Weinlese im Extremwetterjahr Winzerin erwartet "sehr, sehr guten Jahrgang"
02.09.2022, 17:08 Uhr
Im Weinbau ist eine gesunde Mischung aus Sonne und Regen, Feuchtigkeit und Wärme entscheidend für den Ertrag und die Qualität der Trauben.
(Foto: picture alliance / Zoonar)
Dürreperioden und Wetterkapriolen machen dem deutschen Weinbau insgesamt zu schaffen. In manchen Regionen sorgt das Extremwetter durch den Klimawandel aber kurioserweise auch für bessere Ergebnisse. Die Traditions-Winzerin Bürklin-von Guradze erklärt, warum.
Lange Dürreperioden, extreme Hitze und andere Wetterextreme belasten die Landwirtschaft in Deutschland. Ausgerechnet den Weinbauern bringen die klimatischen Veränderungen zum Teil aber durchaus auch einen Nutzen.
"Die Produktion wirklich hochqualitativer und hochwertiger Rotweine hier in Deutschland ist möglich geworden. Und die profitieren extrem vom Klimawandel", sagt die pfälzische Winzerin Bettina Bürklin-von Guradze im Podcast "Die Stunde Null". "Auch wir Riesling Winzer können uns bisher nicht beschweren."

Bettina Bürklin-von Guradze hat 1990 das Weingut ihrer Familie übernommen.
(Foto: imago stock&people)
Für die Ernte des Jahres 2022, in dem es zu langen Trocken- und Hitzephasen kam, kommt Bürklin-von Guradze zu einem sehr positiven Ausblick: "Wir sehen, dass die Weinberge gut gewappnet für solche Trockenperioden sind. Vor allem natürlich diejenigen, die tief wurzeln." Sollte es in den kommenden Wochen nicht zu extremen Kapriolen kommen, gehe sie davon aus, "dass wir einen sehr, sehr guten Jahrgang einfahren können".
Die Winzerin leitet seit 1990 ein 85 Hektar großes Weingut in Wachenheim an der Weinstraße, zu dem auch etliche Spitzenlagen gehören. Der Betrieb ist mehr als 400 Jahre alt und gehört zum Verband der Prädikatsweingüter, in dem sich die Aushängeschilder des deutschen Weinbaus organisiert haben.
Er ist eines der größten deutschen Weingüter in Privatbesitz und baut überwiegend Riesling an. Nach Jahrzehnten, in denen ähnlich wie in anderen deutschen Weingütern vor allem auf Menge gesetzt wurde, peilt Bürklin-von Guradze inzwischen vor allem die Produktion von Qualitätsweinen an – mit biodynamischen Methoden. "Wir müssen qualitativ beweisen, dass wir genauso gut sind wie Frankreich", sagt die Winzerin.
Die in vielen Branchen spürbaren Probleme bei der Suche nach Arbeitskräften vermeidet Bürklin-von Guradze, indem sie seit langer Zeit mit einem festen Stamm polnischer Saisonarbeiter zusammenarbeitet. "Auf dem deutschen Arbeitsmarkt sind solche Menschen nicht zu bekommen", sagt die Winzerin. Programme, in denen die Betriebe dazu verpflichtet wurden, einen bestimmten Anteil arbeitslos Gemeldeter bei sich zu beschäftigen, seien gescheitert: "Wir haben nach sechs Wochen gesehen, dass wir so keine einzige Traube ernten werden, weil die arbeitslos Gemeldeten entweder körperlich nicht in der Lage oder nicht gewillt waren, diese Arbeit zu verrichten."
Hören Sie in der neuen Folge von "Die Stunde Null"
- Warum Bürklin- von Guradze eine ukrainische Familie bei sich aufgenommen hat
- Welchen Preis sie für einen deutschen Wein verlangen kann
- Weshalb sie für ihren Weinbau auch Kuhhörner benötigt
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Quelle: ntv.de, ddi