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Loriot hatte eigenem Bekunden zufolge keine Ideen, wenn er an die Arbeit ging.
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"Ideen braucht man nur, wenn man nichts erlebt," pflegte er zu sagen.
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Vicco von Bülow hat ein Leben lang wahrlich genug erlebt und brauchte nur genau zu beobachten.
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(Foto: dpa)
Nun ist er gestorben. Mit 87 Jahren an Altersschwäche, wie der Verlag Diogenes in Zürich mitteilte.
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Seine zahlreichen Sketche sind legendär: ...
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... Etwa die Nudel im Gesicht beim verpatzten Rendezvous, der missglückte Auftritt des Lottogewinners Erwin Lindemann ...
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... oder die Cartoons "Herren im Bad" und "Das Frühstücksei".
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Auch seine beiden Kinofilme "Ödipussi" (1988) und "Pappa ante portas" (1991) begeisterten Millionen Menschen.
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Sein Terrain waren die große Geste und das kleine Missgeschick, ...
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... die menschlichen Missverständnisse und die Sprachlosigkeit, ...
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... der hohe Anspruch und die harte Wirklichkeit mit den Tücken des Alltags, die Menschen an den Rand des Nervenzusammenbruchs führen können.
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Das kann, wie jeder weiß und wie Loriot es trefflich beobachtete, mit den kleinsten Anlässen beginnen: ...
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... Beim schiefen Bild im Wartezimmer, das man doch nur zurechtrücken wollte und dabei ein Trümmerfeld hinterlässt ...
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... oder bei den Kosakenzipfeln im Restaurant, die als Zankapfel eine langjährige Freundschaft zweier Ehepaare in die Katastrophe führen.
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Und überhaupt: "Männer und Frauen passen eigentlich nicht zusammen," führte der aus Brandenburg an der Havel stammende Offizierssohn vor, dessen Vorfahren am Hof von Friedrich dem Großen verkehrten.
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Das Entspannte an Loriot: Er besaß immer noch genügend Selbstironie - nicht gerade eine typisch deutsche oder gar preußische Eigenschaft.
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Dieses Talent bewies er schon anlässlich früherer runder Geburtstage, wenn er sich und seinen zahllosen Fans den dazugehörigen Sketch gleich selbst schrieb.
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Oft an seiner Seite: Erwin Lindemann alias Heinz Meier, ein brillanter Schauspieler, der oft im Schatten des "großen Meisters" stand.
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In den Sprachgebrauch geradezu übergegangen sind Aussagen wie: "Ein Klavier ein Klavier! Mutter, wir danken dir!"
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Auch "Weihnachten bei Hoppenstedts", Rentner Erwin Lindemann als Lotto-Gewinner ("Dann macht meine Tochter mit dem Papst 'ne Herren-Boutike in Wuppertal auf") und der bereits erwähnte Kosakenzipfel-Sketch sind ohne den Schauspieler undenkbar.
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Unvergessen natürlich seine langjährige und 2007 verstorbene Fernsehpartnerin Evelyn Hamann, die bei einer solchen Sendung einmal die alles entscheidende Frage an den Jubilar stellte: "Wer ist Loriot? Viele Masken, viele Gesichter. ...
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... Bisher kannten wir ihn nur als den Herrn, der etwas steif auf dem Sofa sitzt, gelegentlich freundlich lächelnd und im Ganzen etwas kühl wirkend."
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Aber mit dieser Coolness brachte er Menschen unterschiedlichster Art dazu, Tränen zu lachen.
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Und manchmal vielleicht sogar dazu, über sich selbst zu lachen.
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Tatsächlich feierte Loriot nicht gern, erst recht keine runden Geburtstage ("Das macht nur Umstände"), die er im übrigen mit einer seiner berühmten philosophischen Fragen zu beenden pflegte: ...
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... "Und was nun?"
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Zu seinem 85. Geburtstag vor zwei Jahren kam er ins Museum, genauer gesagt ins Berliner Film- und Fernsehmuseum am Potsdamer Platz.
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Dem Besucher bleibt es überlassen, den "wahren Loriot" zu entdecken, der produktiv wie nur wenige ...
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... als Zeichner, Texter, Schauspieler, Autor, Festredner, ...
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... Fernseh-, Kino- und Opernregisseur, Bayreuth-Pilger...
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... und sogar Dirigent (vor den Berliner Philharmonikern) tätig war.
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Er selbst formulierte es in der ihm eigenen, selbstkritischen, humorigen Art: "Auch wenn es mir in über 80 Jahren nicht gelungen ist, mich dauerhaft einer Tätigkeit zu verschreiben, die man allgemein hin als Beruf bezeichnet - die berufliche Frage ist nie ganz gelöst worden".
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Mit dieser Meinung stand er ausnahmsweise mal alleine da.
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Denn auch als Filmregisseur hat es Loriot zu Lorbeeren und Ruhm gebracht.
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Sein Kinodebüt "Ödipussi", zum Teil im Wohnviertel seiner Kindheit in Berlin-Wilmersdorf gedreht, war 1988 ein Riesenerfolg: Loriot selbst mimt einen pedantischen, 56-jährigen Möbelverkäufer, der von seiner Mutter noch immer "Pussi" gerufen wird.
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Der Film wurde übrigens am selben Abend in Ost- und West-Berlin in der damals noch geteilten Stadt am 10. März 1988 uraufgeführt.
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Danach drehte er noch "Pappa ante portas". Sein "opus magnum" liegt inzwischen auch längst als opulente DVD-Kassette mit den "gesammelten Werken aus Film und Fernsehen" vor.
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Nach so viel "Dienst am Humor der Bundesrepublik" hatte sich Loriot, der sich nach dem französischen Wort für das Wappentier seiner Familie benannte (loriot = Pirol), zurückgezogen, blickte sinnierend auf den Starnberger See oder spazierte um den Berliner Savignyplatz (am liebsten mit seiner Frau), ...
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... wo man den alten Herrn mit Emil, seinem achten Mops ("Ein Leben ohne Möpse ist möglich, aber sinnlos"), auf der Parkbank sitzen sehen konnte.
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Bernhard Victor Christoph Carl von Bülow, über Jahre, wenn nicht Jahrzehnte, einer der populärsten Deutschen, antwortete auf die Frage der Wochenzeitung "Die Zeit", ob er das Gefühl verspüre, "dass man gehen soll, wenn es am schönsten ist", in preußisch knapper Manier mit: "Ja."
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In diesem Fall muss man ihm ausnahmsweise einmal nicht Recht geben. (soe/dpa/AFP)
Adieu, Vicco von Bülow Der Grandseigneur des deutschen Humors ist tot
Die Instanz des tiefgründigen Spaßes schlechthin ist tot: Vicco von Bülow alias Loriot starb 87-jährig in Ammerland am Starnberger See. Damit müssen wir uns von einem Beobachter unserer Befindlichkeiten, unserer Seele und unseres ganzen Lebens verabschieden. Krawehl - Krawehl!
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