
Der Skoda Fabia ist in der vierten Generation ein richtig schicker Kleinwagen geworden, der technisch und vom Kofferraumvolumen her auch als Kompakter durchgehen würde.
(Foto: Holger Preiss)
Kleinwagen sind preislich in die Liga der Kompaktwagen aufgestiegen. Dafür bieten sie aber technische Features, wie man sie auch in den größeren Artgenossen findet. Ein Beispiel dafür ist der neue Skoda Fabia, der nicht nur mit einem Assistenten, sondern auch mit seinem Triebwerk ganz besonders glänzen kann.
Ein Kleinwagen für 28.665 Euro ist schon ein ziemlicher Hammer. Allerdings soll an dieser Stelle mal ein außenstehender Betrachter zitiert werden, der sagte, als er den Skoda Fabia sah, der zum n-tv.de-Praxistest angetreten war: "Also, wenn man den neuen Fabia mit all seinen Vorgängern vergleicht, ist der ein richtig schickes Auto geworden." Und da mag man dem Redner gar nicht widersprechen. Allerdings würde allein die Optik allein, die wirklich gelungen ist, den üppigen Preis nicht rechtfertigen.
Aber tatsächlich mag der Tscheche in den Maßen noch einem heutigen Kleinwagen entsprechen. In der Länge geht es über 4,11 Meter nicht hinaus und in der zweiten Reihe will man als Erwachsener wirklich keine lange Reise unternehmen, aber ausstattungstechnisch ist in dem Tschechen mehr drin als in vielen Kompakten, die noch mehr Geld kostet. Nur um das mal kurz aufzuzählen: Da gibt es eine Zwei-Zonen-Klimaautomatik, eine beheizbare Frontscheibe und zu erwärmende Sitze für die kalte Jahreszeit. Zudem hat der Test-Fabia eine Verkehrszeichenerkennung, Navigationssystem, die Einbindung von Android Auto und Apple Car Play per Bluetooth, elektrisch anklappbare Außenspiegel, schlüssellosen Zugang und einen Parklenkassistenten, um nur die wichtigsten Beigaben zu nennen, die auf der Optionsliste ein Kreuz erhalten haben, in Summe dann aber auch mit 5775 Euro zu Buche schlagen.
Punktgenaues Parken
Und so dekadent sich das alles für den spitz rechnenden Kleinwagenkunden lesen mag, im Test waren diese Beigaben alle ihr Geld wert. Vor allem der Parklenkassistent für 850 Euro machte einen so guten Job, dass der Autor irgendwann gar nicht mehr einsah, selbst zu entscheiden, wann eine Parklücke in Längs- oder Querrichtung wohl passen würde, um sich dann noch die Mühe zu machen, den Fabia dort punktgenau einzuparken. Das System schob den Tschechen mit Perfektion an die richtige Stelle, nahm sogar kleinste Lücken mit Erfolg ins Visier.

Am Arbeitsplatz des Fahrers eines Skoda Fabia gibt es keine Verwirrung. Alle Anwendungen sind zwischen analog und digital sehr intuitiv verteilt.
(Foto: Holger Preiss)
Auch am Arbeitsplatz des Fahrers, in dessen Händen ein mit Leder bespanntes griffiges Lenkrad lag und dessen Blick auf ein virtuelles Cockpit fiel, konnte weder über mangelnde Verarbeitungsqualität noch über eine fehlende Informationsdichte geklagt werden. Dem war auch die Matrix zwischen den digitalen Rundinstrumenten in ihrer monochromen Darstellung nicht abträglich, die einen Hauch 90er-Jahre verströmte.
Und so glänzt der Fabia mit fein rastenden analogen Drück- und Drehstellern, zeigt mit seinem 9,2 Zoll großen Touchscreen oberhalb der Mittelkonsole Zeitgeist. Und bietet hier ganz intuitiv die detailreiche Steuerung der Klimaanlage ebenso an wie die Steuerung des Radios, des Navigationssystems oder der Apps des gespiegelten Smartphones. Alles sehr fein, alles sehr gut verarbeitet. Lediglich bei den Bezügen der Polster kamen Zweifel auf, ob die wohl für die Ewigkeit gemacht sind. Die Sportsitze schienen es schon, denn sie waren straff gepolstert und vermittelten ein Gefühl der absoluten Langstreckentauglichkeit.
Ein feines Motörchen

Wenn der kleine Dreizylinder des Skoda Fabia mit seinen 110 PS gefordert wird, dann geht er knurrend nach vorne.
(Foto: Holger Preiss)
Das gilt übrigens auch für den Dreizylinder in Form des 1,0 TSI mit 110 PS, der seine Kraft von maximal 200 Newtonmetern Drehmoment über das über jeden Zweifel erhabene 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe an die Vorderräder weitergibt. Wer jetzt denkt, dass das ja wohl ziemlich untermotorisiert ist, der irrt. Der kleine Dreiender ist im Verbund mit dem ihn beatmenden Turbo nämlich ein ganz schöner Giftzwerg. Und zwar immer dann, wenn der Fahrer zu ungestüm auf das Gaspedal tritt. Dann reißt der Kleine unter wildem Knurren an, als würde der Dobermann die Katze in Nachbars Garten jagen.

Die Sportsitze im Skoda Fabia bieten super Halt, sind auch langstreckentauglich, nur die Stoffqualität gibt zu denken.
(Foto: Holger Preiss)
In 9,5 Sekunden ist der Fabia aus dem Stand auf Tempo 100 gesprintet, auf der Autobahn lief er problemlos 205 km/h und wurde dabei nicht mal ungebührlich laut. Eine für so ein kleines Auto beachtliche Geschwindigkeit. Und das bitte ohne dem Fahrer das Gefühl zu geben, an irgendeiner Stelle instabil zu werden. Klar, das Fahrwerk ist knackig, aber nicht unangenehm hart. Zudem zeigt es sich auch in schneller gefahrenen Kurven gutmütig und muckt höchstens auf, wenn es mal ganz keck über eine bösartige Querfuge geht. Wer übrigens gern mal flotter unterwegs ist, und wie gesagt, das ist mit dem 1.0 TSI kein Problem, der sollte auf jeden Fall die 150 Euro für die Scheibenbremsen an den Hinterrädern investieren. Auch hier ist etwas Gefühl am Pedal gefragt, andernfalls beißen die Beläge sonst ganz arg in die Scheiben. Aber wer in der Not zum Stillstand kommen muss, der kann sich eben darauf verlassen.
Der kleine, aber flotte Treibsatz hat noch einen ganz entscheidenden Vorteil, der gerade in Zeiten immer weiter steigender Spritkosten eine Rolle spielt: Er ist sehr genügsam im Verbrauch. Ganz den von Skoda ermittelten Wert von 5,5 Litern konnte er nicht halten, aber der im Test ermittelte Wert von 6,5 Litern ist aller Ehren wert. Zumal bei vollem Tank die Reichweitenanzeige eine Distanz von 580 Kilometern verspricht. Wem das noch nicht reicht, der kann optional den serienmäßigen 40-Liter-Tank durch einen 50 Liter fassenden ersetzen lassen. Wobei sich im Praxistest keine Notwendigkeit dafür gezeigt hat.
Einziges aus der Assistenzabteilung
Ob die neuen Assistenten, die Skoda für den Fabia anbietet, notwendig sind, muss jeder für sich entscheiden. Auf Wunsch unterstützt der Kleine nämlich erstmals mit dem Travel Assist automatisch bei der Längs- und Querführung. Das hat auf der Autobahn seine Vorteile, ist aber in der Stadt wie bei allen Fahrzeugen, die dieses Feature bieten, unter Umständen eine Zumutung. Nämlich immer dann, wenn das System glaubt, eine Straßenführung erkannt zu haben und den Wagen sehenden Radars zum Beispiel in Richtung Kantstein lenkt oder in der Baustellenführung überlegt, in welche Richtung das Lenkrad wohl zucken soll. Vorteil bei den VW-Systemen ist, dass sie sich über zwei Tastendrucke am Lenkrad ausstellen lassen. Eine wirklich feine Beigabe ist der verbesserte Spurwechselassistent, der jetzt bereits Fahrzeuge erkennt, die noch 70 Meter entfernt sind.

Der Kofferraum des Skoda Fabia ist mit 380 Litern nur einen Liter kleiner als der des Golf 8.
(Foto: Holger Preiss)
Und wie ist es mit den Ablagen? Die gibt es auch. Sie sind zwar nicht so üppig, wie man sie aus einem Octavia kennt, aber mit etwas Geschick finden die kleinen Dinge des Lebens ihren Platz. Lediglich für Brillenträger könnte es schwierig werden. Das Fach in der Mittelarmlehne, die sich leider nicht verschieben lässt, ist mit einem Etui voll und ein zweites Augenglas muss entweder in den engen Türinnenverkleidungen oder im Handschuhfach verschwinden. Ein Brillenfach im Dachhimmel gibt es nicht, weil der Testwagen an dieser Stelle ein die gesamte Fläche überspannendes Panoramadach hatte. Und der Kofferraum? Ist mit 380 Litern so groß wie der des Golf 8. Wer die Rückbank flach macht, hat sogar 1190 Liter Stauraum auf einer planen Fläche zur Verfügung. Mit diesen Maßen im Hinterkopf könnte sich der 50-Liter-Tank dann doch wieder lohnen.
DATENBLATT | Skoda Fabia 1.0 TSI Tour |
Abmessungen (Länge/Breite/Höhe) | 4,11 / 1,78 / 1,46 m |
Leergewicht (DIN) | 1100 kg |
Sitzplätze | 5 |
Ladevolumen | 380-1190 Liter |
Motor | Dreizylinder mit Turboaufladung, 998 ccm Hubraum |
Getriebe | 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe |
Systemleistung | 81 kW / 110 PS |
Kraftstoffart | Benzin |
Antrieb | Frontantrieb |
Höchstgeschwindigkeit | 205 km/h |
max. Drehmoment | 200 Nm bei 2000-3000 U/min |
Beschleunigung 0-100 km/h | 9,7 s |
Normverbrauch kombiniert (Stadt, Land, kombiniert) je 100 km nach WLTP | 4,6 l |
Testverbrauch | 6,5 l |
Tankinhalt | 40 l |
CO2-Emissionen (Normverbrauch) | 105 g/km |
Emissionsklasse | EU 6 |
Grundpreis | 22.890 Euro |
Preis des Testwagens | 28.665 Euro |
Fazit: Der Skoda Fabia ist im Vergleich zu seinen Vorgängern in allen Belangen besser. Er sieht gut aus, zeigt sich mit seinem 1,0 TSI und 110 PS deutlich sportlicher und lauffreudiger als erwartet. Dabei ist er sparsam und bietet im Gepäckabteil erstaunlich viel Platz. Wer allerdings die vielen technischen Beigaben aus der Optionsliste haben will, zahlt inzwischen einen Preis, für den man früher einen wirklich gut ausgestatteten Kompakten bekommen hätte.
Quelle: ntv.de