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Vor einem Jahr wird das italienische Bergamo zum Epizentrum der Coronavirus-Pandemie.
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Bilder von Menschen an Beatmungsgeräten, die in den Fluren der Krankenhäuser liegen, weil die Intensivstationen überfüllt sind, ...
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... von erschöpften Ärztinnen und Pflegern am Ende ihrer Kräfte und ...
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... von aufgereihten Särgen mit Corona-Toten gehen um die Welt.
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Noch heute hallt im Namen der Stadt im Norden Italiens das Drama nach, das im Frühjahr 2020 über ganz Europa kam und sich ins Bewusstsein grub.
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Denn spätestens als Militärtransporter in der Nacht des 18. März nach Bergamo einfahren, um die vielen Todesopfer der Seuche wegzubringen, ...
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... wird den Italienern und auch vielen anderen Europäern die tödliche Gefahr durch das Coronavirus bewusst.
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"Wuhan Europas" wird Bergamo fortan genannt. Denn die dramatischen Bilder von Kranken und Toten und die explosionsartig steigenden Fallzahlen erinnern an die chinesische Metropole, wo Sars-CoV-2 zum ersten Mal entdeckt wurde.
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Zuvor war bereits Codogno, die Kleinstadt mit dem ersten bekannten Infizierten in Italien etwas weiter südlich, in die Schlagzeilen geraten.
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Aber Bergamo wird zur wichtigsten Chiffre für Europas Kampf gegen Corona.
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Nirgendwo ist die Übersterblichkeit in den Monaten März und April höher als dort: plus 568 Prozent im Vergleich zu den Vorjahren.
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Mehr als 6000 Menschen sterben in der Provinz. Die Krematorien geraten an ihre Grenzen.
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Ebenso wie die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der städtischen Kliniken.
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Nach dem Prinzip der Triage müssen Pflegerinnen entscheiden, wem geholfen werden kann und wer sterben muss.
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Denn die Intensivbetten mit Beatmungsgeräten sind längst überfüllt.
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In Lokalblättern erscheinen an manchen Tagen bis zu 14 Seiten allein mit Todesanzeigen.
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Irgendwann entscheidet die katholische Kirche, die Totenglocken nicht mehr zu läuten. Ambulanzsirenen und Totenglocken: Es ist zu viel geworden.
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Da auf den Friedhöfen kein Platz mehr ist, wird das Militär zu Hilfe gerufen.
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Die Bilder wirken wie von einem Kriegsschauplatz: Soldaten verladen Dutzende Särge in große Transporter mit Tarnfarben.
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Eine lange Kolonne von Militärfahrzeugen bringt die vielen Opfer des Coronavirus zu Krematorien anderer italienischer Regionen.
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Die Erinnerungen an jene grauenhaften Ereignisse im Frühjahr und der Schmerz um den Verlust von Angehörigen und Freunden sitzen bei den Einwohnern Bergamos tief.
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In der Region kennt fast jeder jemanden, der dem Virus zum Opfer gefallen ist. Die meisten konnten sich aufgrund der Quarantäne-Vorschriften nicht einmal verabschieden.
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Heute richtet sich die Wut der Bevölkerung auch gegen die Behörden. Für viele steht fest: Der Lockdown in Bergamo kam viel zu spät.
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Während andere Ortschaften in der Region längst abgeriegelt waren, lief das Leben in der Stadt einfach weiter.
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Stefano Fusco (3.v.l.) hat daher nach dem Tod seines Großvaters die Organisation "Noi denunceremo" - "Wir klagen an" - gegründet. Tausende Menschen haben sich ihm angeschlossen.
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Mehr als 250 Beschwerden über das Versagen der Behörden haben sie inzwischen bei der Staatsanwaltschaft eingereicht.
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Ganz zu Beginn der Corona-Krise hatte Bürgermeister Giorgio Gori wie auch andere Politiker das Problem kleingeredet. Später entschuldigte er sich dafür.
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"Die Wut ist da, aber es ist eine Wut, die wir in etwas Konstruktives verwandeln wollen", sagt Fusco ein Jahr später dem ZDF.
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"Und dann ist da auch immer noch die Hoffnung, dass gewisse Dinge, die wir gesehen haben und mit den wir heute immer noch leben müssen, nicht wieder geschehen." (hny)
Der Corona-Albtraum einer Stadt Als Bergamo zum "Wuhan Europas" wurde
Im Frühjahr wird Bergamo zum Epizentrum der Corona-Pandemie. Tausende Menschen sterben. Bilder von Särgen auf Militärlastern gehen um die Welt. Noch heute hallt im Namen der norditalienischen Stadt das Drama nach, das vor einem Jahr über ganz Europa kam und sich ins Bewusstsein einbrannte.
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