Überwiegend im grünen Bereich Gebrauchter Focus - fast keine Patzer
07.06.2015, 11:49 Uhr
Eine Schönheit ist der Ford Focus noch nie gewesen, dafür glänzt er über die Jahre mit Zuverlässigkeit.
Um sich in der Kompaktklasse von seinen Mitbewerbern abzuheben, setzt der Ford Focus seit Jahren auf Sportlichkeit. Bereits das seit 2011 gebaute Modell kann damit glänzen ohne es an Komfort mangeln zu lassen. Sauber ist auch die Bilanz beim TÜV. Nur bei Kleinigkeiten patzt der Golf-Konkurrent.
Eine ausgesprochene Schönheit war der Ford Focus noch nie und so wirkt auch die dritte Generation etwas blass. Zumindest, bis sie im Sommer 2014 beim Facelift das aktuelle Markengesicht mit Haifischmaul erhielt. Mit 4,36 Metern Länge überragt der Fünftürer den Golf um eine Handbreit ohne dies aber in einen nennbaren Platzvorteil ummünzen zu können. Die angedeutete Coupéform mit dem abfallenden Dach schränkt zudem die Rundumsicht deutlich ein. Besser schaut man beim geräumigen Kombi Turnier sowie der in Deutschland eher seltenen Stufenhecklimousine heraus.
Eine Schwachstelle bei allen drei Modellen ist die Bedienung: Im Cockpit sorgen unzählige Knöpfe und Schalter für Verwirrung und einen unruhigen optischen Eindruck. Ein Stahldach-Cabrio oder einen Dreitürer gibt es anders als in der Vorgängergeneration beim aktuellen Focus nicht mehr.
Riesige Auswahl an Motoren
In die Automobilgeschichte wird der Ford Focus III als erstes Kompaktauto mit einem Dreizylinderturbobenziner eingehen. Der "Ecoboost" genannte 1,0-Liter-Motor kam im Frühjahr 2012. Zwei Leistungsstufen mit 100 PS und 125 PS stehen zur Wahl. Die stärkere, aber kaum durstigere, Ausführung scheint hier aber die bessere Wahl. Wer es richtig flott mag, wählt den 1,6-Liter-Turbo mit 150 PS oder 184 PS. Im Jahr 2014 wurde der durch einen 1,5-Liter-Turbo mit gleichen Leistungswerten ersetzt. Als ST mit dem 250 PS starken 2,0-Liter-Turbo wird der Focus dann endgültig zum Freizeitsportler.
Für einfachere Ansprüche gibt es noch den 1,6-Liter-Saugbenziner in verschiedenen Leistungsstufen zwischen 85 PS und 125 PS. Letzteren wählen Automatikfreunde, denn er ist mit einem Doppelkupplungsgetriebe verbandelt. Wer beim Benziner nicht selbst schalten will, muss die erst seit 2014 angebotenen 1,5-Liter-Turbos wählen, für die es optional eine Wandlerautomatik gibt. Etwas umfassender ist die Auswahl naturgemäß bei den Dieseln, wo es insgesamt fünf Varianten für Schaltfaule gibt.
Empfehlenswert ist die Automatik vor allem beim 2,0-Liter-Diesel mit bis zu 163 PS. Der besonders beliebte Leistungsbereich, zwischen 95 PS und 115 PS, wird von 1,6-Liter-Motoren abgedeckt, deren sparsamster der 105 PS starke Econetic 88 g ist, der in der Theorie mit 3,4 Litern auskommt. Seit 2014 werden die 1,6-Liter-Diesel durch noch genügsamere 1,5-Liter-Motoren ersetzt, wobei das Leistungsband von 95 PS bis 120 PS reicht. Kompletter Exot ist die Elektroversion des Focus mit 146 PS.
Viele Assistenten im Angebot
Eine große Auswahl an Assistenzsystemen zählt zu den Stärken des Focus. So gibt es seit dem Start vor vier Jahren den seinerzeit noch seltenen Notbremsassistenten, Spurhalte- und Spurwechselhelfer, Fernlichtautomatik, Müdigkeitswarner und einen Tempolimit-Assistenten. Das meiste davon fand sich seinerzeit in zwei fair eingepreisten Paketen, so dass die Technik auch auf dem Gebrauchtmarkt nicht allzu schwer zu finden sein dürfte. In der Basisversion "Ambiente" war der Focus hingegen eher mau bestückt, ordentlich ist erst das nächsthöhere Niveau "Trend" ausgestattet, wobei auch hier eine Klimaanlage extra bestellt werden musste. Keine Lücken gibt es erst ab den nächsthöheren Ausstattungsstufen "Business" und "Titanium". Immer an Bord sind jedoch sechs Airbags und der Schleuderschutz ESP. Beim EuroNCAP-Crashtest langte es 2011 für fünf von fünf Sternen.
Gute Ergebnisse beim TÜV
Machten die beiden Vorgängergenerationen des Focus in Sachen Langlebigkeit noch einen eher gemischten Eindruck, schlägt sich das aktuelle Modell bislang sehr gut. Die Prüfer haben kaum etwas auszusetzen, lediglich im Kapitel Ölverlust ist der Ford nur durchschnittlich. Ärger kann er trotzdem machen. So kommt es wie beim Vorgänger immer mal wieder zu Schäden am Turbolader des 1,6-Liter-Diesels oder an der Nockenwelle der 1,6-Liter-Einstiegsbenziner. Auch das Start-Stopp-System, das den Motor bei roter Ampel zum Spritsparen deaktiviert, funktioniert nicht immer, wie es sollte. Ärger kann auch eine eigentlich intelligente Besonderheit des Focus mache: die Türkantenschoner, die beim Öffnen der Tür herausfahren, können beim Schließen draußen hängenbleiben.
Fazit: Was so viele Menschen kaufen, kann nicht komplett schlecht sein. Wer auf agiles Fahrverhalten Wert legt, der ist beim Focus nicht schlecht aufgehoben. Schwächen bei Bedienung, Verarbeitungsdetails und - je nach Geschmack - Design kann man da hinnehmen. Die Auswahl ist reichlich, allerdings sollten mindestens 9000 Euro für einen vernünftigen Gebrauchten im Budget sein.
Quelle: ntv.de, hpr/sp-x