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Geschlagene neun Jahre und sechs geplatzte Eröffnungstermine später als geplant ist es so weit: Der BER geht endlich ans Netz.
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Dass es so lange dauern würde, hatten sich diese Männer nicht träumen lassen. Damals, im September 2006 beim symbolischen Spatenstich, hieß es, der BER werde am 30. Oktober 2011 fertig sein. Die ursprüngliche Planung ging sogar von einer Inbetriebnahme 2007 aus. Am Ende hat es nicht nur deutlich länger gedauert, ...
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... es ist natürlich auch deutlich teurer geworden. Mindestens sechs Milliarden Euro - dreimal so viel wie geplant - hat der neue Hauptstadtflughafen gekostet - bislang.
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Tatsächlich dürfte es in den kommenden Jahren noch mehr werden. Ob der Flughafen seine Kosten jemals einfliegen kann, muss sich zeigen. Diese Ballons nennt man übrigens "Kunst am Bau". Sie hängen an der Fluggastbrücke für die Super-Maschinen A380.
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Geld war von Anfang das große Thema. Am neuen Hauptstadtflughafen sollte nicht gekleckert, sondern geklotzt werden. Nicht funktional, sondern edel sollte er sein - so wollte es Architekt ...
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... Meinhard von Gerkan. Um ihn wurde es in dem Maße ruhiger, wie die Kritik an seinen - für Flughäfen untypischen - Plänen lauter wurde. Dem Bauwerk hat er trotzdem für alle Zeiten seinen Stempel aufgedrückt.
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Wo sonst können Passagiere ihre Rollkoffer über 20 Millionen Jahre alten Jura-Kalksandstein ziehen? Dazu bilden 5000 Geldstücke darin den Sternenhimmel nach. Das gibt es an keinem Flughafen der Welt.
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Doch all das kann den Ärger und das jahrelange Chaos nicht aufwiegen. Flughafenchef Engelbert Lütke Daldrup sieht deshalb am 31. Oktober 2020 auch keinen Anlass zu feiern.
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Er will den Flughafen "einfach aufmachen" - ohne viel Tamtam.
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Den Auftakt geben am 31. Oktober gegen 14 Uhr zwei Maschinen von Lufthansa und Easyjet. Ihre Passagiere betreten als erste das neue Terminal durch die Gates, erkunden die Gänge verkleidet in feinstem Nussbaumfurnier.
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Außen hui, innen pfui. Das Baudrama habe das Land zur Lachnummer gemacht, rekapituliert Lütke Daldrup. "Wir deutschen Ingenieure haben uns geschämt." Der Stachel sitzt tief.
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Viele Flughafenchefs sind gekommen und gegangen. Auch Hartmut Mehdorn (Flughafenchef von 2013 bis 2015) hat sich versucht. Auch er war schockiert, konnte die "Blamage" nicht fassen: "Es kann eigentlich gar nicht sein, dass in einem Land wie Deutschland und in einer Stadt wie Berlin so eine Show abgeliefert wird."
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Ex-Air-Berlin-Chef Mehdorn war es, der für eine Teileröffnung am BER kämpfte, damit der endlich Geld einfliegen würde. Vergeblich.
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Er war es auch, der feststellte, dass der BER einem "Turm zu Babel" gleiche. Kommunikation und Verständigung? Fehlanzeige. Aufgrund der komplizierten Ausschreibung der Arbeiten gab es viel zu viele Subunternehmer, zu große Sprachbarrieren.
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Die politisch Verantwortlichen hatten im Übermut den BER vermurkst: ohne Generalunternehmer, mit gigantischen Umplanungen, mit zu knapp kalkulierten Terminen, mit dem Rauswurf der Generalplaner nach der geplatzten Eröffnung im Mai 2012 - vier Wochen vor dem Stichtag. Wenige Tage später wird der 17. März 2013 als neues Datum für die Inbetriebnahme genannt.
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Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller beschwichtigt heute, die vielen Rückschläge würden bald vergessen sein: "Während der Bauphase gibt es oft viel Kritik und ...
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... in dem Moment, in dem es funktioniert, ist sie auch schnell vergessen." Daran kann man zweifeln.
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Es war ein langer Weg. Wenn auch nicht ganz so lange, wie dieses Bild hier vermuten lässt. Wahrscheinlicher ist aber doch, dass ein schaler Beigeschmack bleibt.
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Hinter dem feinen Nussbaumfurnier, ...
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... auf den Beton dahinter, haben Bauarbeiter abfällige Bemerkungen gekritzelt.
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Diese offenen Deckengitter sind keine Kunst am Bau, sondern einfach nur praktisch auf einer Dauer-Baustelle. Denn über die offenen Luken kann jederzeit Hand angelegt werden. Auch die ersten Passagiere werden so vielleicht noch einen Blick auf die Spuren der jahrelangen Sanierung im Leitungsgeflecht erhaschen können.
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Alle Kabel, die nicht schwarz sind, kamen nach 2012 rein. Tausende Meter mussten neu gezogen werden, damit der Brandschutz funktioniert, das "Monster" - der größte von vielen Mängeln.
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Die Entstehung des BER ist eine Geschichte voller Intrigen, Hahnenkämpfe und Wehklagen. Mit Verträgen, die Baufirmen an Verzögerungen und nicht am Fortschritt verdienen ließen. Vertane Zeit.
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Zu kurz geratene Rolltreppen, ...
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... falsch gepflanzte Bäume, ...
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... unauffindbare Räume und Licht, ...
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... das sich nicht ausschalten ließ.
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Dann die Sprinkleranlage, die ewig nicht funktionierte. Wer nicht wusste, was das eigentlich ist, weiß es seit dem Bau am BER.
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Und der Kabelsalat: Mit den Erweiterungen legten verschiedene Firmen immer mehr Leitungen in die Trassen - was wegen Hitzebildung riskant ist.
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"Es war eine sehr mühsame, sehr kleinteilige Arbeit", sagt Lütke Daldrup rückblickend über die Sanierungsarbeiten.
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Der Stadtplanungsingenieur kam vor drei Jahren aus der Berliner Senatskanzlei auf den Posten des Flughafenchefs - ...
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... und verschob die Eröffnung erstmal um weitere zwei Jahre.
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Lütke Daldrup brachte neben dem Bau auch die Aktenarbeit zu Ende, erbrachte Nachweise und Dokumentationen, ...
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... besorgte Sondergenehmigungen für kreative Bau-Lösungen. Anders als seine Vorgänger wie Manager-Raubein Hartmut Mehdorn ...
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... brachte Lütke Daldrup die Politik nicht gegen die Flughafengesellschaft auf, sondern hielt sie auf Distanz. (Hier mit Rainer Bretschneider, der von Januar 2013 bis Juni 2018 Flughafenkoordinator in der Brandenburger Staatskanzlei war.)
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Trotzdem bleibt es auch für ihn mühsam. Das ungenutzte Flughafengelände muss als VW-Parkplatz herhalten. Grund dafür sind im August 2018 fehlende Zulassungen für Neuwagen, wenn ein neues Abgastestverfahren gilt.
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Rund 8000 Stellplätze mieten die Wolfsburger in drei Parkhäusern und auf drei Freiflächen am Terminal. Immerhin: Der Pannenflughafen verdient damit Geld.
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Beim Airport Night Run darf auf der Rollbahn auch mal gejoggt werden. Unterdessen geht die Suche nach Schuldigen für das Chaos immer weiter.
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Ein eigens eigerichteter Untersuchungsausschuss widmet sich der Fragen nach Ursachen, Konsequenzen und Verantwortung für die Kosten- und Terminüberschreitungen des BER.
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Was Lütke Daldrup nicht ahnen kann, ist, dass zu allen Problemen kurz vor Schluss die Corona-Pandemie Sinn und Zweck des BER erneut infrage stellen würde.
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Der größte Risikofaktor in der Fliegerei ist plötzlich die Zahl der Passagiere. Wegen Corona fliegen deutlich weniger Menschen. Die Pandemie ist die größte Krise für die Branche seit dem Zweiten Weltkrieg.
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Ein Viertel der üblichen Passagierzahl halten die Flughafenbetreiber im Winter für möglich, höchstens. 2019 hatten die alten Berliner Flughäfen Tegel und Schönefeld noch den Rekord von mehr als 36 Millionen Fluggästen verzeichnet.
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In vier oder fünf Jahren könnten es wieder so viele sein, hoffen die Verantwortliche. Kommendes Jahr sollte der Flughafen eigentlich Geld verdienen. Dieser Zeitpunkt ist jetzt genauso verschoben wie ein Ausbau des BER.
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Wegen der Pandemie benötigt die Flughafengesellschaft FBB laut Lütke Daldrup von den Eigentümern Berlin, Brandenburg und dem Bund allein 2020 rund 260 Millionen Euro zusätzlich. Wie viel die öffentliche Hand in den kommenden Jahren zuschießen müsse, hängt vom Verlauf der Virus-Pandemie und den Folgen für den Flugverkehr ab.
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Nicht zu übersehen ist wegen der langen Bauphase, ...
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... dass der BER aus einer anderen Zeit stammt. Retro-Airport wird er auch etwas abfällig genannt.
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Schalter zum Selbst-Einchecken mussten nachgerüstet werden, ...
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... ebenso wie USB-Ladestationen für Handys an den Gates - denn dort gibt es kaum Steckdosen.
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Laut Lütke Daldrup ist der BER "technisch auf dem neuesten Stand". Das ist aber nur die halbe Wahrheit.
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Richtig ist: Diese Gepäckförderanlage ist die modernste der Welt. Aber richtig ist auch: Nicht alle Passagiere checken im Neubau ein.
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Ryanair-Kunden müssen sich mit dem alten DDR-Zentralflughafen auf der anderen Seite der Landebahn begnügen.
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Wer in Schönefeld umsteigen will, muss mit der S-Bahn zum Neubau fahren. Dort landen die Fluggäste dann im Bahnhof direkt unter dem Terminal.
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Das verkürzt die Wege. Bis zum Flugzeug ist es aber doch länger als am alten Flughafen Tegel.
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Tausende Komparsen haben die Abläufe am BER getestet - ...
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... vom Check-in mit Gepäckaufgabe über die Sicherheitskontrolle bis hin zum Boarding am Gate.
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Das Gepäck war sorgfältig vorbereitet.
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Alles in allem haben die Testläufe am BER gut geklappt.
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Es war ein harter Endspurt, vor und hinter den Kulissen.
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Baustellenbegehungen sind jetzt hoffentlich Geschichte.
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Die Helme werden an den Nagel gehängt.
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Alles schick. Jetzt heißt es nur noch: ...
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(Foto: picture alliance / Christophe Ga)
... Warten auf Kundschaft. (ddi)
BER-Eröffnung ohne Tamtam Unvergessen - die Berliner Blamage in Bildern
Der BER geht ans Netz. Flughafenchef Lütke Daldrup ist nach jahrelangem Kampf gegen das Chaos aber gar nicht nach Feiern zumute. Berlins Regierender Bürgermeister Müller tröstet: Wenn alles funktioniert, werden die Pannen am Bau bald vergessen sein.
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