Internationale Razzia Behörden gehen gegen italienische Mafia vor
05.12.2018, 07:14 Uhr
Polizisten durchsuchten unter anderem ein Eiscafé in der Duisburger Innenstadt.
(Foto: picture alliance/dpa)
Sie gilt als eine der einflussreichsten Mafia-Organisationen Italiens und ist auch in Deutschland aktiv. Nun gehen internationale Strafverfolger in einer großangelegten Aktion gegen Mitglieder der 'Ndrangheta vor. Es gibt mehrere Festnahmen.
Ermittler in Deutschland, Italien, den Niederlanden und Belgien sind mit einer großangelegten Razzia gegen Mitglieder der italienischen Mafiaorganisation 'Ndrangheta vorgegangen. Es habe mehrere Durchsuchungen gegeben, teilte das Bundeskriminalamt (BKA) in Wiesbaden mit. Nach italienischen Angaben wurden rund 90 Verdächtige in Europa und in einigen Ländern Südamerikas festgenommen. Ihnen werden "schwere Straftaten" vorgeworfen. Dazu zählen die Bildung einer kriminellen Vereinigung und internationaler Drogenhandel.
In Deutschland gab es Einsätze in Nordrhein-Westfalen und Bayern. Der Schwerpunkt sei in NRW, sagte eine BKA-Sprecherin. In Bayern wurden zwei Objekte durchsucht. Sie liegen im Osten des Großraums München. Die Maßnahmen dauerten am Morgen noch an. Laut "Bild.de" wurden bundesweit mehr als 100 Objekte durchsucht, darunter auch Pizzerias und Eis-Cafés. Einsätze gab es demnach etwa im Rheinland und im Ruhrgebiet.
Einer der mutmaßlichen Haupttäter wurde dabei in Pulheim bei Köln verhaftet. Der 45 Jahre alte Gastwirt sei am frühen Morgen von den Ermittlern aus dem Schlaf gerissen worden, sagte ein Polizeisprecher. Der Besitzer einer Osteria werde der Mitgliedschaft in einer kriminellen Organisation beschuldigt, außerdem soll er beteiligt gewesen sein an "Kokainhandel in sehr, sehr umfangreichen Maße".
Nach Angaben des BKA wird die länderübergreifende Aktion von der Einheit für justizielle Zusammenarbeit der EU, Eurojust, koordiniert. Am Mittag werden in einer Pressekonferenz in Den Haag die vorläufigen Ermittlungsergebnisse präsentiert. BKA-Vizepräsident Peter Henzler wird sich am Nachmittag zu den aktuellsten Lageerkenntnissen in Deutschland äußern.
Drogen über Hamburger Hafen gehandelt
Die kalabrische 'Ndrangheta ist eine der mächtigsten und einflussreichsten italienischen Mafia-Organisationen. Einer ihrer Anführer ist der Polizei bereits im Oktober ins Netz gegangen. Der 48-jährige Filippo Morgante wurde in Rom festgenommen, nachdem er zwölf Monate lang auf der Flucht war. Er gilt als hochrangiges Mitglied der Gallico-Familie. Der Polizei zufolge war er zuvor wegen der Mitgliedschaft in einer mafiösen Vereinigung, Drogenhandels, unerlaubten Waffenbesitzes und Einschüchterung zu einer 18-jährigen Haftstrafe verurteilt worden.
Die 'Ndrangheta ist nicht nur in Europa, sondern auch in Nordamerika und Australien präsent. Nach Einschätzung italienischer Ermittler hat sie auch in Deutschland ähnliche Strukturen aufgebaut wie in ihrer Heimat. Insbesondere der Hamburger Hafen sei für den Drogenhandel von besonderem Interesse.
Quelle: ntv.de, fzö/dpa