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Ulknudel - das Wort ist ja heute fast vergessen, aber wer an eine denkt, denkt auch an sie: Ingrid Steeger.
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Sie war die Ulknudel der Nation, geboren obendrein an einem 1. April.
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Doch der Scherz als Lebensinhalt, das passt nicht mit Steegers Lebenslauf zusammen.
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Von Steeger drang vor ihrem 75. Geburtstag am 1. April 2022 nur noch wenig nach außen. (Bild vom 8. Februar, mit ihrer Freundin Manuela Mock)
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Zuletzt berichtete sie in der "Bild"-Zeitung im Februar vom Tod ihres Hunds Eliza - hier beide 2015.
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Die Schlagzeilen davor drehten sich nur um private Dramen. Steeger erlitt in den vergangenen Jahren ...
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... einen Herzstillstand, brach wiederholt mit engen Freunden, drohte aus ihrer Wohnung in München-Schwabing zu fliegen, weil diese vermüllt war. Die letzten Jahre verbrachte sie zusammen mit ihrer älteren Schwester im hessischen Bad Hersfeld. Im Krankenhaus der Stadt starb sie am 22. Dezember 2023 schließlich mit 76.
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Steeger kam am 1. April 1947 als Ingrid Anita Stengert in Berlin zur Welt. (Bild: 1979 mit Samson und Liselotte Pulver in der "Sesamstraße")
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Berlin war damals zerbombt, ihre Familie arm. "Wir haben zu fünft in einem Zimmer gelebt und hatten wenig zu essen", erinnerte Steeger sich vor einigen Jahren in der "Zeit". (Bild: Gemüseanbau im Tiergarten in Berlin, 1947)
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Doch die Armut war nur das eine - die Kälte in der Familie das andere: "Ich wurde schlecht behandelt und geschlagen, habe früh sexuelle Gewalt erlebt, geliebt wurde ich sicher nicht, meine Eltern hat es nicht interessiert, was ich denke oder fühle."
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Sie habe erst im weit fortgeschrittenen Erwachsenenalter frei reden können, so eingeschüchtert sei sie aufgewachsen.
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Das passt so gar nicht zu dem lebensfrohen Bild, das die Deutschen über viele Jahre von Steeger hatten. (Bild: 1983 mit Harald Juhnke)
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Alles schien leicht in ihrem Leben, seitdem die blonde Sekretärin in den 60er Jahren von einem Fotografen entdeckt wurde.
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Ab 1970 wurde sie als Shootingstar der Softsexfilme jener Jahre Stammdarstellerin in den Kinos. (Bild: im Film "Sonne, Sylt und kesse Krabben", 1971)
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Ob in "Liebe durch die Hintertür" von 1969, ...
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(Foto: picture alliance / United Archives/IFTN)
... "Sonne, Sylt und kesse Krabben" von 1971 oder ...
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... "Mädchen, die nach München kommen - Das geheime Sexleben der Olympiastadt" von 1972 (hier war sie mal nicht blond) - die Steeger zeigte sich oft nackt und erlangte so Bekanntheit.
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Auch in dem Aufklärungsfilm "Oswalt Kolle: Dein Mann, das unbekannte Wesen" von 1970, der Verfilmung von Kolles Buch, war sie dabei.
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Später sagte sie, nicht mehr zu den Filmen zu stehen. Der "Emma" erzählte sie 1992, nur für Geld mitgemacht zu haben und nun Abscheu zu verspüren. (im Bild: 1971 in "Edgar Wallace: Die Tote aus der Themse", mit Vadim Glowna)
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"Ich finde es eklig, dass da jemand an meinen Busen fasst und dass ich das für Geld getan habe - ich habe mich damals ja verkauft."
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Aber trotz der seichten Sexfilme gelang Steeger überraschend der Sprung zur Kultfigur.
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Regisseur Michael Pfleghar machte aus Steeger eine Kunstfigur, die Deutschland so noch nicht kannte. (Bild: Pfleghar, Iris Berben und Steeger bei Dreharbeiten zur Comedy-Fernsehserie "Zwei himmlische Töchter", 1977)
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In der durch ihren anarchischen Humor zur Legende gewordenen Serie "Klimbim" schaffte Steeger 1973 den Durchbruch.
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(Foto: picture-alliance/ dpa)
Millionen schalteten damals ein, wenn die "Klimbim"-Familie ein Kalauerfeuerwerk abbrannte.
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Mal als Göre, ...
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... mal sexy spielte Steeger die "Klimbim"-Tochter Gabi (im Bild: 1976 mit Horst Buchholz) ...
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(Foto: picture alliance / Keystone)
... und sang am Ende: "Dann mach ich mir 'nen Schlitz ins Kleid und find es wunderbar."
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(Foto: picture alliance / Keystone)
So frei von allen Konventionen wie Steeger in "Klimbim" spielte, so lebte sie auch. (im Bild: mit Peer Augustinski, etwa 1975)
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1973 heiratete sie den Kameramann Lothar Elias Stickelbruck.
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Schon ein Jahr später wurde Regisseur Pfleghar ihr heimlicher Partner (hier beide 1979 beim Münchner Filmball), bevor sie 1977 mit dem Großwildjäger Peter Koenecke nach Kenia entschwand.
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Einige Jahre, von 1983 bis 1987, lebte sie bei Paris mit dem französischen Schauspieler Jean-Paul Zehnacker zusammen, hier beide bei Dreharbeiten zur WDR-Comedy-Serie "Susi" 1980 in Paris.
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Eine zweite Ehe mit Tom LaBlanc aus den USA, einem indianischen Dichter und Umweltschützer, scheiterte. Sie waren von 1992 bis 1995 ein Paar, zuvor war Steeger ...
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... mit Regisseur Dieter Wedel zusammen, mehrere Jahre war sie seine Geliebte (hier beide 1988).
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Für Steeger war dies ein zwischenzeitlicher Wendepunkt. Wedel habe ihr sehr viel Selbstbewusstsein gegeben, sagte sie.
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Er besetzte seine Geliebte in der Erfolgsproduktion "Der große Bellheim" (im Bild mit Renan Demirkan, 1991). Die Serie blieb Steegers größter Fernseherfolg im seriösen Genre.
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Die Affäre mit Wedel endete unglücklich, wie so viele ihrer Beziehungen und Freundschaften.
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Doch sie äußert sich immer positiv über Wedel.
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Nach der Scheidung von LaBlanc 1995 lebte Steeger ein Jahr lang mit dem Schauspieler Bernd Seebacher in Zürich. Sogar eine Hochzeit war geplant, aber daraus wurde nichts.
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"Ich bin eine kleine Zigeunerin", sagte Steeger früher einmal zu ihren vielen auch liebesbedingten Umzügen.
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Zeitweise geriet ihr Leben auch aus der Bahn. Eine Zeit lang lebte sie von Hartz IV, ehe sie mit Engagements am Theater loslegte.
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"Ich habe angefangen, mich richtig wohlzufühlen und mir das auszusuchen, was mir wirklich gefällt", sagte Steeger vor zehn Jahren.
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Sie stand vor allem mit Boulevard-Stücken auf der Bühne, etwa mit "Jackpot" in der Komödie Kassel.
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An verschiedenen Spielorten feierte sie an der Seite von Jochen Busse und Simone Rethel mit der Komödie "Der Kurschattenmann" Erfolge.
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Bei den Bad Hersfelder Festspielen spielte sie auf der Bühne der Stiftsruine mit großem Erfolg in Franz Kafkas "Der Prozess" das Fräulein Montag (im Bild, neben Marianne Sägebrecht, bei der Premiere am 5. Juli 2019). Es war ihr letzter großer Auftritt auf einer Bühne. (abe/AFP)
"Habe mich ja damals verkauft" Ingrid Steeger - Sexsymbol, Ulknudel, Kultfigur
Titel und Spitznamen hatte Ingrid Steeger so einige: etwa "Ausziehfräulein der Nation" oder "Mini-Marilyn", wegen ihres Blondschopfes und der vielen Softsexfilme, in denen sie mitspielte. Für die meisten aber war sie die Ulknudel aus der Siebzigerjahre-Show "Klimbim". Ihr Privatleben war jedoch alles andere als ulkig.
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