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Das Projekt "Wrapped Reichstag" war lange umstritten, aber als es schließlich doch vollendet war, ließ es die Welt staunen und lockte Millionen Menschen nach Berlin. Wer dabei war, spricht oft noch heute darüber.
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Das Projekt "Wrapped Reichstag" war lange umstritten, aber als es schließlich doch vollendet war, ließ es die Welt staunen und lockte Millionen Menschen nach Berlin. Wer dabei war, spricht oft noch heute darüber.

Mehr als 100.000 Quadratmeter Stoff, ...
2 / 49 (Foto: ASSOCIATED PRESS)

Mehr als 100.000 Quadratmeter Stoff, ...

... über 15 Kilometer blaues Seil - die Verhüllung des Berliner Reichstags ...
3 / 49 (Foto: ASSOCIATED PRESS)

... über 15 Kilometer blaues Seil - die Verhüllung des Berliner Reichstags ...

... war eines der spektakulärsten Projekte des Künstlerpaares Christo und Jeanne-Claude.
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... war eines der spektakulärsten Projekte des Künstlerpaares Christo und Jeanne-Claude.

Am 24. Juni 1995 war der letzte Handgriff getan.
5 / 49 (Foto: © Reinhard Krause / Reuters)

Am 24. Juni 1995 war der letzte Handgriff getan.

In den folgenden zwei Wochen ließen sich etwa fünf Millionen Menschen von dem silbern schimmernden, ...
6 / 49 (Foto: Reuters)

In den folgenden zwei Wochen ließen sich etwa fünf Millionen Menschen von dem silbern schimmernden, ...

... schwerelos wirkenden Koloss auf der Reichstagswiese verzaubern - ein Objekt wie von einem anderen Stern.
7 / 49 (Foto: © Reinhard Krause / Reuters)

... schwerelos wirkenden Koloss auf der Reichstagswiese verzaubern - ein Objekt wie von einem anderen Stern.

Noch heute, 25 Jahre später, haben viele Besucher den Anblick in Erinnerung.
8 / 49 (Foto: ASSOCIATED PRESS)

Noch heute, 25 Jahre später, haben viele Besucher den Anblick in Erinnerung.

Christo starb kürzlich, am 31. Mai 2020, seine Frau Jeanne-Claude bereits 2009 - ihr "Weltkunstwerk" wird bleiben.
9 / 49 (Foto: Peer Grimm/dpa)

Christo starb kürzlich, am 31. Mai 2020, seine Frau Jeanne-Claude bereits 2009 - ihr "Weltkunstwerk" wird bleiben.

Damals war Rita Süssmuth eine treibende Kraft für das Projekt - das Unterstützung gut gebrauchen konnte, ...
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Damals war Rita Süssmuth eine treibende Kraft für das Projekt - das Unterstützung gut gebrauchen konnte, ...

... denn es gab viele Gegner. Wenn Süssmuth nicht gewählt worden wäre (sie wurde 1988 Bundestagspräsidentin), "hätte das Reichstags-Projekt nicht stattgefunden", war Christo überzeugt.
11 / 49 (Foto: AP)

... denn es gab viele Gegner. Wenn Süssmuth nicht gewählt worden wäre (sie wurde 1988 Bundestagspräsidentin), "hätte das Reichstags-Projekt nicht stattgefunden", war Christo überzeugt.

Süssmuth "war begeistert von den Möglichkeiten, die in diesem Projekt steckten". Damit sollte ein anderes Deutschland präsentiert werden. "Das war nicht das aggressive Deutschland. Es war eine Botschaft von Kunst und Kultur, die in die Welt ausstrahlte."
12 / 49 (Foto: picture alliance / dpa)

Süssmuth "war begeistert von den Möglichkeiten, die in diesem Projekt steckten". Damit sollte ein anderes Deutschland präsentiert werden. "Das war nicht das aggressive Deutschland. Es war eine Botschaft von Kunst und Kultur, die in die Welt ausstrahlte."

Angefangen hatte alles mit einer Ansichtskarte des Reichstags, die Christo 1971 von dem in Deutschland lebenden US-Journalisten Michael S. Cullen bekam.
13 / 49 (Foto: Reuters)

Angefangen hatte alles mit einer Ansichtskarte des Reichstags, die Christo 1971 von dem in Deutschland lebenden US-Journalisten Michael S. Cullen bekam.

Christo, nach seiner "Verhüllten Küste" in Australien und einem Vorhangprojekt ...
14 / 49 (Foto: AP)

Christo, nach seiner "Verhüllten Küste" in Australien und einem Vorhangprojekt ...

... in den Rocky Mountains ("Valley Curtain", im Bild) bereits ein Weltstar, ...
15 / 49 (Foto: AP)

... in den Rocky Mountains ("Valley Curtain", im Bild) bereits ein Weltstar, ...

... war von dem damals wenig genutzten Gebäude an der Westseite der Mauer sofort begeistert. (Bild von 1970)
16 / 49 (Foto: imago/Gerhard Leber)

... war von dem damals wenig genutzten Gebäude an der Westseite der Mauer sofort begeistert. (Bild von 1970)

"Bitte besorgen Sie uns die nötigen Genehmigungen", schrieb er zurück. Es sollte ein 24 Jahre dauernder Kampf werden - von 1971 bis 1995.
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"Bitte besorgen Sie uns die nötigen Genehmigungen", schrieb er zurück. Es sollte ein 24 Jahre dauernder Kampf werden - von 1971 bis 1995.

Wie bei Christo-Projekten üblich, gab es Unverständnis und Widerstand. Ein Argument dagegen war vor allem, der Westen könne angesichts der Teilung ein so symbolträchtiges Gebäude wie den Reichstag nicht einfach "verschwinden" lassen.
18 / 49 (Foto: ASSOCIATED PRESS)

Wie bei Christo-Projekten üblich, gab es Unverständnis und Widerstand. Ein Argument dagegen war vor allem, der Westen könne angesichts der Teilung ein so symbolträchtiges Gebäude wie den Reichstag nicht einfach "verschwinden" lassen.

Drei Bundestagspräsidenten lehnten ab. Erst mit der Wiedervereinigung 1990 öffnete sich ein neues Fenster.
19 / 49 (Foto: dpa)

Drei Bundestagspräsidenten lehnten ab. Erst mit der Wiedervereinigung 1990 öffnete sich ein neues Fenster.

"Wir packen den Reichstag ein und nach einigen Wochen den Bundestag aus", sagte der CDU-Abgeordnete Friedbert Pflüger 1991 mit Blick auf den gerade beschlossenen Regierungsumzug von Bonn nach Berlin.
20 / 49 (Foto: © Reinhard Krause / Reuters)

"Wir packen den Reichstag ein und nach einigen Wochen den Bundestag aus", sagte der CDU-Abgeordnete Friedbert Pflüger 1991 mit Blick auf den gerade beschlossenen Regierungsumzug von Bonn nach Berlin.

Doch quer durch die Parteien gab es Gegner - allen voran der damalige Bundeskanzler Helmut Kohl (2.v.r.), der vor "Kunstexperimenten" am wichtigsten politischen Bauwerk Deutschlands warnte.
21 / 49 (Foto: © Lutz Schmidt / Reuters)

Doch quer durch die Parteien gab es Gegner - allen voran der damalige Bundeskanzler Helmut Kohl (2.v.r.), der vor "Kunstexperimenten" am wichtigsten politischen Bauwerk Deutschlands warnte.

"So etwas tut man schlicht und einfach nicht", stimmte ihm der SPD-Abgeordnete Eike Ebert zu. 1994 gab es nach einer erhitzten Debatte im Bundestag trotzdem eine klare Mehrheit: 292 zu 223 Stimmen.
22 / 49 (Foto: imago/Jürgen Eis)

"So etwas tut man schlicht und einfach nicht", stimmte ihm der SPD-Abgeordnete Eike Ebert zu. 1994 gab es nach einer erhitzten Debatte im Bundestag trotzdem eine klare Mehrheit: 292 zu 223 Stimmen.

90 Berufskletterer und 120 ausgebildete Monteure brauchten sieben Tage ...
23 / 49 (Foto: © Reinhard Krause / Reuters)

90 Berufskletterer und 120 ausgebildete Monteure brauchten sieben Tage ...

... und auch die Abendstunden, ...
24 / 49 (Foto: Associated Press)

... und auch die Abendstunden, ...

... um das eigens hergestellte, aluminiumbeschichtete Gewebe ...
25 / 49 (Foto: Reuters)

... um das eigens hergestellte, aluminiumbeschichtete Gewebe ...

... bahnenweise an dem Neorenaissancebau aus der Kaiserzeit herabzulassen, ...
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... bahnenweise an dem Neorenaissancebau aus der Kaiserzeit herabzulassen, ...

... zu verschnüren ...
27 / 49 (Foto: ASSOCIATED PRESS)

... zu verschnüren ...

... und mit 1000 Tonnen schweren Bodengewichten zu sichern.
28 / 49 (Foto: © Reinhard Krause / Reuters)

... und mit 1000 Tonnen schweren Bodengewichten zu sichern.

Und gleich vom Morgen des 24. Juni an waren die Betrachter von dem "Riesendiamanten" fasziniert.
29 / 49 (Foto: imago stock&people)

Und gleich vom Morgen des 24. Juni an waren die Betrachter von dem "Riesendiamanten" fasziniert.

14 Tage lang herrschte Ausnahmezustand in Berlin.
30 / 49 (Foto: © Reinhard Krause / Reuters)

14 Tage lang herrschte Ausnahmezustand in Berlin.

Bei strahlendem Sommerwetter verwandelte sich die Wiese vor dem Reichstag ...
31 / 49 (Foto: © Reinhard Krause / Reuters)

Bei strahlendem Sommerwetter verwandelte sich die Wiese vor dem Reichstag ...

... (die dann irgendwann keine Wiese mehr war) in ein riesiges Volksfest - bunt, heiter und friedlich. Manche Menschen ließen sich selber einwickeln, ...
32 / 49 (Foto: ASSOCIATED PRESS)

... (die dann irgendwann keine Wiese mehr war) in ein riesiges Volksfest - bunt, heiter und friedlich. Manche Menschen ließen sich selber einwickeln, ...

... Musiker, Jongleure und andere Künstler traten auf.
33 / 49 (Foto: imago stock&people)

... Musiker, Jongleure und andere Künstler traten auf.

Wildfremde Menschen genossen gemeinsam, wie der Silberberg je nach Licht und Tageszeit ...
34 / 49 (Foto: Reuters)

Wildfremde Menschen genossen gemeinsam, wie der Silberberg je nach Licht und Tageszeit ...

... immer neu und anders aussah.
35 / 49 (Foto: ASSOCIATED PRESS)

... immer neu und anders aussah.

Ein Hauptstadtgefühl entstand in Berlin.
36 / 49 (Foto: © Fabrizio Bensch / Reuters)

Ein Hauptstadtgefühl entstand in Berlin.

Und das Ausland staunte. Ein solche Heiterkeit habe man den Deutschen gar nicht mehr zugetraut, schrieb die "New York Times".
37 / 49 (Foto: © Michael Urban / Reuters)

Und das Ausland staunte. Ein solche Heiterkeit habe man den Deutschen gar nicht mehr zugetraut, schrieb die "New York Times".

Nach zwei Wochen war alles vorbei. Trotz des gigantischen Erfolgs ...
38 / 49 (Foto: Reuters)

Nach zwei Wochen war alles vorbei. Trotz des gigantischen Erfolgs ...

... ließen sich Christo und Jeanne-Claude nicht überreden, ihr zeitgebundenes Werk zu verlängern. "Die Vergänglichkeit ist Teil des Projekts, ein besonders wichtiger sogar", erklärte Christo.
39 / 49 (Foto: Associated Press)

... ließen sich Christo und Jeanne-Claude nicht überreden, ihr zeitgebundenes Werk zu verlängern. "Die Vergänglichkeit ist Teil des Projekts, ein besonders wichtiger sogar", erklärte Christo.

Der Stoff wurde wieder abgenommen und kam zu einer Recyclingfirma, ein Teil wurde auch in kleine Stücke geschnitten verteilt. Die Verhüllung wurde übrigens wie alle anderen Projekte von Christo und Jeanne-Claude ...
40 / 49 (Foto: © Fabrizio Bensch / Reuters)

Der Stoff wurde wieder abgenommen und kam zu einer Recyclingfirma, ein Teil wurde auch in kleine Stücke geschnitten verteilt. Die Verhüllung wurde übrigens wie alle anderen Projekte von Christo und Jeanne-Claude ...

... ausschließlich aus eigenen Mitteln finanziert, durch den Verkauf von Studien, Zeichnungen, Collagen, Modellen und Lithografien. Sie nahmen keinerlei Fördermittel aus öffentlicher oder privater Hand an. Und Eintritt kosteten ihre Kunstwerke auch nicht.
41 / 49 (Foto: ASSOCIATED PRESS)

... ausschließlich aus eigenen Mitteln finanziert, durch den Verkauf von Studien, Zeichnungen, Collagen, Modellen und Lithografien. Sie nahmen keinerlei Fördermittel aus öffentlicher oder privater Hand an. Und Eintritt kosteten ihre Kunstwerke auch nicht.

Am Reichstag begann unmittelbar nach der zweiwöchigen Aktion der Umbau - nach den Plänen ...
42 / 49 (Foto: Associated Press)

Am Reichstag begann unmittelbar nach der zweiwöchigen Aktion der Umbau - nach den Plänen ...

... des britischen Architekten Norman Foster (l., mit Bundestagspräsident Wolfgang Thierse bei der symbolischen Schlüsselübergabe im April 1999) wurde das Haus in einen zeitgemäßen Parlamentsbau verwandelt.
43 / 49 (Foto: REUTERS)

... des britischen Architekten Norman Foster (l., mit Bundestagspräsident Wolfgang Thierse bei der symbolischen Schlüsselübergabe im April 1999) wurde das Haus in einen zeitgemäßen Parlamentsbau verwandelt.

Vier Jahre nach dem Christo-Projekt trat hier erstmals der Bundestag zusammen.
44 / 49 (Foto: REUTERS)

Vier Jahre nach dem Christo-Projekt trat hier erstmals der Bundestag zusammen.

Und so groß der Widerstand aus der deutschen Politik vorher auch war: Im Oktober 1996 verlieh Bundespräsident Roman Herzog Christo und Jeanne-Claude das Bundesverdienstkreuz für ihr Werk.
45 / 49 (Foto: Associated Press)

Und so groß der Widerstand aus der deutschen Politik vorher auch war: Im Oktober 1996 verlieh Bundespräsident Roman Herzog Christo und Jeanne-Claude das Bundesverdienstkreuz für ihr Werk.

Zu dem gesamten Projekt, über die Anfänge bis zum glücklichen Ende, kam 1996 ein Dokumentarfilm der Brüder Wolfram und Jörg Daniel Hissen heraus: "Verhüllter Reichstag 1971-95". Darin sieht man etwa "Willy Brandt in unserem Haus und Atelier in New York im Jahr 1981. Wir diskutierten mit ihm, wie wir das Reichstagsprojekt voranbringen könnten", erzählte Jeanne-Claude 1996 in einem Interview.
46 / 49 (Foto: imago images/BRIGANI-ART)

Zu dem gesamten Projekt, über die Anfänge bis zum glücklichen Ende, kam 1996 ein Dokumentarfilm der Brüder Wolfram und Jörg Daniel Hissen heraus: "Verhüllter Reichstag 1971-95". Darin sieht man etwa "Willy Brandt in unserem Haus und Atelier in New York im Jahr 1981. Wir diskutierten mit ihm, wie wir das Reichstagsprojekt voranbringen könnten", erzählte Jeanne-Claude 1996 in einem Interview.

Außer unzähligen Erinnerungsfotos bleibt vielen Menschen, die den "Wrapped Reichstag" miterlebt haben, auch noch ein Teil des glänzenden Stoffes:
47 / 49 (Foto: AP)

Außer unzähligen Erinnerungsfotos bleibt vielen Menschen, die den "Wrapped Reichstag" miterlebt haben, auch noch ein Teil des glänzenden Stoffes:

Die kleinen Stoffteilchen, die Christo verteilt hat (beziehungsweise seine unzähligen Helfer und Helferinnen), "haben heute in vielen Wohnungen besonderen Stellenwert", sagt Rita Süssmuth. Die Stoffstücke zu verkaufen ...
48 / 49 (Foto: Wikipedia/joho345/gemeinfrei)

Die kleinen Stoffteilchen, die Christo verteilt hat (beziehungsweise seine unzähligen Helfer und Helferinnen), "haben heute in vielen Wohnungen besonderen Stellenwert", sagt Rita Süssmuth. Die Stoffstücke zu verkaufen ...

... wäre garantiert ein gutes Geschäft gewesen - aber das war nicht die Idee von Christo und Jeanne-Claude. (abe/dpa)
49 / 49 (Foto: ASSOCIATED PRESS)

... wäre garantiert ein gutes Geschäft gewesen - aber das war nicht die Idee von Christo und Jeanne-Claude. (abe/dpa)

Mittwoch, 24. Juni 2020

Christo ließ Berlin glänzen Verhüllter Reichstag zeigte entspanntes Deutschland

Die Verhüllung des Berliner Reichstagsgebäudes durch Christo und Jeanne-Claude vor 25 Jahren war wirklich spektakulär. Mehrere Staatsmänner hatten das Projekt abgelehnt; Rita Süssmuth setzte es schließlich durch. Der "Wrapped Reichstag" überzeugte dann viele Zweifler und zeigte: Die Deutschen können auch entspannt sein. Und das Ausland staunte.
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