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Eine Weichenstellung aus dem Bundesverteidigungsministerium löst in der deutschen Rüstungsindustrie im Herbst 2020 Aufsehen aus: ...
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... Die Beschaffer der Bundeswehr entscheiden sich bei der Suche nach einem neuen Gewehr Mitte September überraschend gegen den altgedienten Lieferanten.
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Zum ersten Mal seit mehr als einem halben Jahrhundert wollen die Militärs den Hersteller der deutschen Standardwaffe wechseln.
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Knapp vier Wochen später wird die Entscheidung auf Eis gelegt und das Vergabeverfahren gestoppt. Eine mögliche Patentrechtsverletzung müsse überprüft werden, heißt es.
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Damit ist bei der Suche nach dem nächsten Sturmgewehr der Bundeswehr womöglich wieder alles offen: Muss sich der bisherige Platzhirsch in der Branche der militärisch orientierten Präzisionsmaschinenbauer wirklich mit einem Platz in der zweiten Reihe begnügen.
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Die Waffenschmiede Heckler & Koch (HK) - seit 1959 wichtigster Gewehr-Produzent der Bundeswehr - musste schon fürchten, bei diesem prestigeträchtigen Großauftrag leer auszugehen.
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Den Zuschlag im Bieterverfahren rund um das zukünftige "System Sturmgewehr" ging Mitte September nämlich an den Thüringer Hersteller C.G. Haenel.
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Die Entscheidung war ein starkes Signal für einen traditionsreichen Standort im Süden Thüringens: In Suhl werden schon seit rund 180 Jahren Gewehre gebaut.
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Das Unternehmen Haenel konnte sich Hoffnung auf eine spektakuläre Bestellung im großen Umfang machen. Bei der Ausschreibung geht es um insgesamt 120.000 Gewehre im Wert von rund 250 Millionen Euro.
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Haenel schickt dem Vernehmen nach das Modell MK556 ins Rennen. In der zivilen Version ist das Gewehr unter der Bezeichnung CR223 bei Spezialkräften der Polizei in Gebrauch.
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Das neue "System", bei dem es sich laut Hersteller um ein "vollautomatisches, speziell nach militärischen Anforderungen entwickeltes Sturmgewehr" handelt, soll bei der Truppe das erst seit 1997 genutzte G36 von Heckler & Koch (im Bild) ablösen.
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Ganz in trockenen Tüchern lag der Großeinkauf ohnehin noch nicht. Die Zustimmung der Parlamentarier steht noch immer aus.
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Und der unterlegene Konkurrent aus Oberndorf am Neckar könnte versuchen, das Geschäft noch auf dem Klageweg zu stoppen.
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Doch schon der Zuschlag aus Berlin lenkt die Aufmerksamkeit der breiten Öffentlichkeit auf die Ausstattung der deutschen Streitkräfte. Womit schießt die Bundeswehr?
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Die rund 185.000 aktiven Soldatinnen und Soldaten benötigen für ihren Dienst im Auftrag der parlamentarischen Demokratie ganz spezielle Werkzeuge.
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Mit welchen Handfeuerwaffen geht die Truppe bei Übungen, im Alltag, im Auslandseinsatz oder bei der Landesverteidigung an die Arbeit?
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Die wichtigste Standardwaffe bei Heer, Luftwaffe und Marine ist das Sturmgewehr: Aktuell ist das bei der Bundeswehr wie erwähnt noch das G36 von Heckler & Koch.
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Diese vollautomatische Waffe verschießt Geschosse im Kaliber 5,56 Millimeter. Das Gewehr, das bis auf das Rohr und den Verschluss größtenteils aus Kunststoff besteht, ist mit Schulterstütze gut einen Meter lang und wiegt ohne Munition rund 3,6 Kilo.
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Mit dem Sicherungshebel über dem Abzug kann der Schütze - egal, ob Links- oder Rechtshänder - zwischen Einzelfeuer und Feuerstößen wählen. Nach jedem Schuss wird die nächste Patrone automatisch nachgeladen.
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Theoretisch wären mit dem G36 bis zu 750 Schuss pro Minute möglich. In der Praxis jedoch ist die Menge schon durch die Magazingröße und das Gewicht der Munition begrenzt. Das reguläre Magazin fasst nur 30 Schuss. Dauerfeuer ist nicht vorgesehen.
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Voll ausgestattet mit acht Magazinen muss jeder Schütze fast siebeneinhalb Kilo an Waffen- und Munitionsgewicht mitschleppen.
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Damit ist das G36 insgesamt zwar fast genauso schwer wie das Vorgängermodell G3, ermöglicht zugleich aber einen deutlich größeren Munitionsvorrat.
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Das Sturmgewehr G3, das Generationen von Wehrdienstleistenden im Westen Deutschlands begleitete, ...
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... war bei der Bundeswehr von den späten 1950ern bis weit in die 1990er Jahre im Einsatz.
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Das millionenfach gebaute Gewehr verschießt schwerere Projektile im Nato-Kaliber 7,62 x 51 Millimeter und wiegt ungeladen fast ein Kilo mehr als das G36.
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Aufgrund des höheren Geschossgewichts entwickelt das G3 jedoch eine bessere Durchschlagskraft - ein Vorteil gegenüber dem G36, der in der Truppe den Ruf nach zusätzlichem Waffenbedarf laut werden ließ.
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Wenn es um reine Feuerkraft geht, dann nutzen Heer, Marine und die Sicherungssoldaten der Luftwaffe das MG3, ein Produkt des Rüstungskonzerns Rheinmetall.
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Das rund 11,5 Kilo schwere Maschinengewehr ist bei der Bundeswehr seit 1969 als Standardwaffe im Einsatz. Das MG3 verfeuert dieselbe Munition wie das G3 - nur in einer sehr viel höheren Frequenz.
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Bis zu 1200 Schuss pro Minuten wären möglich - wenn nicht zuvor der Lauf zu heiß wird. Realistischer sind kurze Feuerstöße, mit denen Ziele in bis zu 600 Metern Entfernung bekämpft werden sollen. Fest montiert auf einer Lafette steigt die effektive Reichweite bis auf 1,2 Kilometer.
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Auch das MG3 zählt bei der Bundeswehr eigentlich schon längst zum alten Eisen. Die Waffe, die im Kern noch auf Weltkriegstechnik beruht, wird derzeit durch verschiedene Neuentwicklungen abgelöst.
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Das leichte Maschinengewehr MG4 zum Beispiel stammt von Heckler & Koch und wurde dort speziell für das Bundeswehrprogramm "Infanterist der Zukunft" entwickelt.
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Das vergleichsweise kompakte Maschinengewehr soll kleine Trupps "im Kampf zu Fuß" beweglicher machen, wie es in einer Beschreibung der Bundeswehr heißt.
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Das gut acht Kilo schwere MG4 verwendet das leichtere Nato-Kaliber 5,56 x 45 Millimeter. Der Hersteller HK spricht von einer "Ein-Mann-Waffe" mit "geringem Rückstoß" und "hoher Treffgenauigkeit". Die Durchschlagskraft hält sich in Grenzen.
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Als eigentlicher MG3-Nachfolger ist daher das MG5 vorgesehen, ein "vollautomatisches Universalmaschinengewehr", das die Bundeswehr ebenfalls von Heckler & Koch bezieht.
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Kaliber, Gewicht, Mündungsgeschwindigkeit und Kampfentfernung sind fast identisch zum betagten Vorgänger. Dafür entfalten die größeren Projektile im Ziel mehr Wirkung als beim MG4.
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Bei der Bundeswehr soll das MG5 künftig als schwere Unterstützungswaffe sowie zur "Bekämpfung luftbeweglicher Ziele" oder gar als Bord-MG in Lkw oder Hubschraubern dienen.
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Was aber bleibt den Soldaten, wenn der Auftrag den Einsatz anderer Waffen erfordert?
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Für die Verwendung bei Spezialeinsatzkräften hält die Bundeswehr zusätzliche Handfeuerwaffen im Arsenal bereit. Dabei handelt es sich jedoch um sehr viel kleinere Stückzahlen.
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Wenn es etwa Bedarf nach mehr Feuerkraft gibt, können Scharfschützen oder Sicherungskräfte auf Sturmgewehre wie das G27 oder das G28 zurückgreifen.
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Beide Waffen bauen auf dem Heckler & Koch-Modell HK417 auf und verschießen ein schwereres Kaliber als das G36.
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Das G27 ist ein Sturmgewehr mit Zielfernrohr und vierfacher Vergrößerung. Dank der größeren Reichweite soll es die Fähigkeiten einer Infanteriegruppe erweitern.
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Das G28 dagegen - hier in einer zivilen Ausführung als halbautomatisches Selbstladegewehr - soll in der Planung der Bundeswehr ...
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... eine "Lücke zwischen Sturmgewehr und Scharfschützengewehr schließen". Bis weit in die 1990er Jahre zielen Präzisionsschützen der Bundeswehr noch mit speziell aufgerüsteten G3-Gewehren.
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Erst mit dem G22 des britischen Herstellers Accuracy International bekommt die Bundeswehr ihr erstes Spezialgewehr für reine Scharfschützeneinsätze. Hintergrund sind die Erfahrungen bei Auslandsmissionen.
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Die rund 1,20 Meter lange und in voll geladenem Zustand 9,1 Kilo schwere Waffe soll es den Soldaten ermöglichen, sich über größere Distanzen gegen feindliche Heckenschützen zu verteidigen.
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Die Bestellung erreicht die Truppe über den sogenannten "einsatzbedingten Sofortbedarf".
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Mithilfe einer bis zu zwölffachen Vergrößerung können Spezialisten nun nach Zielen in bis zu 800 Metern Entfernung Ausschau halten.
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Für Bedrohungen in noch größeren Distanzen braucht es noch einmal sehr viel spezielleres Gerät.
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Bei der Suche nach geeigneten Hochleistungsgewehren konnte der bisherige Haus- und Hoflieferant Heckler & Koch nur wenig beisteuern.
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Fündig wurde das Beschaffungsamt dann in Suhl: C.G Haenel beliefert die Bundeswehr bereits ab 2016 mit dem Scharfschützengewehr G29 (RS9). H&K kann - oder will - auf diesem Gebiet offenbar nicht mithalten.
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"Im Vergleich zum G22 gewährleistet das Gewehr G29 durch sein größeres Kaliber eine stabilere Flugbahn und eine höhere Geschossenergie", heißt es lobend bei den Militärs. "Damit ist es besonders für den Kampf unter extremen Witterungsbedingungen wie etwa im Gebirge, an der Küste oder auf See geeignet."
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Abgeschlossen ist die Waffenbeschaffung mit Steuermitteln damit noch lange nicht. "Waffen in den falschen Händen sind gefährliche und todbringende Werkzeuge", räumt Hersteller Haenel in einer Unternehmensdarstellung selbstkritisch ein.
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Eingestellt wird der Waffenbau deshalb aber nicht. Das Suhler Traditionsunternehmen versteht seine Produkte als "unverzichtbare Instrumente", um den "demokratischen Rechtsstaat zu sichern und zu erhalten". (mmo)
Sturmgewehre für Staatsbürger Die Schusswaffen der Bundeswehr
Wenn die deutsche Parlamentsarmee in den Einsatz zieht, dann tut sie das nicht mit leeren Händen. Im Ernstfall, so steht zu befürchten, lassen sich Feinde nur mit Gewalt abwehren. Mit welchen Waffen stattet Deutschland seine Soldaten aus? Ein Überblick.
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