29.000 Tarife im Überblick Verivox-Chef: "Beim Gas lassen sich 1200 Euro pro Jahr sparen"
08.03.2024, 19:03 Uhr
Wie funktioniert so ein Vergleichsportal?
(Foto: picture alliance / photothek)
Vergleichsportale helfen dabei, im Wirrwarr von Tarifen zu navigieren – und so rascher einen neuen Anbieter für Strom, Gas oder Internet zu finden. Aber wie verdienen die Portale damit und birgt das ein Problem? Verivox-Chef Daniel Puschmann über sein Geschäftsmodell, die Rolle der Konkurrenz und die enormen Unterschiede bei den Verträgen auf dem Energiemarkt.
Sie vermessen bei Strom, Gas, Internet und in anderen Bereichen die Angebote in Deutschland. Wie genau kommen diese Tarife bei Ihnen auf die Website, und wie werden Sie bewertet?
Daniel Puschmann: In Summe haben wir über 29.000 Tarife, die natürlich ständig aktualisiert werden und auch nicht in einheitlichen Formaten vorliegen. Es sind noch nicht einmal alle digital verfügbar. Es braucht also viel Arbeit und auch Kenntnisse im Datenbank-Management, um die Tarife vergleichbar zu machen.
Ihr Geschäftsmodell beruht darauf, dass Sie eine Provision bekommen, wenn über Sie bei einem Anbieter ein Vertrag abgeschlossen wird. Gibt es da nicht einen Interessenkonflikt?
Es stimmt, dass wir eine solche Provision bekommen, wodurch der Service für die Konsumenten umsonst ist. Aber wir ranken die Angebote nie nach Provision. Wir haben ein Interesse, mittelfristig erfolgreich zu sein und nicht nur kurzfristig. Niemand würde regelmäßig zu uns kommen, wenn den Rankings andere Kriterien zugrunde lägen als die von den Konsumenten gewünschten.
Und das sind welche Kriterien?
In der Regel ist das wichtigste natürlich der Preis. Bei Strom und Gas gibt es dann noch die Frage nach der Verfügbarkeit von Öko-Angeboten.
Ist die Provision die einzige Einnahmequelle?
Wir haben keine Werbevermarktung auf der Seite. Das wäre nicht sinnvoll, weil die Transparenz ja da sein muss. Wir haben, ähnlich wie man es von Google kennt, verkaufte Platzierungen. Die werden aber als solche kenntlich gemacht.
Sie stehen in Deutschland im Wettbewerb zu anderen Anbietern, die mit viel Werbeaufwand vorpreschen. Wie grenzen Sie sich ab?
Wir konzentrieren uns stark auf die Dinge, die für die Ausgaben im Haushalt einen Unterschied bedeuten, also Strom, Gas, Kredite und Internet. Andere Bereiche decken wir nicht in der Breite ab. Außerdem gibt es bei uns kein Angebot in den Vergleichen, das von uns zur Verfügung gestellt wird, wir sind da neutral.
Wird es auf Dauer Platz für mehrere Vergleichsportale in Deutschland geben? Ist das nicht ein Markt, der am Ende auf einen Anbieter rausläuft?
Ich bin zuversichtlich, was die Zukunft von Verivox angeht. Das ist kein Markt für ein natürliches Monopol, in dem es nur einen Anbieter geben kann. Diese ökonomische Logik sehe ich hier nicht. Für uns gibt es da noch sehr viel Wachstumsmöglichkeiten. Die Preisunterschiede in den von uns abgedeckten Bereichen sind schon beträchtlich. Ganz aktuell gibt es Einsparpotenziale von 750 Euro pro Jahr beim Strom und beim Gas fast 1200 Euro.
Auf dem Energiemarkt gab es ein gewaltiges Auf und Ab in den vergangenen Jahren, bedingt durch Krieg-Sanktionen und Verwerfungen auf dem Gasmarkt. Wie hat sich das bei Ihnen ausgewirkt?
Für uns ist immer wichtig, dass der Wettbewerb zwischen den Anbietern funktioniert, das Preisniveau ist gar nicht so entscheidend. Allerdings ist Unsicherheit ein Problem: Wenn Unternehmen nicht planen können, dann gibt es auch wenig Angebot für die Konsumenten da draußen. Und genau das ist eine Zeit lang passiert, was natürlich nicht gut für die Konsumenten war. Das hat sich aber schon seit Anfang 2023 normalisiert, und das sehen wir auch in den Preisen.
Welche Wirtschaftsbereiche gibt es, die noch vergleichbar gemacht werden müssten und könnten?
Ein Beispiel ist sicher ein Vergleich von Girokonten. So etwas wird derzeit von der BaFin gebaut, und damit von einer Bundesanstalt. Aus unserer Sicht ist das nicht sinnvoll. Es bedeutet einen enormen Aufwand, die Datenbanken für die Tarife zu erstellen und verfügbar zu machen. Außerdem ist der Marketingaufwand sehr groß. Ein Girokontenvergleich auf der Seite der Bafin, den kein Konsument findet, hilft im Zweifel nicht dabei, eine Entscheidung zu treffen und einen Wechsel zu vollziehen.
Hören Sie in der neuen Folge von "Die Stunde Null"
- Welche Rolle Google bei Tarifvergleichen spielt
- Welche Verträge Verivox am häufigsten vermittelt
- Warum der Ausbau von Breitbandanschlüssen so schleppend verläuft
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Mit Daniel Puschmann sprach Nils Kreimeier
Quelle: ntv.de