Panorama

Symbol des Atomzeitalters 160-Meter-Türme in Gundremmingen gesprengt

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(Foto: dpa)

Mehr als ein Jahr lang bereiten Spezialisten die Aktion vor, dann geht alles schnell: Die Kühltürme des stillgelegten Kernkraftwerks Gundremmingen fallen nach einer kontrollierten Sprengung in sich zusammen. Obwohl der Rückbau des Areals noch lange andauert, arbeitet RWE bereits an der Folgenutzung.

Die beiden jeweils 160 Meter hohen Kühltürme des früheren Kernkraftwerks Gundremmingen in Schwaben sind knapp vier Jahre nach der Stilllegung des Atommeilers gesprengt worden. Pünktlich um 12 Uhr fielen die aus insgesamt 56.000 Tonnen Stahlbeton bestehenden Kolosse in sich zusammen. Tausende Schaulustige, insbesondere aus Bayern und dem nahen Baden-Württemberg, verfolgten die spektakuläre Zerstörung eines Symbols des Atomzeitalters.

Die Sprengung verlief genau so, wie es die mit dem Abriss beauftragte Thüringer Sprenggesellschaft geplant hatte. Zwischen den beiden Zündungen des für die Zerstörung der zwei Türme benötigten Sprengstoffs gab es etwa 15 Sekunden Zeitunterschied. Die Kühltürme neigten sich jeweils leicht zur Seite und fielen dann senkrecht nach unten in sich zusammen.

Der Betreiber RWE und das Spezialunternehmen, das bereits mehrfach Kühltürme und Hochhäuser abgerissen hatte, hatten die Aktion mehr als ein Jahr lang vorbereitet. Mehr als 1000 Löcher für den Sprengstoff wurden dafür in die Bauwerke gebohrt. Für die Sprengung hatte das Landratsamt Günzburg eine große Sperrzone festgelegt. Zahlreiche Polizeibeamte überwachten, dass sich tatsächlich niemand dort aufhielt.

Anlage wird zurückgebaut

Als Folge des Atomausstiegs wurde die Stromproduktion in Block C des Kraftwerks 2021 endgültig eingestellt, Block B war bereits 2017 abgeschaltet worden. Seitdem wird die Atomanlage zurückgebaut. Dies wird noch bis in die 2030er Jahre dauern.

Die Kühltürme waren in den Jahren 1977 bis 1980 errichtet worden. An ihrer Oberkante hatten sie einen Durchmesser von fast 129 Metern. Die Kühltürme wurden einst gebraucht, um das bei der Stromproduktion erhitzte Kühlwasser herunterzukühlen, ehe es wieder zurück in die Donau geleitet wurde.

Seit der Inbetriebnahme des Atomkraftwerks im Jahr 1984 hatte die Anlage laut RWE jährlich rund 20 Milliarden Kilowattstunden Strom produziert, was etwa einem Viertel der bayerischen Stromerzeugung entsprach. Gundremmingen war einer der größten Atomstandorte in Deutschland. Bereits im Jahr 1966 war dort mit Block A das erste große Atomkraftwerk in Deutschland in Betrieb gegangen.

Obwohl der Rückbau des Atomkraftwerks noch lange läuft, bereitet der Energiekonzern RWE die Folgenutzung des Standorts vor. Schon am Mittwoch soll dort der Spatenstich für einen Batteriespeicher gesetzt werden. Laut RWE wird der Speicher mit einer Kapazität von rund 700 Megawattstunden der aktuell größte in Deutschland. Solche Anlagen werden benötigt, um beispielsweise tagsüber bei Sonnenschein gewonnenen Solarstrom zu speichern und dann abends abgeben zu können. Zudem sind eine Photovoltaik-Anlage und ein neues Gaskraftwerk in Gundremmingen in Planung.

Quelle: ntv.de, mdi/dpa/AFP

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