Exzesse im Park trotz Corona 3000 Menschen feiern illegale Party in Berlin
26.07.2020, 16:52 Uhr
In der Berliner Hasenheide finden schon länger wilde Partys statt, dieses Foto wurde am ersten Juli-Wochenende aufgenommen.
(Foto: picture alliance/dpa)
In einem Berliner Park feiern rund 3000 Menschen eine wilde Party. Als sie aufgelöst wird, bleiben haufenweise Müll und ruinierte Grünflächen zurück. Unter den Teilnehmern sind vermutlich auch Party-Touristen, denn Berlins Corona-Nachtleben spricht sich herum.
Es vergeht derzeit kaum ein Wochenende, an dem nicht über Partyexzesse in Berlin trotz Corona-Beschränkungen berichtet wird. Die Behörden schauen dem Treiben bisher recht großzügig zu, was die Feiern immer größer werden lässt. In dieser Samstagnacht versammelten sich in einem Park in Berlin-Neukölln laut offiziellen Angaben 3000 Menschen zu einer illegalen Party, die die Polizei erst in den frühen Morgenstunden auflösen konnte.
Die "B.Z." berichtete ursprünglich sogar von mehr als 5000 Teilnehmern. Der Zeitung zufolge wurden große Musik- und Lichtanlagen installiert, der Lärm sei ringsherum zu hören gewesen. "Überall saßen Leute, tranken, rauchten - wie bei einem Festival. Eine Wolke aus Cannabisgeruch lag über den Wiesen." Kurz nach 23 Uhr forderten offenbar von genervten Nachbarn gerufene Polizisten die Menschen auf, die Party zu beenden und den Park zu verlassen. Doch sie sollen von den Feiernden nicht ernst genommen worden sein. Erst gegen 2.30 Uhr hätten rund 70 Beamte mit Diensthunden den Park räumen können. Zu Auseinandersetzungen wie unter anderem in Stuttgart und Frankfurt am Main kam es dabei offenbar nicht, laut "B.Z" folgte der überwiegende Teil der Teilnehmer der Aufforderung der Polizei.
Vier Anzeigen
Zurück blieben Müllberge, Unmengen leerer Flaschen und viele Glasscherben. Dazu kommen zertrampelte Grünflächen und nach Urin stinkende Gebüsche. Die Polizei stellte fünf Mischpulte, einen Laptop, mobile Lautsprecher und einen faltbaren Bollerwagen mit Musikequipment sicher. Außerdem schrieb sie fünf Anzeigen wegen unzulässigen Lärms.
Er empfinde das Verhalten der Partyszene als "zutiefst asozial", sagte der Neuköllner Gesundheitsstadtrat Falko Liecke dem Berliner "Tagesspiegel". Zum einen würden sich die Feiernden der Gefahr der Ansteckung aussetzen und damit auch andere anstecken. Zudem würden ohne Rücksicht auf andere der Park vermüllt und die Grünflächen zerstört. "Das ist egoistisch und nicht mehr zu akzeptieren", sagte Liecke. Die Polizei müsse solche Veranstaltungen dauerhaft unterbinden, solange es keinen legalen Ort für Partys mit begrenzter Teilnehmerzahl gäbe. "Vielleicht wäre das Tempelhofer Feld geeignet dafür", so Liecke.
Tatsächlich wollen sich Kultursenator Klaus Lederer, Wirtschaftssenatorin Ramona Pop und mehrere Berliner Bezirksbürgermeister dafür einsetzen, dass die Stadt offiziell Grünflächen für solche Veranstaltungen zur Verfügung stellt. Doch die Idee gibt es schon seit Juni, der Sommer geht langsam in den Endspurt und den Kommentaren zu entsprechenden Artikeln ist zu entnehmen, dass es schwer wird, Grünflächen für nächtliche Partys gegen den Widerstand der Anwohner durchzusetzen. Schließlich ist der Feierbedarf der Berliner Partyszene weit größer als ein mögliches Angebot der Stadt sein könnte.
Riskante Indoor-Partys

Ein Mitarbeiter des Ordnungsamts und ein Polizeibeamter auf Kontrollgang am Rosenthaler Platz in Berlin-Mitte.
(Foto: picture alliance/dpa)
Derweilen finden in Berlin auch immer mehr Partys indoor in Bars und Restaurants statt. So zeigte ein Beitrag des RBB, wie in Berlin-Mitte rund um die Torstraße ohne Rücksicht auf Abstands- und Hygieneregeln getanzt und gefeiert wird. Nachdem Bezirksbürgermeister Stephan von Dassel in einem offenen Brief verstärkte Kontrollen und Bußgelder "in maximal rechtlich zulässiger Höhe" angekündigt hatte, kontrollierten Vertreter des Ordnungsamts und fünf Polizisten am Freitag unter Begleitung von Pressevertretern tatsächlich drei Bars und drei Spätverkaufsläden und zeigten 50 Ordnungswidrigkeiten an.
Zuvor hatten sich in einem Großraum-Restaurant am Alexanderplatz mindestens 13 Menschen mit dem Coronavirus infiziert. Laut Pressemitteilung des Bezirksamts wurde dort "ohne Einhaltung der Abstandsregelungen getanzt und gefeiert". Insgesamt passen rund 1200 Personen in das Restaurant, Zeugenberichten zufolge sei es voll gewesen.
Die Nachverfolgung der Infektionskette gestaltetet sich schwierig, da die Kontaktliste unvollständig und zum Teil mit falschen Angaben ausgefüllt worden sei, so das Bezirksamt. Erschwerend kommt hinzu, dass die Quelle des Ausbruchs drei Personen aus Münster sind, und den kooperierenden Gesundheitsämtern nach waren unter den Gästen des Restaurants zahlreiche weitere Besucher aus Brandenburg und anderen Teilen Deutschlands.
Wenn man mit Insidern der Berliner Partyszene spricht, weiß man, dass sehr häufig Kontaktlisten gar nicht, schlampig oder bewusst falsch geführt und Abstands- und Hygieneregeln ignoriert werden. Man erfährt auch, dass immer mehr Touristen wieder nach Berlin kommen, weil sie erfahren haben, hier könne man feiern. So sagte eine Barkraft ntv.de, eine Gruppe habe ihr gesagt, eigentlich Mallorca als Ziel gehabt zu haben. Dann habe man aber gehört, dass in Berlin die Party abgeht, und die Pläne geändert. Wenn die Stadt also nicht aufpasst, könnte sie zum europäischen Dreh- und Angelkreuz einer zweiten Welle werden, während deutsche Behörden vor Reisen ins Ausland warnen.
Quelle: ntv.de, kwe