Infografik

Ende des "Tankrabatts" So geht es mit dem Spritpreis weiter

Drei Monate lang konnten die Bundesbürgerinnen und -bürger verbilligt tanken.

Drei Monate lang konnten die Bundesbürgerinnen und -bürger verbilligt tanken.

(Foto: Daniel Reinhardt/dpa)

Drei Monate lang galt in Deutschland ein reduzierter Energiesteuersatz auf Benzin und Diesel. Zum 1. September läuft der "Tankrabatt" aus - die Abgabepreise ziehen aber schon vorher kräftig an. Die täglich aktuellen ntv.de-Grafiken geben einen Überblick zur Lage an den Tankstellen.

Er war die Idee der FDP und die am stärksten kritisierte Maßnahme des ersten Entlastungspakets: Mit dem sogenannten "Tankrabatt" sollten Autofahrerinnen und Autofahrer in Deutschland drei Monate lang entlastet werden. Durch eine Absenkung der Energiesteuer fielen zwischen dem 1. Juni und 31. August je Liter Super E5 und E10 jeweils 35,2 Cent weniger Steuern und Abgaben an, bei Diesel betrug die fixe Entlastung 16,7 Cent.

Während die von Politik versprochene Entlastung an der Zapfsäule im Juni noch ausgeblieben war, führte die Maßnahme ab Juli dann tatsächlich dazu, dass das Tanken in Deutschland deutlich günstiger wurde. Anfang August kostete Benzin kaum mehr als zu Beginn des Ukraine-Krieges. Doch wie geht es im September weiter, wenn der Steuerrabatt wegfällt? Die aktuelle Lage wertet ntv.de an dieser Stelle in täglich aktualisierten Grafiken aus (mehr zur Methode weiter unten).

Droht ein "Preisschock" an der Tankstelle?

Wie groß der Preissprung an den Tankstellen am 1. September ausfallen wird, lässt sich schwer vorhersagen. Ausgehend von dem derzeitigen Niveau müssten Autofahrende aber wohl erneut mit Benzinpreisen von mehr als zwei Euro rechnen. Die gestrichelten Linien in der Grafik zeigen, wie stark die Wiederanhebung der Energiesteuer bei unveränderten Produktpreisen zu Buche schlagen würde.

Allerdings kann man davon ausgehen, dass sich die von den Herstellern festgesetzten Produktpreise nicht ganz unabhängig vom "Tankrabatt" entwickelt haben. Aktuell fällt beispielsweise auf, dass die Literpreise ab Mitte August deutlich angezogen haben. Im europäischen Vergleich bildet Deutschland beim Super-Benzin damit eine Ausnahme, das belegen Zahlen der EU-Kommission, die jeden Freitag im "Weekly Oil Bulletin" veröffentlicht werden und den Stand vom Montag der Veröffentlichungswoche wiedergeben. Demnach sind die Preise für E5 überall rückläufig oder nahezu unverändert gegenüber der Vorwoche - nur in Deutschland zeigt sich ein deutlicher Anstieg.

Ein zentraler Grund für die Preissteigerung liegt auf der Hand: Deutsche Autobesitzerinnen und -besitzer wollen die letzten Tage mit dem staatlich verbilligtem Sprit noch auskosten. Das führt bis zum Monatsende zu einer stark erhöhten Nachfrage. Die Mineralölbranche nutzt das aus, dreht fleißig an der Preisschraube und ermuntert ihre Kundinnen und Kunden trotzdem zum vorzeitigen Volltanken. Denn: Wer erst am Monatsende tanke, müsse mit langen Schlangen oder sogar Versorgungsengpassen an der Tankstelle rechnen, droht die Branche.

Billiger tanken: Die Uhrzeit ist entscheidend

Wer noch in diesem Monat auf sinkende Preise hoffte, wird enttäuscht. Sparen lässt sich lediglich durch den direkten Preisvergleich in der eigenen Umgebung und zeitbewusstes Tanken. Einschlägige Apps und Webseiten können dabei helfen, die besten Angebote ausfindig zu machen.

Ob die Preise einer bestimmten Tankstelle über oder unter dem aktuellen bundesweiten Durchschnitt liegen, lässt sich auch der nachfolgenden Grafik entnehmen. Zu sehen sind die aktuellen Durchschnittspreise und die Zahl der Tankstellen in Deutschland, an denen der jeweilige Kraftstoff zum Zeitpunkt der Datenabfrage gekauft werden konnte. Die Tabelle wird alle fünf Minuten aktualisiert.

Im Tagesverlauf sind die Durchschnittspreise deutlichen Schwankungen unterlegen, die teils im zweistelligen Cent-Bereich liegen. Die nächste Grafik stellt für jeden Kraftstoff die Entwicklung des Durchschnittspreises im Verlauf des aktuellen Tages dar. Das heißt, um Mitternacht starten die Linien zunächst wieder ganz links. Dabei zeigt sich typischerweise, dass Tanken am Morgen am teuersten ist. Im Tagesverlauf sinken die Durchschnittspreise tendenziell wieder.

Mineralölkonzerne fahren Rekordgewinne ein

Letztendlich werden aber auch die größten Sparfüchse den Wegfall des "Tankrabatts" nicht kompensieren können. Eine Verlängerung der umstrittenen Maßnahme ist nicht geplant. Auch die Rufe nach einer weiteren Entlastung der Autofahrenden halten sich in Grenzen. Vielmehr stellt sich nun die Frage: Was hat der "Tankrabatt" gebracht? Der Preisanstieg bei Benzin und Diesel wurde durch die Maßnahme zwar aufgeschoben - verhindern ließ er sich aber nicht. Ein Ende der Energiekrise ist zudem nicht in Sicht.

Einzig die Mineralölkonzerne freuen sich über die Rekordgewinne des ersten Halbjahres - ihr Absatz wurde durch das Entlastungspaket hierzulande wahrscheinlich sogar noch angekurbelt. Denn nur durch den Verzicht des Staates auf Steuereinnahmen in Milliardenhöhe konnten die deutschen Tankstellen den Treibstoff vergleichsweise günstig abgeben, ohne selbst den Produktpreis anpassen oder Einbußen hinnehmen zu müssen. Dadurch blieb die Nachfrage nach Benzin und Diesel trotz Krieg und Krise hoch - und der Sparanreiz gering.

Das ändert sich nun abrupt. Viele Verbraucherinnen und Verbraucher dürften ab September von sich aus mit Sparmaßnahmen auf den zu erwartenden "Benzinpreisschock" reagieren und das Auto öfter stehen lassen. Auch durch eine angepasste Fahrweise lässt sich viel Sprit einsparen. Bei Tempo 100 bis 130 Kilometer pro Stunde ist der Kraftstoffverbrauch auf der Autobahn zum Beispiel am geringsten. Mit etwas Glück entspannt sich bei sinkender Nachfrage dann auch die Lage an den Tankstellen wieder - auch ohne staatliche Eingriffe. Dennoch: An Spritpreise jenseits der 2-Euro-Marke wird man sich wohl gewöhnen müssen.

Zur Methode

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Datenbasis für die Grafiken zu den deutschen Spritpreisen sind die offiziell validierten bundesweiten Durchschnittspreise der Markttransparenzstelle für Kraftstoffe (MTS-K), die wöchentlich vom Statistischen Bundesamt veröffentlicht werden, sowie von ntv.de berechnete vorläufige Näherungswerte für die Durchschnittspreise an Tagen ohne validierte Daten. Für die Berechnung der vorläufigen Preise nutzt ntv.de die Daten, die das von der MTS-K als offizieller Verbraucherinformationsdienst zugelassene Portal "Tankerkönig" täglich als Open Data veröffentlicht.

Für den EU-weiten Vergleich werden Daten der EU-Kommission herangezogen. Aufgrund des zurückliegenden Bezugszeitraums und der starken Preisschwankungen von Tag zu Tag können die Angaben für Deutschland in den EU-weiten Grafiken deutlich von den aktuellen Auswertungen auf bundesdeutscher Ebene abweichen.

Quelle: ntv.de

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