und der XLV kann entspannt bewegt werden. Entspannung auch an der Tankstelle: Mit 6,1 Litern Testverbrauch erreichte das Auto zwar (erwartungsgemäß) nicht den Prospektwert, lag aber mit 0,2 Litern nur erfreulich gering darüber. Es sollen sogar weniger als fünf Liter möglich sein, dafür muss man aber mit 300 Euro in Vorleistung gehen. So viel soll nämlich die Ausrüstung mit einer Start-Stopp-Automatik kosten, die es jedoch nur für Diesel mit Handschaltung gibt. Einen ähnlich fragwürdigen Versuch, den Kunden das Geld aus der Tasche zu ziehen, unternahm einst Hyundai in der Anfangsphase dieser inzwischen weit verbreiteten Technik.

Fazit: Den aktuellen Aufschwung in Deutschland hat SsangYong zu einem Gutteil dem XLV zu verdanken und das leuchtet ein. Hoher Nutzwert, sehr ordentliche Ausstattung (bei kleinen Schwächen) und ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis zeichnen ihn aus. Er dürfte vor allem Familien ansprechen, wo Papa dem Rennsport lieber am Fernseher huldigt und seine Lieben gemütlich, aber komfortabel von A nach B bugsieren will.

DATENBLATTSsangYong XLV e-XDi 160
Abmessungen (Länge/Breite/Höhe)4,44 / 1,80 / 1,63 m
Radstand2,60 m
Leergewicht (DIN)1500 kg
Sitzplätze5
Gepäckvolumen (2WD)575 - 1440 Liter
Maximale Zuladung470 kg
Motor4-Zylinder-Dieselmotor mit 1597 ccm Hubraum
Antrieb / Getriebe6-Gang-Handschaltung
Systemleistung115 PS / 85 kW
KraftstoffartDiesel
AntriebAllradantrieb
Höchstgeschwindigkeit (Messung)174 km/h
Tankvolumen47 Liter
max. Drehmoment3400 U/min
Beschleunigung 0-100 km/hk. A.
Normverbrauch (innerorts/außerorts/kombiniert)7,5 / 4,9 / 5,9 l
Testverbrauch6,1 l
CO2-Emissionen154 g/km
SchadstoffklasseEU6
Grundpreis26.490 Euro
Preis des Testwagens29.590 Euro

Quelle: ntv.de

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